Der Konsum von Leitungswasser aus dem Wasserhahn wird zunehmend zum Trend. Verbraucher sparen sich damit die Kosten und Mühen von Wasserflaschen aus dem Supermarkt. Daher ist auch die Wasserqualität der heimischen „Rohrperle“ für immer mehr Menschen von Interesse. Wie deren Beschaffenheit tatsächlich zu messen ist, wissen indes die wenigsten.
Wer sich nun näher informiert, stößt schnell auf den sogenannten TDS Wert. Vermeintlich soll dieser ein Leitwert für die Güte eines Wassers sein. Nicht zuletzt Befürworter von Osmose-Filteranlagen argumentieren, dass ein niedriger Wert für gesundes Wasser steht. Im folgenden zeigt sich jedoch, dass es mehr braucht, um tatsächlich die Wasserqualität messen zu können.
Die Abkürzung TDS steht für „Total Dissolved Solids“, was übersetzt so viel wie „Menge gelöster Feststoffe“ bedeutet. Angegeben wird diese Menge in der Regel mit einem PPM Wert, was wiederum für „Parts per Million“ (Teile pro Million) steht. Genau 1 ppm hieße beispielsweise, dass auf eine Million Wassermoleküle ein Feststoffmolekül kommt.
Die Funktionsweise eines TDS Messgerätes ist schnell und einfach erklärt. Tatsächlich wird nämlich nichts anderes als die Leitfähigkeit des Wassers gemessen. Daher geben viele Geräte das Ergebnis auch in µS (Mikrosiemens) an. Mikrosiemens ist eine Einheit für den elektrischen Leitwert eines Stoffes.
Übrigens...
In den meisten Fällen werden TDS Werte direkt in PPM angegeben. Erfolgt eine Angabe in µS, lautet eine Faustformel zur annähernd korrekten Umrechnung:
2 µS/cm = 1ppm = 1mg/l
Anhand dieser Art der Messung ist offenkundig, dass TDS, PPM und µS sich allesamt einzige auf elektrisch leitfähige Moleküle im Wasser beziehen. In der Praxis sind das also hauptsächlich Mineralien, Salze und Metalle, welche im Trink- und Leitungswassersystem vorkommen können. Eben diese werden von Wasserfilter entfernt.
Wer sich für eine Messung daheim nun ein Gerät zulegen möchte, wird entweder beim Elektronik-Fachhändler oder natürlich im Internet schnell fündig. Generell unterscheiden sich die Geräte kaum von einander und die Funktions- sowie Bedienungsweise ist ähnlich. Da es vielfach schon Angebote für unter 10 Euro gibt, spricht auch nichts gegen eine Anschaffung. Allerdings: Zur Einordnung der Ergebnisse am besten erst einmal weiter lesen.
Wie eingangs erwähnt, wird mit einem niedrigen TDS bzw. PPM Wert häufig auch direkt gesundes Wasser assoziiert. Während diese Verbindung nicht absolut falsch ist, so birgt sie dennoch einen Trugschluss. Denn hierbei besteht eine Diskrepanz zwischen Quantität und Qualität oder anders gesagt: Wer nur ermittelt, wie viele Feststoffe im Wasser sind, weiß noch immer nicht welche.
Angenommen also ein Wasser hätte einen PPM Wert von 800, dann könnte es sich dabei durchaus um einen hohen Anteil von Metallen wie Kupfer oder gar Blei handeln. Das wäre selbstverständlich äußerst gesundheitsgefährdend. Andererseits ließe sich ein nahezu reiner Wert von 0 PPM allein durch Zugabe einer Prise Kochsalz auf jene 800 bringen.
Solch leicht salziges Wasser mag gewiss geschmacklich fragwürdig sein aber keineswegs gesundheitsschädlich oder qualitativ schlecht. Diesen Eindruck vermittelt jedoch die Messung mit einem TDS Gerät, sofern man diversen Ratgebern und einigen Anbietern von Wasserfilteranlagen glaubt.
Ob jene Stoffe, welche den TDS Wert hauptsächlich in die Höhe treiben, wird nun immer wieder diskutiert. Neben Schwermetallen wie Kupfer und Blei, die definitiv gefährlich sind, stehen dabei Mineralien wie Natrium, Magnesium und Kalzium zur Debatte. Einerseits liegt auf der Hand, dass der Mensch diese Mineralstoffe braucht.
Andererseits allerdings wird argumentiert, dass zu viele dieser Stoffe den Körper belasten und daher besser gefiltert werden sollten. Tatsächlich ist es so, dass allein 100g Emmentaler Käse so viel Magnesium und Kalzium enthält wie etwa 10 Liter ungefiltertes Leitungswasser. An sich wird der Bedarf an Mineralien und Spurenelementen ohnehin durch eine ausgewogene feste Nahrung gedeckt.
Die Frage danach, ob deren Filterung aus Leitungswasser mit einem mäßig hohem PPM Wert notwendig ist, wird letztlich also obsolet. Zumindest gilt das aus gesundheitlicher Sicht. Was den subjektiv empfundenen Geschmack betrifft, so nehmen sämtliche Stoffe im Wasser in jedem Fall einen Einfluss.
Während also ein bloßer TDS Wert eher wenig über die generelle Qualität eines Wassers aussagt, sind in der Praxis dennoch Grenzen festgelegt. Für Verbraucher lohnt es sich also, sich die ein oder andere PPM Tabelle anzuschauen. Wer anschließend sein Leitungswasser mittels TDS Gerät misst, weiß, in welchem Rahmen er sich befindet. Hier einige Beispiele:
Gebiet bzw. Institution | Festgelegter Grenzwert |
---|---|
Richtlinie der EU für Trinkwasser | 200 PPM |
Krisengebiete nach WHO | 375 PPM |
Leitungswasser in Deutschland | 1400 PPM |
Leitungswasser in den USA (Empfehlung) | 500 PPM |
Es zeigt sich da bereits, dass teils gravierende Unterschiede hinsichtlich der empfohlenen beziehungsweise erlaubten Höchstwerte bestehen. Insbesondere Deutschland orientiert die Wasserqualität entsprechend der Trinkwasserverordnung an weit mehr Kriterien als nur dem TDS Wert. [1]
Übrigens...
In Deutschland liegt der TDS Wert des Leitungswassers meist zwischen 200 und 500 PPM. In München beispielsweise lag er zuletzt bei 269 PPM. [2]
Quellwasser besitzt indes weniger als 100 PPM, während Mineralwasser aus dem Supermarkt zumeist mehrere hundert PPM aufweist.
Wie erwähnt, kann ein TDS Wert an sich keine Auskunft darüber geben, um welche gelösten Stoffe es sich handelt. Daher wird teilweise argumentiert, dass es nicht falsch sein kann, generell so wenig wie möglich PPM zu bewirken. Denn ein Wasser mit fast 0 PPM kann eben auch fast gar keine Metalle oder ähnliche Schadstoffe enthalten.
Diese Behauptung mag auf der einen Seite tatsächlich richtig sein. Jedoch darf nicht vergessen werden, dass Wasser ohne jegliche Mineralien für den Menschen giftig wirkt. Denn solch demineralisiertes Wasser entzieht wiederum per Osmose die Mineralien aus den Zellen des Körpers. Über einen langen Zeitraum hinweg wäre das sehr gefährlich.
Es liegt nun auf der Hand, dass ein bloßer TDS Wert, eine Mikrosiemens Wasser Tabelle, eine PPM Messung usw. keinen Aufschluss über die tatsächliche Wasserqualität gibt. Denn all diese Informationen basieren auf der Leitfähigkeit des getesteten Wassers. Demzufolge bleiben nicht leitfähige Stoffe unbeachtet.
Genau das ist der Aspekt, bei dem viele Filteranlagen an ihre Grenzen kommen. Denn neben Schwermetallen sind es vor allem Pestizide, Fungizide, Hormone, Rückstände von Medikamenten und nicht zuletzt Mikroplastik, die sich als Schadstoffe im Wasser befinden können. Die Wege, die solche Stoffe in und durch das Wasser nehmen können, sind vielfältig.
So gelangen Pestizide und Fungizide etwa über die Agrarwirtschaft in das Grundwasser beziehungsweise auch in die Atmosphäre und letztlich in den Wasserkreislauf. Ebenso verhält es sich mit Mikroplastik, hormonellen Substanzen und Medikamenten, die von arglosen Menschen unsachgemäß entsorgt werden.
Übrigens...
Mikroplastik ist längst ein globales Umweltproblem, das nicht zuletzt durch den Wasserkreislauf vorangetrieben wird. Studien konnten beispielsweise bereits kleinste Plastikteile am Nordpol nachweisen, weit weg von ihrem Ursprungsort. [3]
Dank der Trinkwasserverordnung fungieren deutsche Kläranlagen bei alledem zwar als gutes Filtersystem, doch kann eine absolute Effizienz und Sicherheit nicht gewährleistet sein. Dies ergibt sich einerseits aus immer neuen Stoffen und andererseits aus der Vielfältigkeit. Beispielsweise wird Aspirin sehr leicht biologisch abgebaut, während Diclofenac nur schwer abgebaut wird und langlebig ist.
Daher weisen Experten immer wieder darauf hin, dass die Entsorgung von Medikamenten über die Klospülung sowohl der Umwelt als auch den Menschen direkt schaden kann. Doch auch beim Duschen, Händewaschen und dem ganz normalen Klogang werden Rückstände in den Wasserkreislauf befördert. Aufgrund des steigenden Durchschnittsalters und so vermehrtem Medikamentengebrauchs kann daraus ein enormes Risiko entstehen. [4]
Wie schon erwähnt wurde, kann ein TDS Messgerät schnell und kostengünstig angeschafft werden und ist dann ebenso einfach bedient. So lässt sich zumindest einmal der Leitwert des heimischen Trinkwassers in Mikrosiemens oder PPM bestimmen. Doch das sollte aus bereits aufgeführten Gründen vorerst nur eine vage Deutung der Wassergüte sein.
Vorab lassen sich außerdem Informationen über die Trinkwasserqualität beim zuständigen Gesundheitsamt oder Wasserversorger einholen. Gemäß Trinkwasserverordnung, Paragraf 21 Absatz 1, sind die Versorger sogar verpflichtet Analysedaten und Informationen zur Beschaffenheit bereitzustellen. [1] In vielen Fällen geschieht dies online oder gegebenenfalls eben auf Nachfrage.
Wohlgemerkt stehen all jene Angaben der Wasserversorger stets nur für deren Zuständigkeitsbereich. Das heißt, ab der Wasseruhr eines jeweiligen Haushaltes kann die Qualität des Wassers wiederum etwa durch die Beschaffenheit der heimischen Rohre beeinträchtigt werden. Ebenso gibt es keine Prüfungen von Hausbrunnen, sodass auch dort Verbraucher auf sich gestellt sind.
Von Bedeutung für die tatsächliche Qualität des Wassers, das letztlich aus dem Hahn kommt, ist zudem der pH-Wert. Denn ein eher saures Wasser mit einem pH-Wert von unter 7,0 neigt dazu Kupfer aufzunehmen. Liefert der Versorger solches Wasser und sind Kupferrohre im Haus verbaut, ist die Wassergüte definitiv beeinträchtigt.
Zur Bestimmung des Säuregrades reicht entweder die Angabe seitens des jeweiligen Wasserversorgers oder aber ein Lackmustest. Einen solchen Test erhält man in vielen Apotheken aber auch einfach im Internet. Die gängigste Variante ist der Test mit Lackmuspapier. Dabei wird ein Lackmus-Papierstreifen in das Wasser gehalten und nach wenigen Momenten zeigt die Färbung den pH-Wert des Wassers an.
All die bisher genannten Messungen, Tests und Informationsmöglichkeiten bleiben jedoch zu einem gewissen Grad ungewiss. Denn, dass die Trinkwasserverordnung nur bis zur Wasseruhr gilt, hat seinen Grund. Die Installationen im eigenen Haushalt können das Leitungswasser noch einmal entscheidend beeinflussen.
Um also auf der sicheren Seite zu sein, hilft letztlich nur eine Wasseranalyse durch einen entsprechenden Dienstleister oder gegebenenfalls durch den Wasserversorger. Dafür braucht es in der Regel nur eine kleine Probe des Leitungswassers, während jedoch der Umfang und die Kosten für die Analyse unterschiedlich ausfallen.
Übrigens...
Inzwischen gibt es zahlreiche Anbieter für Wasseranalysen und Wassertests. Teilweise bieten sogar Wasserversorger diesen Service. Die Kosten und der Umfang unterscheiden sich jedoch stark und nicht immer wird auf sämtliche Stoffe getestet. Für Schwangere und Haushalte mit Säuglingen bieten sich indes Wassertests auf Schwermetalle, besonders Blei, in jedem Fall an.
Allerdings stellt eine Wasseranalyse immer nur eine einzelne Momentaufnahme dar, die nicht günstig ist, nur einen Bruchteil aller möglichen Verunreinigungen prüfen kann und auch nicht nachhaltig schützt.
Wer tatsächlich die Kosten für eine ganzheitliche Wasseranalyse aufbringt, wird in Deutschland in aller Regel dann ein Ergebnis bekommen, dass dem Rahmen der Trinkwasserverordnung entspricht. Denn Bleirohre kommen kaum noch vor und auch bei Kupferrohren sorgen die Wasserversorger für den passenden Säuregrad.
Je nach Region und Wohnsituation kann es natürlich dennoch zu grenzwertigen Messungen kommen. Außerdem sind, wie erwähnt, Nutzer eines Hausbrunnens oder selbst umgebauter Rohrsysteme im Haus mehr in der Eigenverantwortung. Gerade jene aber auch generell alle Verbraucher profitieren somit in jedem Fall von einem Wasserfilter.
Statt also überhaupt erst die Wasserqualität messen zu lassen, TDS und PPM zu begutachten, lohnt sich die direkte Verbesserung der Güte. Damit ist in jedem Fall sichergestellt, dass das Wasser zum einen mit niedrigen PPM ausfällt und zum anderen auch die davon nicht betroffenen Schadstoffe so viel wie möglich entfernt werden.
Noch einmal sei darauf hingewiesen, dass durch Wirtschaft, Industrie, Pharmazie und die Gesellschaft an sich stets und ständig verschiedenste Stoffe in den riesigen Wasserkreislauf gelangen. Dass die zuständigen Institutionen dabei eben keine absolute Risikofreiheit für Verbraucher garantieren können, liegt somit auf der Hand.
Mit einem privaten Wasserfilter im heimischen Haushalt wird dahingehend Unterstützung geleistet. Nicht zuletzt tun sich Nutzer damit aber auch in Sachen Geschmack etwas gutes. Viele kennen schon den Unterschied der Geschmäcker von Leitungswasser in der Großstadt und in ländlichen Regionen. Ordentlich gefiltertes Wasser ist in dieser Hinsicht noch einmal ein ganz neues Erlebnis.
Dieses schätzen bereits viele Nutzer und würden kaum mehr auf ungefiltertes Leitungswasser umsteigen. Aufgrund der vielen verschiedenen praktischen Optionen wie Auftisch-, Untertisch- oder sogar Outdoorfilter ist das auch nicht mehr nötig.
Leitungswasser enthält immer eine Vielzahl unterschiedlicher Stoffe. Unter anderem sind das Moleküle fester Stoffe wie Mineralien oder Salze aber auch gefährliche Schwermetalle. Deren Menge wird als TDS Wert (Total Dissolved Solids = Summe gelöster Feststoffe) zumeist in PPM (Parts Per Million = Teile pro Million) angegeben.
Zur Bestimmung des TDS bzw. PPM Wertes wird die Leitfähigkeit des Wassers gemessen. Deren Einheit ist zunächst Mikrosiemens, was TDS Geräte in der Regel direkt in PPM umrechnen. Für private Verbraucher ist dies hinreichend aussagekräftig, während Experten und Analytiker eher den korrekten Leitwert in Mikrosiemens nutzen.
Mineralwasser aus dem Supermarkt hat durchschnittlich 500 bis 800 PPM. Das ergibt sich aus den Mineralien, die das Wasser enthält. Leitungswasser sollte demnach nicht höher ausfallen. Vollständig entmineralisiertes Wasser mit annähernd 0 PPM wirkt allerdings für den menschlichen Körper giftig und sollte daher nicht das Ziel sein.
Da mit den Werten nur gelöste Feststoffe berücksichtigt werden, bleiben andere Schadstoffe wie Pestizide, Hormone oder Arzneimittelrückstände unbeachtet. Eine absolute Aussage für die Wassergüte trifft eine PPM Tabelle, ganz gleich wie hoch oder tief die Werte ausfallen, somit nicht. Sinnvoller ist dagegen eine ganzheitliche Wasseranalyse.
Tatsächlich verleihen Mineralien wie Natrium, Kalzium und Magnesium dem Wasser je nach Konzentration einen bestimmten Geschmack. Daher empfinden die meisten den Geschmack von entmineralisiertem Wasser mit sehr wenig PPM als schlecht.
[1] Bundesbehörden (2016): Verordnung über die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch (Trinkwasserverordnung – TinkwV 2001). URL: https://www.gesetze-im-internet.de/trinkwv_2001/BJNR095910001.html
[2] Stadtwerke München (2022): Münchner Trinkwasser-Analysewerte. Stand: Januar 2022. URL: https://www.swm.de/dam/doc/wasser/trinkwasser-analysewerte.pdf
[3] Markus Brauer, Stuttgarter Nachrichten (2019): Am Nordpol schneit es Mikroplastik https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.umweltverschmutzung-am-nordpol-schneit-es-mikroplastik.913d9d27-1032-4f06-96a5-582bb608ed8f.html
[4] Bundesbehörden (2021): Arzneimittelrückstände in der Umwelt https://www.umweltbundesamt.de/daten/chemikalien/arzneimittelrueckstaende-in-der-umwelt
Schmeckt ihr Wasser auch nicht?
Erhalten Sie mit Anmeldung für unseren Newsletter einen exklusiven Einstiegsratgeber in das Thema Wasser und Filterung - und zwar komplett kostenlos.
Zum Schutz dieser Webseite muss leider zur Benutzung des Formulars der Service von Google reCAPTCHA geladen werden.
Google reCAPTCHA Datenschutzerklärung
Sie können den Newsletter jederzeit kostenlos abbestellen. Die Kontaktdaten hierzu finden Sie in unserem Impressum oder direkt im Newsletter.