Schwefeldioxid (SO²) ist eine zweifache Verbindung von Schwefel mit jeweils einem Sauerstoffatom. Dabei entwickelt sich Schwefeldioxid zu einem stechend riechenden farblosen Gas, das die Schleimhäute sowie Augen reizt, Hustenanfälle auslöst und die Atemwege angreift.
Schwefeldioxid ist schädlich. Sein saurer Geschmack ist eng mit dem Begriff des „sauren Regens“ verbunden, der in den 1980er Jahren ein wichtiges Umweltthema gewesen und eng mit dem Problem des Waldsterbens verbunden war. Schwefeldioxid weist außerdem das Potenzial auf, in den Erdboden einzusickern und das Grundwasser wie auch die Pflanzen zu schädigen.
Schwefeldioxid gelangt vor allem durch Verbrennungsprozesse fossiler Energieträger wie Kohle und Benzin in die Atmosphäre. Weitere Einsatzgebiete betreffen die Erzverarbeitung, Zementproduktion und Zellstoffherstellung.
Durch Deindustrialisierung, grünem Strom, den Einsatz besserer Filtersysteme, den Methoden der Rauchgasentschwefelung und die Substitution von schwefelreichen in schwefelarme Brennstoffe konnten die Emissionen von SO² in Deutschland allerdings seit 1990 um ca. 95 % (2) zurückgefahren werden.
In der EU gelten Stundengrenzwerte für SO² von 350 µg/m³ sowie Tagesgrenzwerte von 350 µg/m³, die nicht mehr als 24 bzw. 3 mal im Jahr überschritten werden dürfen (3).
Problematischer ist der Ausstoß von Schwefeldioxid in den Schwellenländern, aber auch dort ist die Wissenschaft hinsichtlich effizienter Methoden zur Reduktion von Umweltgiften weiter als in den ehemaligen industriellen Kernländern vor mehreren Jahrzehnten.
Ganz bewahrheitet sich der Glaubenssatz, der noch in den 1990er Jahren die aufgeklärte Öffentlichkeit in Angst und Schrecken versetzte, die dritte Welt hole jetzt die Industrialisierung in demselben Ausmaß nach wie der Westen sie einst durchlebt hatte.
Doch auch wenn Geschichte sich nie eins zu eins wiederholt, problematisch bleibt die globale Emission von Schwefeldioxid allemal, denn noch immer werden jedes Jahr zwischen 50 und 100 Millionen Tonnen SO² (4) in die Atmosphäre emittiert.
In der Lebensmittelindustrie wird Schwefeldioxid hingegen als Konservierungsmittel verwendet, da es gut dafür genutzt werden kann, um enzymatische, fungale und bakterielle Zersetzungen aufzuhalten. Für diese Zwecke wird das Gas mit Wasser verbunden, sodass eine schwefelhaltige Säure entsteht, die den Lebensmitteln beigemengt wird.
Bekannt ist der Einsatz von SO² in der Weinindustrie. Hier dient die Schwefelsäure der Vermeidung von Fehlgärungen und Trübungen. Außerdem wirkt Schwefeldioxid antioxidativ und trägt dazu bei, dass Lebensmittel ihr Aroma, ihre Färbung und ihre Vitamine (mit Ausnahme von Vitamin B1) erhalten. Es kann nur in saurem Milieu verwendet werden.
Da Schwefeldioxid und Vitamin B1 sich nicht vertragen, darf das Konservierungsmittel nicht Lebensmitteln beigefügt werden, die Vitamin B1 enthalten. Schwefeldioxid kann außerdem zu allergischen Reaktionen führen.
Aus diesen Gründen gilt in der Lebensmittelindustrie eine Kennzeichnungspflicht für Schwefeldioxid. Während SO² als E220 gekennzeichnet wird, finden sich seine Salze, die Sulfite, unter den Bezeichnungen E221 bis E228 (5) in der Zutatenliste wieder.
Besonders in Senf, Meerrettich, Fruchtsäften, Chips, Fertiggerichten, Marmelade, Weinen, Trockengemüse und -obst finden sich oft größere Mengen von dem Oxidations- und Konservierungsmittel. Aktuell gibt es Bestrebungen, den Einsatz von SO² in der Lebensmittelindustrie einzuschränken.
1: https://www.umad.de/infos/wirkungen/schwefeldioxid.htm
2: https://www.umweltbundesamt.de/daten/luft/luftschadstoff-emissionen-in-deutschland/schwefeldioxid-emissionenin
3: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/370/dokumente/infoblatt_schwefeldioxid_0.pdf
4: https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/schwefeldioxid/60189
5: https://utopia.de/ratgeber/schwefeldioxid-e220-warum-du-das-konservierungsmittel-meiden-solltest/