Die basische Ernährung ist ein alternativmedizinischer Trend, der zwar schon seit Jahrzehnten bekannt ist aber aktuell mehr Aufmerksamkeit denn je bekommt. Ein Grund dafür ist unter anderem, dass sich immer mehr Menschen bewusst mit der Ernährung auseinandersetzen und die Folgen einer ungesunden und falschen Ernährung immer offensichtlicher werden – gesundheitliche Nachteile inklusive.
So einfach die basische Ernährung im Prinzip umzusetzen ist, so komplex ist doch eigentlich ihre zugrundeliegende wissenschaftliche Basis. Gemeint ist damit der sogenannte Säure-Basen-Haushalt des Körpers. Ganz erforscht ist dieser auch bis heute nicht aber die bestehenden Erkenntnisse reichen schon aus, um die basische Ernährungsweise als allzu logisch einzustufen. Einige der wichtigsten Punkte sind im folgenden zusammengefasst.
Mit einer basischen oder basenüberschüssigen Ernährung ist gemeinhin ganz einfach die Konzentration auf Lebensmittel gemeint, welche im Körper zur Basen- statt Säurebildung führen. Die Begriffe basisch und basenüberschüssig werden dabei oftmals synonym benutzt, wobei eigentlich aber durchaus ein Unterschied besteht. Eine rein basische Ernährung verzichtet entsprechend vollständig auf alle Nahrungsmittel, welche die Säureproduktion fördern beziehungsweise vermehrt Säuren liefern.
Die basenüberschüssige Ernährung hingegen erlaubt zu einem geringen Teil auch Säurebildner im Speiseplan. Ein Richtwert, der oftmals empfohlen wird, ist das Verhältnis von 80 zu 20 an Basen zu Säuren. Vorteilhaft an basenüberschüssigen Gerichten ist freilich, dass sie eine größere Vielfalt an Zutaten ermöglichen und mit dem besagten Verhältnis eben auch ungefähr dem des menschlichen Körpers entsprechen.
Dass die vielen Prozesse und Strukturen des menschlichen Organismus noch lange nicht vollständig ergründet sind, liegt an dessen Komplexität. Bekannt ist allerdings bereits, dass in den verschiedenen Körperregionen jeweils ein unterschiedlicher pH-Wert vorherrscht. Der Magen beispielsweise funktioniert in einem stark sauren Milieu und auch die Oberfläche der Haut ist leicht sauer.
Zum größten Teil besteht im Körper jedoch ein eher basisches Klima. Schon allein das Blut, das durch den ganzen Körper fließt, besitzt natürlicherweise einen pH-Wert von etwa 7,4. Bereits geringe Abweichungen (unter 7,35 oder über 7,45) stellen ein Krankheitsbild dar. [1] Demzufolge ist der Körper stets bestrebt, die jeweiligen pH-Werte konstant zu halten. Die Gesamtheit all dessen wird allgemein Säure-Basen-Haushalt genannt.
Tatsächlich kann der Säure-Basen-Haushalt auch aus dem Gleichgewicht geraten und der Organismus (oder Teile davon) zu basisch oder zu sauer sein. Bei ersteren spricht man von einer Alkalose und bei letzterem von Azidose oder gemeinhin auch Übersäuerung. Zu einer Alkalose kommt es eher selten, da viele natürliche Körperfunktionen schon an sich zu einer Produktion von Säuren führen.
Demzufolge ist die Azidose, die Übersäuerung, eine eher bekannte Störung, bei der der pH-Wert des Blutes letztlich abfällt. Gründe dafür könnten einerseits eine absolute Unterversorgung mit Basen sein und andererseits eine länger anhaltende Störung des körpereigenen Säure-Basen-Ausgleichs. Dieser Ausgleich wird auch Puffersystem genannt und funktioniert mehrteilig.
Damit eventuelle Schwankungen im pH-Wert des Blutes ausgeglichen werden können, besitzt das Blut ein Kohlensäure-Bicarbonat-System als sogenannten Puffer. Zudem können das Hämoglobin und Phosphorproteine im Blut Säuren auffangen und weiter transportieren. Dies tun sie kurzfristig zur Lunge und mittelfristig zur Niere. Akut kann also über die Atmung Säure in Form von CO2 ausgeschieden werden. Dafür intensiviert der Körper notfalls automatisch die Atemtiefe und Atemfrequenz.
Über die Niere wiederum werden Säuren ausgeschieden, die aus länger dauernden Stoffwechselprozessen entstehen oder an sich schwieriger zu verstoffwechseln sind – also all jene, die nicht direkt über die Atmung ausgestoßen werden können. In sehr kleinen Mengen vermag der Körper außerdem über den Schweiß und den Darm Säuren auszuscheiden. [2]
Eine weitere Möglichkeit, wie der Körper Säuren neutralisiert liegt zudem in körpereigenen Mineraldepots. Diese liegen zum Beispiel in den Knochen, Haaren, Zähnen und Organen. Mineralstoffe sind basisch und können daher Säuren entgegen wirken. Allerdings benötigt der Organismus solche Stoffe selbst für viele verschiedene Körperfunktionen, sodass ein Säure-Ausgleich über die Depots nachteilig ist.
Aus diesem Grund weisen Experten inzwischen auf die Risiken einer schwachen aber dauerhaften Übersäuerung, die sogenannte latente Azidose, hin. Bei dieser ist der Säure-Basen-Haushalt des Körpers ständig übermäßig gefordert, sodass es zum Bedarf der besagten Depots kommt. Die Folgen davon können gemäß Expertenmeinungen vielfältig und zum Beispiel Migräne, Energieverlust, Schmerzprobleme und sogar Osteoporose sein.
Da außerdem die Nierenleistung im Laufe des Lebens abnimmt und auch die Lunge unter Umständen stark an Effizienz einbüßt, ist die Risiko einer latenten Azidose im höheren Alter (oder bei entsprechenden Funktionsstörungen von Lunge und Niere) noch umso höher. [3]
Damit es nun also nicht zu einer Übersäuerung jedweder Art kommt, wird von Vertretern der basischen Ernährung empfohlen, entsprechend so sehr wie möglich auf säurebildende Faktoren zu verzichten. Das ist vor allem auf die Nahrung bezogen. Lebensmittel lassen sich in basenbildend und säurebildend einteilen. Basenbildend sind vor allem sämtlich Obst- und Gemüsesorten, während tierische Produkte stark säurebildend wirken. Außerdem sind Getreideprodukte schwach säurebildend.
Während Basen fast ausschließlich über die Nahrung in den Körper gelangen, geht die Bandbreite der Säurebildner darüber hinaus. Denn der Mensch produziert Säuren innerlich schon ganz natürlich selbst und zwar bei jeder Muskeltätigkeit. Entsprechend sind nicht zuletzt schwer arbeitende Menschen und Sportler einer höheren Säurelast ausgesetzt.
Überdies gilt vor allem Stress als säurebildender Faktor und ebenso auch langanhaltende Traurigkeit bis hin zur Depression. Außerdem befördern Angewohnheiten wie das Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum ständig und in bedeutendem Maße Säuren in den Körper (und belasten dabei Lunge und Niere umso mehr).
Wie eingangs erwähnt, gibt es neben der rein basischen Ernährung auch die basenüberschüssige Ernährung, welche säurebildende Lebensmittel zu gewissen Teilen toleriert. Empfehlenswert ist es, dafür auf sogenannte gute Säurebildner zurückzugreifen. Als gute Säurebildner werden jene bezeichnet, die nur eine schwache Säurewirkung haben und zudem aber einen Mehrwert in Form von wichtigen Nährstoffen, Vitaminen, Enzymen und so weiter bieten.
Solche gute Säurebildner sind entsprechend bei den pflanzlichen Vertretern zu finden. Beispielhaft sind Hafer und Dinkel, Linsen und Erbsen sowie diverse Nusssorten. Tierische Produkte gelten dagegen fast durchweg als schlechte, weil starke, Säurebildner. Ausnahmen sind allerdings Vollmilch und Eiweiß.
Bei einer tatsächlichen (und nicht latenten) Azidose wird deren Nachweis über eine Blutgasanalyse geliefert. Zu einer solchen kommt es jedoch logischerweise meist erst dann, wenn bereits gewisse Indikatoren auf ein solches Krankheitsbild hindeuten. Im privaten Rahmen ist daher schwierig bis kaum möglich, sich auf eine eventuelle Übersäuerung zu testen. Entgegen mancher Meinung gilt das auch für Messungen des Speichels oder Urins auf pH-Wert-Teststreifen oder ähnlichem.
Denn Speichel und Urin sind bereits Ausscheidungsprodukte und ihr pH-Wert gibt folglich keinen Aufschluss über das Säure-Basen-Verhältnis im Blut und anderen Körperregionen. Zweckdienlicher ist es dagegen, ganz auf den allgemeinen Lebensstil und die tägliche Ernährung zu schauen. Damit kann mehr oder weniger grob analysiert werden, in welchen Mengen der Körper Basen und Säuren erhält und entsprechend optimiert werden. [3]
Wer für sich einen ungesunden Säure-Basen-Haushalt vermutet, fährt am besten damit, wenn er ganz bewusst und konsequent seine Ernährung umstellt und im richtigen Verhältnis ausrichtet. Dabei sollten Gewohnheiten wie das Rauchen, tägliche Schlafdauer und weitere genannte Faktoren berücksichtigt sein. Vielfach wird heutzutage für ein umso effizienteres Ergebnis mit Basenpräpaten geworben. Sogenanntes Basenpulver oder auch Basentabletten sollen für den nötigen Ausgleich sorgen.
Aussagekräftige Ergebnisse von Studien gibt es zu derlei Hilfsmitteln zum jetzigen Zeitpunkt allerdings nicht. Ob Basenpulver etc. also wirklich und in welchem Maße hilfreich sind, ist daher fraglich. Eine bewusste basische Ernährung erzielt ihren Zweck indes gewiss. Wer sich tatsächlich einmal eine intensive Basenkur genehmigen möchte, kann wiederum ein einwöchiges Basenfasten praktizieren.
Beim Basenfasten wird gänzlich auf säurebildende Nahrungsmittel verzichtet und auch im Alltag Stress und Anstrengung heruntergefahren sowie auf genügend Schlaf geachtet. Viele schwören auf den gesundheitlichen Effekt und die Entgiftung einer solchen Kur. Nachteilig ist sie gewiss in keinem Fall und bietet sich nicht zuletzt auch für jene an, die sich mit der basischen Ernährung noch nicht auskennen und die Bedeutung des Säure-Basen-Haushalts einmal regelrecht spüren wollen.
[1] VerbraucherFenster Hessen (2019) – Ernährungstrends: Was bringt eine basische Ernährung? URL: https://verbraucherfenster.hessen.de/gesundheit/ern%C3%A4hrung/ern%C3%A4hrungsformen-di%C3%A4ten/was-bringt-eine-basische-ern%C3%A4hrung
[2] UGB (2017), Hans-Helmut Martin – Säure-Basen-Haushalt: Besser basisch essen. URL: https://www.ugb.de/ernaehrungsplan-praevention/saeure-basen-haushalt/
[3] ntv.de (2021) – Die unerkannte Volkskrankheit: Azidose ist heilbar. URL: https://www.n-tv.de/leben/essen/Azidose-ist-heilbar-article22368509.html
Quellen: