Denken wir an Feinstaub, dann kommen uns Bilder wie rauchende Schlote und viel befahrene Straßen in den Sinn. An die Landwirtschaft denken die wenigsten, wird diese doch eher mit dörflicher Idylle und heiler Welt verbunden.
Eine Berechnung des Max-Planck-Instituts (MPI) zerstob diese Illusionen und schlug ein wie eine Bombe: Die Landwirtschaft sei mit einem Anteil von 45 % (1) der größte Feinstaubverursacher. Insbesondere folgende Schadstoffe werden in hoher Menge ausgestoßen:
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Der Löwenanteil der landwirtschaftlichen Emissionen geht auf Ammoniak (NH3) und Methan (CH4) zurück.
Ammoniak ist eine Verbindung eines Stickstoffatoms mit drei Wasserstoffmolekülen, das in der Landwirtschaft durch Mineraldünger und Gülle freigesetzt wird. In der Natur reagiert Ammoniak mit Schwefeldioxid und Stickoxiden sowie deren Oxidationsprodukten Schwefelsäure und Salpetersäure zu Salzen wie Ammoniumnitrat und Ammoniumsulfat (2).
Diese Schadstoffe verbinden sich weiter zu Feinstaub. Der Anteil der Landwirtschaft am Ammoniak-ausstoß in Deutschland beträgt 95 % (2).
Methan ist wiederum ein bekanntes Treibhausgas, das als Gemisch 16 mal stärker zum Treibhauseffekt beiträgt als Kohlenstoffdioxid. Es ist eine Verbindung eines Kohlenstoff-moleküls mit vier Wasserstoffmolekülen, das sich in der Atmosphäre weiter zu Kohlenstoffmonoxid und Ozon verbindet. Methan entsteht durch Fäulnis organischer Stoffe unter Ausschluss von Sauerstoff.
Im Agrarwesen erfolgt die Freisetzung von Methan durch den Verdauungsprozess von Nutztieren (insbesondere Wiederkäuer), Lagerung von Festmist und Gülle sowie durch die Vergärung von Energiepflanzen (3) im Rahmen der Gewinnung von Biomasse. Hier liegt der Anteil der Landwirtschaft am Gesamtausstoß bei knapp über der Hälfte (1).
Zur Eindämmung der landwirtschaftsbedingten Feinstaubemissionen können technische, aber auch strukturelle Maßnahmen beitragen. Der technologische Fortschritt könnte beispielsweise in Form von Geräten, welche die Gülle sofort in die Erde setzen, Ammoniakfiltern sowie Güllebehältern mit Abdeckungen (4), die auch gegen Ammoniak wirken, realisiert werden. Eine gesetzliche Verpflichtung für alle Agrarbetriebe, diese Optionen einzusetzen, würde den Effekt dieser technischen Mittel deutlich beschleunigen.
Zur Eindämmung der Methanemissionen auf dem Land würde ein Ende der Massentierhaltung und damit der unhaltbaren Zustände zum Beispiel in der Schweinemast beitragen. Diese Maßnahme wäre zugleich dem Tierwohl verpflichtet.
Der Verbraucher müsste bei einer entschleunigten Tierhaltung zwar mehr in Fleisch investieren, erhielte dafür aber besseres Fleisch, weil die Stresshormone von schlecht gehaltenen Tieren sich auch im Geschmack (5) niederschlagen.
Weitere Belohnungen sind allgemeiner Natur und beträfen die angesprochenen Verbesserungen für den Umweltschutz und das Tierwohl.
Die Herausforderungen für die Landwirtschaft, ihren hohen Anteil an Feinstaubemissionen deutlich herunterzufahren, sind groß, aber nicht unlösbar. Technische und strukturelle Ideen stehen bereits in der Schublade und es ist zu erwarten, dass im Zuge des weiteren technologischen Fortschritts in puncto Feinstaubreduktion noch viel möglich sein wird.
Luftreiniger können zudem auch in Ställen untergebracht werden und den Tieren zu frischerer Luft verhelfen, weil insbesondere in beengten Ställen viele Tiere aufgrund der hohen und den Sauerstoff verdrängenden Anteile an Ammoniak und Methan an der Zusammensetzung der Luft Schwierigkeiten mit dem Atmen haben. Gleichzeitig würden diese Luftfilter dazu beitragen, dass weniger Emissionen in die Atmosphäre emittieren.
Zudem ist die Landwirtschaft in Deutschland mit einem Anteil an Arbeitskräften von nur noch 1,4 % ein übersichtliches Terrain, das hoch rentabel ist und weniger durch Expansion als vielmehr durch eine gezielte Anwendung technologischer Verfahren seine Erträge generiert.
Die Durchsetzung dieser Maßnahmen würden sich gut in das Gesamtkonzept einfügen. Subventionen vom Bund könnten dazu beitragen, die Startschwierigkeit bei der Anwendung der neuen Technologien für eine Reduktion von Feinstaub, Methan und Ammoniak zu überwinden.
1: https://www1.wdr.de/daserste/monitor/sendungen/feinstaub-128.html
2: https://www.agrarheute.com/politik/feinstaub-max-planck-institut-widerspricht-bauernverband-551205
3: https://www.duh.de/projekte/minus-methan/wissenswertes-ueber-methan/
4: https://www1.wdr.de/daserste/monitor/sendungen/feinstaub-128.html
5: https://www.deutschlandfunk.de/umgang-mit-schlachttieren-gestresstes-schwein-schmeckt.724.de.html?dram:article_id=376999