Die Europäische Union sieht Bisphenol A schon länger als Problem für die Gesundheit ihrer Bürger an. Nachdem 2011 der Einsatz des Stoffes in Babyflaschen verboten wurde, kam 2020 das Verbot für die Chemikalie als Inhaltsstoff für Etiketten und Kassenzetteln (Thermopapier). Auch die Konzentration von Bisphenol A im Trinkwasser rückt hierbei in den Fokus. Der folgende Artikel informiert Sie über die Eigenschaften von Bisphenol A, den Transportweg ins Trinkwasser, die sich ergebenen Auswirkungen und mögliche Gegenmaßnahmen.
Viele alltägliche Produkte werden mithilfe des Hochleistungskunststoffs Polycarbonat hergestellt. Bisphenol gilt als einer der dazu benötigten chemischen Verbindungen. Das Einsatzgebiet umfasst Etiketten, Kassenzettel, DVDs, Geschirr oder auch Vorratsbehälter. Zudem wird es in epoxidhaltigen Farben, Lacken und Boden eingesetzt. Als Grundstoff ist Bisphenol weißes Pulver, das brennbar und relativ schlecht wasserlöslich ist.
Basierend auf einer Erhebung aus dem Jahr 2006, produziert die chemische Industrie weltweit in etwa 3,8 Millionen Tonnen Bisphenol A pro Jahr. Ein Drittel der weltweiten Herstellung findet in der EU und davon wieder 70 Prozent in Deutschland statt. Dementsprechend ist Deutschland mit über 840.000 Tonnen Bisphenol A jährlich ein Großproduzent.
In der derzeitigen Fassung der Trinkwasserverordnung ist kein gesetzlicher Grenzwert für Bisphenol A, kurz BPA, im Trinkwasser festgelegt [3]. Bisheriges Bemühen seitens der Europäischen Union, den Einsatz des giftigen Stoffes zu verringern, beschränkt sich auf die Verarbeitung von Bisphenol A in Feststoffen wie beispielsweise in Babyflaschen und demnächst in Kassenzetteln sowie Etiketten.
Die Chemikalie kann durch industrielle Abwässer aber auch Sickerwasser in den Wasserkreislauf und letztendlich in Ihr Trinkwasser gelangen. Zudem sind Epoxidharze problematisch, die in der Rohrinnensanierung eingesetzt werden. Es wurde bereits in einigen Fällen nachgewiesen, dass sich Bisphenol A aus dem Epoxidharz gelöst hat und in das Leitungswasser eingetragen wurde.
Die Trinkwasserverordnung sieht dazu bisher nur vor, dass in Anlagen zur Gewinnung und Verteilung von Trinkwasser nur Materialen verwendet werden, die keine erhöhten Konzentrationen von Stoffen in das Wasser abgeben, die nach den anerkannten Regeln der Technik vermeidbar sind.
Experten gehen davon aus, dass die größte Menge an Bisphenol A in die Gewässer durch die industrielle Herstellung von Produkten auf BPA-Basis gelangt. Zudem ist das Recyceln von Thermopapier wie beispielsweise Kassenzettel und Polycarbonat-Produkte ein weiterer, bedeutender Faktor. Es wird auch angenommen, dass der Abfall mit Bisphenol A-Gehalt in die Gewässer und Böden eingetragen wird.
Die Chemikalie hat auf Tiere eine hormonelle Wirkung, es verstärkt weibliche und hemmt männliche Sexualhormone. Dies hat zur Folge, dass beispielsweise Fische und Vögel unter Fehlbildungen der Fortpflanzungsorgane leiden können, Frösche verweiblichen und Insekten verzögert schlüpfen. Untersuchungen zeigen, dass Beeinträchtigungen der Tiere bereits bei geringen Konzentrationen der Chemikalie festzustellen sind.
Bisphenol A kann Schäden an Organen und dem Gehirn anrichten.
Trotz zahlreicher Studien bleibt das genaue Risiko für die menschliche Gesundheit umstritten. Tierversuche mit Mäusen zeigen, dass bereits niedrige Konzentrationen von Bisphenol A dazu führen, dass Lernvermögen, Verhalten und Sexualorgane beeinträchtigt werden können. Dies lässt darauf schließen, dass der Stoff die Entwicklung der Organe und des Gehirns beeinflussen könnte.
Weitere Studien belegen, dass Männer in Bisphenol A verarbeitenden Betrieben häufiger unter Erektionsstörungen leiden, obwohl deren Bisphenol A-Gehalt im Blut nur fünf Prozent des Wertes betrug, der noch als bedenkenlos eingestuft wird. Dieser Wert beträgt 50 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht. Eine erhöhte Konzentration des Stoffes kann zudem zu Diabetes und schädlichen Herzkreislauferkrankungen führen.
Als Privatverbraucher können Sie technische Verfahren anwenden, um Bisphenol A aus dem Wasser zu entfernen. Für den Hausgebrauch sind Geräte geeignet, die eine Aktivkohle-Blockfilter oder Membranfiltration (Umkehrosmose) einsetzen. Hierbei fließt das Wasser unter Druck durch die Filterporen, Moleküle und Feststoffpartikel werden im Filter zurückgehalten.
Die deutsche Trinkwasserverordnung hat keinen Grenzwert für die Konzentration von Bisphenol A im Leitungswasser festgelegt. Sie weist lediglich darauf hin, dass die anerkannten Regeln der Technik eingehalten werden müssen. Risikoreich sind Epoxidharze, die bei der Sanierung von Rohrleitungen im sogenannten Relining-Verfahren verwendet werden. Aus diesen Harzen kann sich Bisphenol A in Ihr Trinkwasser lösen.
Als Mieter können Sie sich beim Hauseigentümer erkundigen, ob Leitungen nach diesem Verfahren erneuert wurden und eine regelmäßige Überprüfung auf BPA einfordern. Als Hauseigentümer sollten Sie auf die Sanierung nach dem Relining-Verfahren verzichten.
Die genauen gesundheitlichen Konsequenzen einer erhöhten Einnahme von Bisphenol A sind noch umstritten. Studienergebnisse legen jedoch nahe, dass die Chemikalie negative Einflüsse auf Organe, insbesondere Sexualorgane und Gehirnfunktionen hat.
Im Haushalt können Sie auch auf technische Möglichkeiten zurückgreifen, um Bisphenol A aus dem Trinkwasser zu filtern. Empfehlenswert sind Anlagen, die als Verfahren die Schnellfiltration oder Membranfiltration anwenden.
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