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Chlor im Trinkwasser – gefährlich oder nicht?

Vitalhelden Redaktion
Aktualisiert: 2. März 2023
Lesedauer: 5 Minuten

Um das Trinkwasser in Deutschland möglichst rein zu halten, führen die regionalen Wasserwerke tagtäglich eine Reihe von Maßnahmen durch. Zur Einhaltung von Grenzwerten werden einerseits Filterungen und andererseits auch Reinigungsprozesse durchgeführt. Im Sinne der Desinfektion kommt dabei insbesondere Chlor zum Einsatz.

Chlor im Trinkwasser ist insofern keine Seltenheit, allein die Intensität der Chlorung schwankt je nach Beschaffenheit des Wassers und Belastung durch Schadstoffe. Wenn Verbraucher dann hin und wieder einen Chlorgeruch wahrnehmen, sind sie sich über die Reinheit des Trinkwassers unsicher. Wie gefährlich ist Chlor im Leitungswasser also oder kann es bedenkenlos getrunken werden?

Das chemische Element Chlor

Zunächst ein allgemeiner Exkurs zu dem Element an sich: Chlor ist ein grüngelbes und für den Menschen giftiges Gas. Es entwickelt bei Verbindung mit anderen Substanzen oft einen stechenden Geruch und ist mäßig im Wasser löslich. Chlor ist in Form von Gas tödlich und wurde schon im Ersten Weltkrieg als Waffe verwendet. Allein 0,5 bis 1 Prozent Chloranteil in der Atemluft führen zum Tod. [1]

Im reinen, flüssigen Zustand kann es zum Beispiel Ätzungen hervorrufen. In Verbindung mit Wasser ist Chlor weniger schädlich und wird deshalb unter anderem für die Reinigung des Leitungswassers verwendet. Sehr bekannt ist Chlorgeruch insbesondere auch aus Schwimmbädern, wo es zur Desinfektion dem Wasser hinzugegeben wird.

Wie kommt Chlor ins Trinkwasser?

Chlor ist vergleichsweise günstig und universell einsetzbar. Schon deshalb wird es von Wasserwerken als Desinfektionsmittel für das gesamte Wassernetz genutzt. Im speziellen werden damit Keime und andere organische Verunreinigungen unschädlich gemacht. Aber auch als meist verwendete Chemikalie in der chemischen Industrie gelangt es regelmäßig ins Abwasser und so teilweise in den gesamten Wasserkreislauf.

In geringen Mengen kommt Chlor aber auch ständig über deutsche Haushalte ins Abwasser und folglich ins Trinkwasser. Denn viele verschiedene Reinigungsmittel und speziell Produkte zur Rohrreinigung enthalten Chlorverbindungen.

Insgesamt werden jährlich etwa 40 Millionen Tonnen der Chemikalie für verschiedene Zwecke genutzt. Auf natürliche Weise kommt das organische Chlor in der Natur nicht vor, weshalb dessen Abbau auf natürliche Weise nur langsam oder gar nicht stattfindet.

Übrigens:

In der Wasserversorgung beziehungsweise -aufbereitung wird zwischen verschiedenen Abwasserarten differenziert. Eine davon ist das industrielle Abwasser. Die dort intensivere chemische Reinigung findet je nach Notwendigkeit getrennt vom häuslichen Abwasser statt.

Ist die Chlorung von Trinkwasser gesundheitsschädlich?

Obwohl die Substanz also auf vielfältige Art sehr gefährlich sein kann, ist sie also im Trinkwassersystem keinesfalls verboten sondern gängiger Bestandteil. Die deutsche Trinkwasserverordnung sieht für Chlor einen Grenzwert von 0,3 Milligramm pro Liter vor. Damit sei also eine für die menschliche Gesundheit zumutbare Toleranz eingehalten. [2]

Im Wasser kann Chlor außerdem weitere Verbindungen eingehen. Das Halogen ist sogar sehr reaktionsfreudig und reagiert auch mit tierischem und pflanzlichem Gewebe, wobei es dieses gewissermaßen zerstört. Deswegen wird beim Umgang mit Chlor auch stets vor Verätzungen und ähnlichen Risiken gewarnt.

Inwiefern Chlor im Trinkwasser gefährlich ist, hängt also sehr von der Konzentration ab. Sofern es sich um Mengen handelt, die deutlich unter dem Wert in der Trinkwasserverordnung liegen, besteht für die meisten Menschen zumindest keine akute Gefahr. Wenn allerdings das Leitungswasser nach Chlor riecht und dies auch recht stark der Fall ist, ist zumindest Vorsicht geboten. Zum Beispiel könnte auch beim Duschen über den Dampf Chlordioxid eingeatmet werden, was als giftig gilt und schnell behandelt werden sollte. [3]

Kaum Aussagen zu Langzeiteffekten von Chlorwasser

Während die Wasserversorger entwarnen und Chlor als unbedenklich einstufen, zeigen andere Studien und Erfahrungen, dass chlorhaltiges Trinkwasser sehr ungesund sein kann und bedeutsame Risiken mit sich bringt. Eine Studie der Universität Birmingham beispielsweise zeigte einen Zusammenhang zwischen dem Konsum von chloriertem Leitungswasser während der Schwangerschaft und einem erhöhten Risiko für Geburtsfehler auf. [4]

Somit gilt: Auch wenn die Konzentrationen des Stoffes im Trinkwasser sehr gering sind, ist eine völlige Unbedenklichkeit nicht gegeben. Vielmehr müsste eher auf Langzeitfolgen geachtet werden. Besonders Kinder im Mutterleib und in der Stillphase sind stark gefährdet.

Ähnlich wie Schwangere und Kinder dürften entsprechend auch Senioren und chronisch kranke Menschen mit geschwächtem Immunsystem eine Risikogruppe darstellen. Wer als solches eine starke Chlorung seines Trinkwassers bemerkt, sieht vom Genuss vorerst besser ab.

Letztlich zeigt auch das Umweltbundesamt potentielle Gefahren auf. So wurde auf die Möglichkeit der Asthma-Entwicklung bei entsprechenden Risikogruppen durch Trichloramin, einem Reaktionsprodukt von Chlor, hingewiesen. [5]

Übrigens:

An sich besitzt Chlor eigentlich keinen Geruch. Erst wenn es zur Verbindung mit anderen organischen Stoffen kommt, bewirkt das entstandene Trichloramin den typsichen Chlor-Geruch. In Schwimmbädern etwa reagiert Chlor unter anderem mit Harnstoff.

Sind Wasserfilter für gechlortes Trinkwasser sinnvoll?

Eine wahrnehmbare Chlorung des Leitungswassers zeigt Verbrauchern zweierlei Dinge auf: Erstens, dass in diesem Wasser (zumindest vor der Chlorzugabe) viele Bakterien und Keime aktiv waren und zweitens, dass eben viel Chlor enthalten ist. Beides sind Phänomene, die für Trinkwasser freilich wenig wünschenswert sind. Insofern bietet es sich hier an, mittels Wasserfilter das Wasser von all diesen Inhaltsstoffen zu befreien und auch den Chlorgeruch zu beseitigen.

Dafür gibt es die Möglichkeit der Aktivkohle-Filter, Umkehrosmose oder Ionenaustausch. Ionentauscher entziehen dem Wasser negativ geladene Chlor-Ionen und ersetzen sie durch ungefährliche Ionen. Dadurch wird das Wasser von den entsprechenden Verbindungen befreit. Bei der Umkehrosmose wird Wasser mit einer elektrischen Pumpe durch eine sehr feine Membran geleitet. Größere Moleküle wie die Chlorverbindungen werden zurückgehalten und somit dem Trinkwasser entzogen.

Die Filterung mittels Aktivkohle-Block hingegen ist ein natürlicher Filterprozess, ähnlich wie er in der Natur stattfindet. Durch die feinporige Oberfläche der Aktivkohle werden dem Wasser eine Vielzahl von Schadstoffen entnommen – inklusive Chlorverbindungen. Ein positiver Effekt dabei ist, dass der Mineralstoffgehalt unverändert bleibt.

Fazit

Dass Chlor in verschiedenster Form für den Menschen sehr gefährlich ist, ist allgemeiner Konsens. Nichtsdestotrotz findet es als günstiges Mittel zur Desinfektion im Trinkwassernetz weiterhin Anwendung. Dabei wird oft auf den festgelegten geringen Grenzwert hingewiesen und das so minimal dosiertes Chlorwasser unbedenklich sei.

Spätestens wenn gechlortes Wasser entsprechend riecht, ist es mit dem Trinkgenuss allerdings ohnehin vorbei. Denn damit ist das Wasser nicht nur weniger bekömmlich sondern vielmehr auch potentiell gefährlich. Speziell für Schwangere, Kleinkinder und chronisch immungeschwächte Menschen ist dies der Fall. Bisher ist der Einsatz von Chlor zur Wasseraufbereitung leider noch unumgänglich.

Abhilfe schaffen derweil private Wasserfilter. Mit einem Aktivkohle-Wasserfilter zum Beispiel werden Chlorverbindungen und auch andere Schadstoffe effizient aus dem Leitungswasser entfernt, während wiederum Mineralstoffe erhalten bleiben. Somit riecht und schmeckt das Wasser wieder, wie es sollte.

Quellen & Weiterführende Informationen
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