Multiresistente Keime scheinen längst nicht mehr nur ein Problem in Krankenhäusern zu sein. Über das Abwasser und Gülle gelangen Sie in die Umwelt. An verschiedenen Standorten in Deutschland konnten gefährliche Erreger sogar in Flüssen und Badeseen entdeckt werden. Doch wo liegen die Ursachen und was bedeutet das für unser Trinkwasser?
"Keime" gilt als Überbegriff für verschiedene Krankheitserreger − also Bakterien, Viren und Pilze.
Definition:
Von Multiresistenz spricht man dann, wenn diese Krankheitserreger Unempfindlichkeiten gegenüber verschiedenen Antibiotika oder Virostatika besitzen.
Anders ausgedrückt: die Antibiotika wirken nicht mehr, weil sie den Bakterien nicht mehr schaden.
Die Entwicklung von Resistenzen geschieht im Erbgut und ist eine Form der Anpassung an die Umgebung. Man nennt das auch Evolution. Grundsätzlich ist jedes Lebewesen dazu in der Lage, solche Resistenzen bzw. Widerstandsfähigkeiten zu entwickeln − allerdings dauert das bei höheren Organismen wie etwa Mensch und Tier viele Generationen.
Bakterien hingegen vermehren sich unglaublich schnell und exponentiell. "Evolution" geschieht hier also in einer ganz anderen Zeitdimension. Kommen die Erreger nun mit einem Antibiotikum in Kontakt und überleben die Behandlung, sind sie in der Lage Resistenzen gegenüber diesem Antibiotikum zu entwickeln. Sie passen sich also der neuen Umgebung an. Diese Resistenz wird an die nächste Generation weitergegeben − das Medikament wird wirkungslos.
Multiresistente Keime entstehen insbesondere deswegen, weil Antibiotika falsch und übermäßig eingesetzt werden:
Nicht nur über die Gülle gelangen multiresistente Keime in die Umwelt, sondern auch über das Abwasser. Dieses wird zwar in den Kläranlagen in drei Klärstufen aufbereitet, dennoch verbleiben resistente Bakterien im Wasser. Das Wasser aus der Kläranlage wird nun in Flüsse geleitet − samt Bakterien.
Es wundert daher eigentlich nicht, dass an verschiedenen Standorten in Deutschland multiresistente Erreger in Gewässern und Badeseen identifiziert werden konnten. So konnten beispielsweise im Jahr 2017 in allen Frankfurter Gewässern solche Keime gefunden werden. Das städtische Gesundheitsamt warnte dort sogar vor dem Baden im Freien und rät dazu, besser das Schwimmbad zu nutzen. Selbst vom Nutzen des Wassers zur Bewässerung von Nutzpflanzen wurde abgeraten.
Eine Probenentnahme an verschiedenen Gewässern in Niedersachsen durch den NDR kam zu ähnlichen alarmierenden Ergebnissen. Die Proben wurden von Experten der TU Dresden und des Universitätsklinikum Gießen analysiert. An allen Testorten konnten hierbei resistente Keime gefunden werden. Auch Badeseen waren betroffen. Dabei handelte es sich vor allem um gram-negative Bakterien, die zu ernsten Erkrankungen führen können.
Wie sich diese multiresistenten Erreger in der Umwelt verhalten ist noch unklar. Fest steht jedoch, dass sie ein potenzielles Risiko darstellen, wenn Menschen mit Ihnen in Kontakt kommen und es zu einer Infektion kommt. Während gesunde Menschen in der Regel nichts zu befürchten haben, gelten Senioren, Babys sowie Menschen mit Vorerkrankungen durchaus als gefährdet. Auch mit offenen Wunden sollte man auf das Baden in kontaminierten Gewässern eher verzichten.
In einigen Stichproben der NDR Gewässer-Analyse wurden sogar Keime gefunden, die gegen das Antibiotikum Colistin resistent sind. Dieses sehr wichtige Medikament wird nur im Notfall eingesetzt, wenn andere Antibiotika nicht mehr helfen. Erreger mit dieser Resistenz gelten als besonders kritisch. Das Resistenzgen hat vermutlich seinen Ursprung in der Massentierhaltung, wo Colistin − entgegen aller Vernunft − in größeren Mengen eingesetzt wird.
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Sowohl das Umweltbundesamt als auch Bundesumweltministerium sieht die Nachrüstung von Kläranlagen und Verbesserungen von Gewässerkontrollen als notwendig. Da jedoch in letzterem Fall die Bundesländer selbst Verantwortung tragen, müsste die Überprüfung multiresistenter Erreger in die jeweilige Badegewässerverordnung aufgenommen werden.
Das ist bisher noch nicht der Fall und zumindest das niedersächsische Gesundheitsministerium sieht da wohl noch keinen akuten Handlungsbedarf.
Die Gewässer in Deutschland sind also in der Tat mit multiresistenten Keimen belastet. Doch wie sieht es mit unserem Trinkwasser aus?
Bevor hierzulande aus Wasser Trinkwasser wird, muss es durch Bodenfilter. Auf diese Weise wird es zu Grundwasser oder Uferfiltrat. Erst dann fließt es ins Wasserwerk, wo es nochmals gefiltert und überprüft wird, bevor es in unsere Leitungen fließt. Extra entkeimt, wie es in anderen Ländern beispielsweise durch Chlor erfolgt, wird es in Deutschland jedoch nicht.
Doch laut Trinkwasserverordnung muss unser Trinkwasser auf bestimmte Keime hin überprüft werden. Einige Erreger dürfen eine bestimmte, für den Menschen schädliche Konzentration, nicht überschreiten. Andere dürfen gar nicht erst messbar sein. Dazu zählen Enterokokken, E. coli sowie coliforme Bakterien.
Bislang konnten Experten glücklicherweise keine resistenten Krankheitserreger in unserem Trinkwasser finden. Doch wie das in Zukunft aussieht, wenn die Keimbelastung in der Umwelt weiter ansteigt, bleibt ungewiss.
Die Existenz multiresistenter Keime ist unumstritten. Sie entstehen vor allem durch einen falschen Umgang mit Antibiotika und Missbrauch des Medikaments.
Um der Verbreitung solch potenziell gefährlicher Erreger entgegenzuwirken sind nicht zuletzt Staat und Bundesländer gefragt: die Leistung der Kläranlagen müsste optimiert und Kontrollen verstärkt werden. Der Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung müsste reduziert und stärker kontrolliert werden.
Weiterhin müssten Ärzte Ihre Patienten über die Folgen von Antibiotika-Missbrauch besser aufklären.
Doch auch Sie und ich tragen Mitverantwortung, diesem Problem entgegenzuwirken: wir können uns dazu entscheiden Antibiotika nur gewissenhaft zu verwenden und keine Fleisch- und Milchprodukte aus Massentierhaltung zu konsumieren.
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