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Körper entgiften – geht das wirklich und wenn ja, wie?

Vitalhelden Redaktion
Aktualisiert: 17. April 2023
Lesedauer: 9 Minuten

Moderne Ernährungstrends zielen darauf ab, den Körper trotz allem Alltagsstress und mangelnder Entspannung möglichst gesund zu halten. Insbesondere der in der heutigen Gesellschaft üblichen unausgewogenen Ernährung gilt es zu begegnen. Als hilfreich werden dafür Diäten, Fasten und spezielle Ernährungsweisen angeführt.

Ein Aspekt der zusätzlich immer wieder Erwähnung findet aber sehr kontrovers behandelt wird, sind Giftstoffe im Körper. Verschiedene Hilfsmittel wie Tee, Öle, Pulver und vieles mehr sollen den Körper entgiften, sodass die verschiedensten schädlichen Stoffe effektiv ausgeschieden werden. Die Möglichkeiten gehen bis hin zu ganzheitlichen Entgiftungskuren. Was steckt hinter alledem und kann das tatsächlich funktionieren?

Entgiftung, Entschlackung, Detox – was bedeuten diese Begriffe?

Das Entgiften als angestrebter Prozess findet sich tatsächlich bereits in traditionellen Gesundheitslehren wie den Behandlungsmethoden des traditionellen Ayurveda und heißt dort „Panchakarma“. Hierzulande fand der Begriff jedoch erst im späten 19. Jahrhundert Einzug. Nämlich prägte dahingehend Otto Buchinger, Begründer des Heilfastens, die Theorie der Entschlackung. Allerdings gibt es bis heute keine einheitliche Aussage darüber, um welche Stoffe oder Substanzen es sich bei der sogenannten „Schlacke“ tatsächlich handelt beziehungsweise handeln soll.

Frau mit Detoxgetraenk
Bildquelle: ID 90499782 puhhha / depositphotos.com

Daher ist inzwischen der Begriff Entgiftung weiter verbreitet und gewissermaßen selbsterklärend. Es handelt sich dabei ganz einfach um ein Befreien des Körpers von allen möglichen giftigen Substanzen, die über verschiedene Wege aufnimmt. Inzwischen ist entsprechend moderner Trends auch die Bezeichnung Detox (von engl. „detoxification“ – Entgiften) üblich geworden, wobei sogar auch spezielle Formen wie das Digital Detox (Befreiung vom digitalen Medienkonsum) immer populärer werden. Auch ist vielfach die Rede von Detox Getränken oder Detoxwasser.

Wie gelangen Gifte überhaupt in den Körper?

Wie erwähnt, gibt es keine allgemein definierende Aussage darüber, welche Gifte eine Entgiftungskur oder ähnlich aus Körper und Geist ausleiten soll. Je nach Kur oder Hilfsmittel werden mitunter auf vereinzelte Substanzen eingegangen. In der Tat gibt es jedoch eine Vielzahl von schädlichen Substanzen, die im Alltag unter Umständen in den Organismus gelangen und bei höherer Konzentration auch durch aus gesundheitliche Auswirkungen haben.

Im Hinblick auf die Nahrung sind dabei zum Beispiel Arsen aus Reis, Quecksilber aus Fisch sowie Blei oder andere Schwermetalle aus dem Leitungswasser zu nennen. Nicht zuletzt gibt es über 320 Zusatzstoffe in Lebensmitteln, welche in Deutschland kennzeichnungspflichtig sind. Hinzu kommen außerdem eventuelle Schadstoffe, die über die Kleidung und Körperpflegeprodukte in den Körper gelangen oder solche, die sich in der Luft befinden und eingeatmet werden können. [1]

Übrigens

Sogar der Körper selbst produziert mehr oder weniger schädliche Verbindungen in Form von Säuren. Dieser Vorgang wird unter anderem durch Stress, intensive Trauer oder Depression und auch starke körperliche Anstrengung ausgelöst.

Der körpereigene Entgiftungsvorgang

Bei all den genannten Möglichkeiten für eine Aufnahme von Schadstoffen und Giften ist zu sagen, dass der Körper selbst schon über ein effektives und effizientes System zur Entgiftung verfügt. Die Medizin geht in den meisten Fällen ohnehin davon aus, dass der ein gesunder Organismus sich ganz allein jeglicher Schadstoffe entledigen kann, die auf natürlichem Wege hinein gelangen.

Das für die Entgiftung hauptverantwortliche Organ ist die Leber. Hier werden ein Großteil der Nahrung verstoffwechselt und dabei die verschiedensten Giftstoffe als Abfallprodukte herausgefiltert. Diese werden anschließend über die Gallenflüssigkeit zur Gallenblase transportiert und schließlich in den Dünndarm weitergeleitet, sodass sie schließlich ausgeschieden werden.

Ein weiterer Faktor bei der körpereigenen Entgiftung ist der gesamte Darmtrakt, welcher dahingehend ähnlich arbeitet, wie die Leber. Im Darm befinden sich etwa 70 Prozent aller Abwehrzellen des menschlichen Körpers, sodass schädliche Bakterien und Toxine in großem Ausmaß bekämpft werden können. Das dritte Filterungsorgan sind schließlich die Nieren, wo täglich hunderte Liter Blut und Wasser gefiltert werden, sodass folglich Abfallprodukte über den Urin ausgeschieden werden. [1]

Entgiftung durch Hilfsmittel

Trotz der komplexen Funktionsweise des menschlichen Organismus und seiner Effektivität gegen eine Vielzahl von Schadstoffen, bietet dieser freilich keinen universalen Schutz. Hohes Alter, eine Schwächung des Immunsystems und andere Faktoren können die Leistungsfähigkeit der genannten Organe einschränken. Außerdem werden diese ganz naturgemäß nur mit endlichen Mengen an Schadstoffen und Giften fertig, während auch Medikamente wie Antibiotika oder Hormone die Funktionalität beeinflussen.

Eben dies wird häufig als Argument dafür angeführt, dass der körpereigene Entgiftungsvorgang nur bedingt funktioniert und entsprechend Unterstützung bedarf. Damit verfolgen Entgiftungskuren, -Tees, -Pulver und ähnliches einen ähnlichen Ansatz wie es beispielsweise beim Heilfasten der Fall ist. Ein Beispiel für jene Hilfsmittel sind die bekannten Schüssler Salze:

Vertreter Nr. 18 (Calcium Sulfuratum) etwa soll zur Ausscheidung von Schwermetallen und Vertreter Nr. 6 (Kalium Sulfuricum) zur Förderung des Stoffwechsels und Entlastung der Leber dienen. Ob diese oder jegliche andere Präparate tatsächlich Giftstoffe ausleiten können, ist jedoch bisher nicht erwiesen.

Statt hinterher zu entgiften lieber vorher Schadstoffe filtern – diesen Ansatz verfolgen viele Anwender von privaten Wasserfiltern.

Die beste Methode: Den Körper unterstützen

Da sich die Medizin über die Effektivität und Effizienz der Entgiftung über den Organismus selbst einig ist, liegt eine absolut sinnvolle zur besseren Entgiftung auf der Hand: Die Unterstützung des Stoffwechsels im Körper. Hierzu gibt es etwa eine Reihe von Diäten oder Fastenkuren, die durchaus in Frage kommen. Prinzipiell lässt sich aber sagen, dass bereits eine gesunde Ernährung auf einfachste Weise einen enormen Dienst leistet.

Immerhin ist die Ernährung an sich vermeintlich zu großen Teilen dafür verantwortlich, dass überhaupt Giftstoffe in den Körper gelangen. Wer also auf eine ausgewogene Ernährung mit möglichst unverarbeiteten Lebensmitteln achtet, braucht sich um die Entgiftung des Körpers kaum Sorgen machen. Sinnvoll ist es beispielsweise zur Deckung des täglichen Flüssigkeitsbedarfs auf ganz normales Trinkwasser aus der Leitung zu setzen und dabei idealerweise einen Aktivkohle-Wasserfilter zu nutzen.

Letztere vermögen eine Vielzahl von Schadstoffen aus dem Wasser zu filtern. Nicht zuletzt lohnt sich das auch deshalb, weil das Wasser ohnehin auch zur Zubereitung vieler Speisen und anderer Getränke wie Kaffee und Tee genutzt wird. Noch zielgerichteter wird der Körper schließlich unterstützt, wenn die Ernährungsweise gänzlich darauf ausgerichtet ist. 

Übrigens

Ein gutes Hausmittel zur Unterstützung der körpereigenen Entgiftung sind Leberwickel, welche auch beim Heilfasten oft zum Einsatz kommen. Durch eine Wärmeflasche erhält die Leber zusätzlich Wärme und wird somit für einige Zeit in ihrer entgiftenden Tätigkeit besonders angeregt.

Basische Ernährung als effiziente Unterstützung

Die basische oder auch basenüberschüssige Ernährung ist eine relativ moderne, alternativmedizinische Ernährungslehre, welche auf einem Ansatz beruht, das ganz im Sinne der Entgiftung ist. Gemeint ist damit der Säure-Basen-Haushalt des menschlichen Körpers. Dieser besteht zu 80 Prozent aus Basen und zu 20 Prozent aus Säuren. Jedoch ergeben heutige Ernährungsweisen durch stark verarbeitete Produkte, tierische Eiweiße und Fette ein zu Säuren verschobenes Verhältnis.

Der dadurch entstehende Säureüberschuss muss wiederum jeweils vom Körper ausgeglichen werden. Der Plan einer basischen oder basenüberschüssigen Ernährung ist es folglich, das besagte Verhältnis einzuhalten, sodass es weniger Ausgleich bedarf und der Verdauungs- und Stoffwechselprozess nicht unnötig belastet wird.

Übrigens

Sämtliche Lebensmittel lassen sich gemäß der basischen Ernährungslehre in Basen- und Säurebildner einteilen. Eine Übersicht liefern beispielsweise sogenannte PRAL-Tabellen. Unter anderem zählen etwa sämtliche tierische Produkte aber auch Getreide zu den Säurebildnern.

Basenfasten als Entgiftungskur?

Eine etwas extremere Form und damit intensive zeitweise Unterstützung des Säure-Basen-Haushalts beziehungsweise Kur gegen Übersäuerung ist das sogenannte Basenfasten. Hierbei für einen Zeitraum von ein bis zwei Wochen gänzlich auf säurebildende Nahrung verzichtet. Insofern handelt es sich dabei gewissermaßen auch tatsächlich um eine Entschlackung beziehungsweise Entgiftung im Hinblick auf Säureverbindungen im Organismus.

Hilfreich für die Durchführung einer solchen Basenkur sind nicht zuletzt im Internet und in entsprechender Literatur zu findende Tabellen als Übersicht über die möglichen Nahrungsmittel sowie darauf ausgerichtete basische Kochbücher. Zudem ist zu wissen, dass auch Stress, starke körperliche Anstrengung sowie Nikotinkonsum zu Säurebildung im Körper führen und demzufolge im Rahmen des Basenfastens vermieden werden sollten.

Eine genaue Anleitung und weitere Informationen und Erklärung zur basischen Ernährungsweise liefert ein entsprechender Ratgeber. Hier bereits erwähnenswert ist zudem, dass es speziell für die basische Ernährung praktische Produkte wie etwa alternative Nudelsorten, Müslimischungen oder Basentee und Basenpulver gibt, die den Speiseplan effektiv ergänzen können.

Leckeres Mittagessen zB Quinoa mit angebratenem Gemüse
Frisches Obst und Gemüse sind ganz im Sinne einer basischen Ernährung und ohnehin leicht verdaulich sowie förderlich für einen gesunden Körper. (Bildquelle: Ella Olsson / pexels.com)

Viel Flüssigkeit ist stets das A und O

Zur Maßnahme jeder wie auch immer gearteten Entgiftung des Körpers gehört stets eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Ganz allgemein werden bekanntermaßen zwei bis drei Liter Wasser am Tag von Experten empfohlen, da dies für sämtliche Körperfunktionen essentiell ist. Im Vergleich zu Limonaden, gesüßten Säften und ähnlichem hat herkömmliches Trinkwasser einige Vorteile.

Reines Wasser ist von Natur aus mineralhaltig, leicht basisch und obendrein frei von Kalorien. Wie erwähnt, sind Wasserfilter dahingehend noch eine sinnvolle Ergänzung. In jedem Fall kann das Wasser aus der Leitung zudem als einfache Grundlage dienen und sowohl geschmacklich als auch funktional verfeinert werden. Mit Zitrone und Ingwer als Zusatz ergibt sich beispielsweise sogenanntes Detox Wasser.

Wie stark ein solcher Entgiftungs-Effekt hierbei wirkt, sei dahingestellt. In jedem Fall aber ist erwiesen, dass insbesondere Ingwer die Abwehr von Bakterien und Viren im Körper unterstützt. Wer also tatsächlich von der Wirksamkeit einer Entgiftung durch gesunde Nahrung überzeugt ist, für den ist dieses einfache Getränk die ideale Wahl um den täglichen Durst zu stillen. Außerdem regen die Scharfstoffe im Ingwer zusätzlich die Durchblutung und somit den Stoffwechsel auf natürliche Weise an. [2]

Kann Entgiftung auch schädlich sein?

Die Bezeichnung Entgiftung impliziert, dass es sich dabei um einen Prozess handelt, der in jedem Fall erstrebenswert und keinem Fall schädlich ist. Für die Sache an sich gilt dies sicherlich ohne Zweifel. Mehr Skepsis ist Medizinern zufolge angebracht, wenn es um spezielle Produkte zur Entgiftung geht. Die Palette an Möglichkeiten reicht hier von Tees über Nahrungsergänzungsmittel bis hin zu Cremes und Shampoos.

Eine evidenzbasierte Wirkungsgarantie im Hinblick auf die entgiftende Wirkung gibt es bei solchen Hilfsmitteln jedoch fast nie. „Sense About Science“, eine gemeinnützige Stiftung, testete beispielsweise 15 verschiedene Produkte, welche als Detox-Mittel beworben wurden, und konnte in keinem Fall einen entsprechenden Effekt feststellen. [3]

Vorsicht ist zudem dann geboten, wenn spezielle Entschlackungstees und ähnliches eine abführende Wirkung erzielen. Denn oftmals besteht der Detox-Nutzen eher nur darin, dass der Körper gewissermaßen ausgespült wird. Damit einher geht logischerweise ein hoher Flüssigkeitsverlust, den es wiederum auszugleichen gilt. Ein übermäßiger Konsum solcher Produkte kann dann unter Umständen auch unliebsame Nebenwirkungen mit sich bringen, wie etwa einen akuten Flüssigkeitsmangel.

Fazit: Entgiftung ja aber am besten auf natürliche Weise

So verlockend das Prinzip der Entgiftung und Entschlackung durch mehr oder weniger günstige Präparate und einfache Tees oder Pillen auch erscheinen mag – eine nachweisbare Wirksamkeit ist bis zum heutigen Tag kaum bis gar nicht vorzufinden. Tatsächlich ist nach wie vor offen, worum es sich bei Schlacke genau handelt und welche Gifte im Körper die verschiedenen Hilfsmittel überhaupt bekämpfen.

Nichtsdestotrotz ergibt jedoch der wissenschaftliche Konsens, dass sehr wohl eine Vielzahl von mehr oder weniger giftigen und schädlichen Stoffen auf unterschiedliche Wege regelmäßig in den Körper gelangen. Kosmetikprodukte, Luftverschmutzung und industrielle Schadstoffe wie etwa Pestizide in der Nahrung und im Wasser sind hierbei einige Beispiele.

Jedoch gehen Experten bisher davon aus, dass der menschlichen Körper in aller Regel dazu fähig ist, diese Gifte eigenständig aus dem Körper auszuscheiden. Dafür fungieren Leber, Darm und Niere. Wer an dieser Stelle etwas weiter denkt, kommt allerdings schnell zu dem Schluss, dass es in jedem Fall sinnvoll ist, diese Körperfunktion nicht unnötig zu belasten sondern vielmehr zu fördern. Insofern lautet die beste Anleitung zur Entgiftung: eine gesunde, ausgewogene Ernährung. Speziell die basische Ernährung ist hierbei ein interessanter und leicht zu realisierender Ansatz.

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