Die Schadstoffbelastung in Wohnungen ist ungebrochen hoch. Vor allem Giftstoffe belasten auf Dauer das Immunsystem und können Allergien auslösen.
Auch schwerere Störungen wie Veränderungen am Erbgut, Schädigungen bei der Fortpflanzung und Krebs sind durch den dauernden Kontakt mit Giftstoffen in der Wohnung möglich.
Wir stellen die gefährlichsten Wohngifte vor und zeigen, wie man sie vermeiden kann.
Wohngifte werden je nach Dampfdruck oder Flüchtigkeit voneinander unterschieden. Die leichtflüchtigen organischen Substanzen (VOC) sind zum Beispiel in Lösemitteln, Isocyanaten und Formaldehyd enthalten. Die Forschung kennt zurzeit etwa 200 der VOC, die allesamt dadurch, dass sie als organische Stoffe Kohlenstoffverbindungen enthalten, relativ schnell wieder verdunsten.
Wird die Quelle nicht beseitigt, treten aber immer wieder neue Ausdünstungen aus. Auch ihr Siedepunkt ist eher gering ausgeprägt und liegt bei 50 bis 250 °C. Diese Eigenschaft lässt sie bereits bei relativ geringer Hitze als Gas entweichen. Je geringer der Siedepunkt ist, desto flüchtiger ist die Substanz.
Handelt es sich bei den Wohngiften um schwerflüchtige organische Substanzen (SVOC), dann liegt der Siedepunkt deutlich höher, und zwar bei 250 und 500 °C.
Diese Stoffe entweichen also nicht so schnell aus der Quelle, bleiben dafür aber nach dem Austritt umso hartnäckiger in der Umgebungsluft gefangen und der Wohnung durch Anhaftung und Ansammlung langfristig enthalten.
Typische Schwerflüchter sind Holzschutzmittel, Phthalate (Weichmacher), Dichtungsmittel, Flammschutzmittel, Pestizide, Polychlorierte Biphenyle (PCB) und Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK).
Schimmelpilze gehören wie Milben zu den schädlichen Mikroorganismen. Sie verbreiten sich im feuchtwarmen Milieu bei stehender Luft. Schlechte Bausubstanz begünstigt ihr Entstehen. Schimmelsporen können zu Vergiftungserscheinungen führen, die sich in Kopfschmerzen, Müdigkeit, Konzentrationsschwächen und Wahrnehmungsstörungen äußern.
Dem Schimmel wird am besten durch regelmäßige Stoßlüftung begegnet, insbesondere nach Dusche, Bad und Kochen. Die durch Wasserdampf feuchten Oberflächen sollten schnellstmöglich trockengewischt werden.
Immer noch weit verbreitet ist das Wohnungsgift Formaldehyd, das zu den VOC gehört und einen Siedepunkt von -19 °C aufweist. Damit ist der vielseitig verwendbare Baustoff, der auch in Lacken, Kleber und Farben im hohen Umfang vorhanden ist, besonders gefährlich, weil er im Haus zu jeder Zeit im vollem Umfang ausgast.
Die WHO stuft das Umweltgift als krebserregend ein. In einem Versuch mit Ratten, die wiederholt hohen Mengen von Formaldehyd ausgesetzt waren, entwickelten diese mit der Zeit Tumore in der Nasenhöhle. Vermutet werden außerdem als Symptome Augenreizungen, Allergien und Asthma bronchiale. Unter anderem in folgenden Produkten ist mit dem Aldehyd zu rechnen:
Tipp:
Die Pflanzen Efeu, Bogenhanf, Efeutute und Drachenbaum können Formaldehyd aus der Luft filtern. Ihr Einsatz ist besonders in Kombination mit einem AIRY-Blumentopf effektiv, der die Filterleistung von Pflanzen um den Faktor 10 erhöhen kann.
Holzschutzmittel sollen das Holz eigentlich vor Pilzen, Insekten, der Witterung und anderen Ursachen für Verfallserscheinungen schützen. Doch viele Holzschutzmittel bergen selbst in sich ein Problem für die Wohnungsgesundheit, indem sie die Luft verunreinigen. Besonders bedenklich sind Holzschutzmittel wie Lindan, DDT und Pentachlorphenol (PCP), die lange Zeit als Pestizide in der Bausubstanz eingesetzt wurden.
Die drei Holzschutzmittel gelten als giftig sowie krebserregend und sind längst aus dem Verkehr gezogen worden. In älteren Häusern können sie aber nach wie vor vor sich hin dünsten und das sogenannte Holzschutzmittelsyndrom auslösen, das mit Symptomen wie Kopfschmerzen, Schlafstörungen, gereizter Haut und gereizten Schleimhäuten sowie mit Schwindel einhergeht.
Die Holzschutzmittel der neueren Generation sind wesentlich moderater, können aber immer noch das Wohnklima, wenn auch in einem geringeren Maße, beeinträchtigen.
Ein Beispiel für heutige Holzschutzmittel sind neurotoxisch wirkende synthetische Insektizide, die als Pyrethroide unter Namen wie Permethrin. Cypermethrin, Deltamethrin und Cydulthrin firmieren und Formaldehyd sowie PAKs ausgasen können. Wie stark diese Nervengifte der Pestizide der mittlerweile 4. Generation auch den menschlichen Organismus belasten können, das ist aktuell umstritten.
Weitere Gefahrenstellen ergeben sich für Haushalte durch Fasern in Altbaubeständen wie sie bis in die 1980er Jahre hinein üblich waren. Gemeint sind damit Mineralfasern und Asbestfasern, die sich vor allem im Dämmmaterial Glaswolle befinden.
Die Fasern können durch Atmung in die Lunge gelangen, zur Vernarbung der Lungenbläschen führen und schwerwiegende Krankheiten auslösen. Dies reicht von verschiedenen Krebsvarianten bis zur anerkannten Berufskrankheit Asbestose. Die spezielle durch Asbest verursache Lungenkrankheit ist nach diesem inzwischen verbotenen Baustoff benannt.
Glykole sind für den Menschen giftige Alkohole. Im Gegensatz zum trinkbaren Alkohol ist der Alkohol von Glykolen nicht einwertig, sondern zweiwertig. Glykole sind zweiwertige Alkohole, die aufgrund ihres niedrigen Schmelzpunktes von -10 bis -15 °C vielfach als Frostschutzmittel für Kühlwasser und Bremsflüssigkeit für Kraftfahrzeuge Verwendung finden.
Die chemischen Verbindungen sind außerdem typische Einsatzmittel für wasserlösliche Farben, Lasuren und Lacke und werden darüber hinaus als Weichmacher von der Bauwirtschaft verwendet.
Ihr Einsatz ist nicht unumstritten, denn Glykole sind toxisch, leicht entzündbar und können die Haut und Schleimhäute reizen. Besonders Fötus und Embryo sollten auf keinen Fall mit Glykolen in Kontakt kommen, weil diese im Mutterleid irreversible Schädigungen verursachen können. Weitere typische Wohngifte:
Die nachfolgende Tabelle zeigt eine Auswahl gängiger Wohngifte. Trotz gesetzlicher Nachbesserungen gibt es leider immer noch viele Ausnahmen. Regelmäßig kommen weitere neue Produkte auf den Markt die allerdings auch nicht immer zwangsläufig frei von Schadstoffen sind:
Wohngift | Vorkommen | Gesundheitliche Auswirkung |
---|---|---|
Weichmacher (Phthalate) | Farben Lacke Bauputz Bodenbeläge Teppiche | Unfruchtbarkeit Fortpflanzungstoxizität (Fötus) Leber- und Nierenschäden |
Flammschutzmittel | Bodenbelag Dämmstoffe Lacke Vorhänge Elektroleitungen | Krebs Nervenschäden Impotenz |
Formaldehyd | Dämmstoffen Kleber von Spanplatten und Holzwerkstoffen Lacke Wandfarben | Astma bronchiale Bindehautentzündung Ekzeme Entzündung der Atemwege Krebs Nierenschäden |
Glykole | Kleber Farben | Atemnot Hautkrankheiten Nieren- und Nervenschäden |
Biozide (z. B. Insektenschutz wie Pyrethroide) | Bodenbeläge Fassadenfarben Grundierungen Holzlasuren | Hormonelle Wirkung Krebs Resistenz von Bakterien gegen Antibiotika |
Holzschutzmittel (wie Propiconazol) | Farben (z.B. für Fenster- und Türen) Lacke Lasuren | Immunschwäche Kopfschmerzen Nervenschäden Schlaf- und Konzentrationsstörungen Hautreizungen |
Da viele Wohngifte in Teppichen, Vorhängen, Möbeln und Bodenbelägen schlummern, lohnt es sich, bei Neuanschaffungen gezielt auf Öko-Siegel wie den Blauen Engel zu achten, die anzeigen, dass keine oder kaum gefährliche Zusatzstoffe verwendet werden. Dies gilt auch für den Fall einer Komplettsanierung.
Jeder, der den Verdacht einer gefährlichen Schadstoffquelle im eigenen Haus hat, kann versuchen, selbstständig zum Beispiel mithilfe von Luftmessgeräten der Schadstoffquelle auf die Spur zu kommen.
Wer gar nicht weiter kommt, kann sich zudem Hilfe von spezialisierten Raumschutzinstituten holen. Diese führen eine professionelle Schadstoffanalyse durch, die aber auch ihren Preis hat.
Daneben können Bewohner durch ihr eigenes Verhalten die Schadstoffentwicklung in ihrer Wohnung reduzieren. In Raucherhaushalten ist die Schadstoffbelastung nach Untersuchungen dreimal höher als in Haushalten, in denen nicht geraucht wird.
Auch andere vermeintlich harmlose Quellen wie Kerzen, Räucherstäbchen und Toaster emittieren Schadstoffe, die besonders problematisch sind, wenn die Rußpartikel braungerösteter Toastscheiben emittieren. In diesem Fall kulminieren die Wohngifte auf einen vielfachen Wert.
Beim Kochen sind vor allem das Braten und Frittieren gefährlich, denn auch hier spielen fortgeschrittene Verbrennungsprozesse im Verbund mit diversen Rußpartikeln mit hinein. Gekocht werden sollte ausschließlich mit Dunstabzugshaube.
Besonders geeignet zur Filterung auch von kleinstteiligen Giftpartikeln, Gasen und Aerosolen sind schließlich Luftreiniger auf Basis von HEPA-Filtern. Diese machen die Luft wieder sauber, frisch und rein und sorgen für ein völlig neues Lebensgefühl.
1: https://www.baustoffwissen.de/baustoffe/baustoffknowhow/forschung_technik_trends/fluechtige-organische-verbindungen-voc-schadstoff
2: https://baumit.de/voc-fluechtige-organische-verbindungen
3: https://www.umweltbundesamt.de/themen/gesundheit/umwelteinfluesse-auf-den-menschen/chemische-stoffe/formaldehyd
4: http://www.ust-schadstoff.de/formaldehyd-hcho.html
5: https://www.heidelberg24.de/wohnen/wohngifte-sind-haeufigsten-krankmacher-dagegen-kann-8766867.html
6: https://www.mlhb.de/service/patienten-informationen/wohngifte/
7: https://www.wohnnet.at/bauen/innenausbau/wohngifte-14209
8: https://praxistipps.focus.de/was-sind-glykole-einfach-erklaert_96412
Müssen chemische Putzmittel nicht immer von einem chemischen Gutachter untersucht werden? Ich kann mir gut vorstellen, dass man die Mittel erst mal eingehend überprüfen muss, bis sie auf den Markt kommen. Das hoffe ich zumindest, denn damit weiß ich dass es ein sicheres Mittel ist.