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Das Herzstück einer jeden Osmoseanlage ist die Membran, durch die das Wasser gedrückt wird. @barbol88 / istockphoto.com

Was ist Osmosewasser?

Vitalhelden Redaktion
Aktualisiert: 3. November 2022
Lesedauer: 6 Minuten

Umkehrosmose-Filteranlagen basieren auf einer Trennwand (einer semipermeablen Membran), welche nur in eine Richtung durchlässig ist. Durch diese Trennwand, die nur extrem kleine Moluküle durchlässt (wie eben die des Wassers selbst, Diese weisen eine Größe von nur rund 0,2 Nanometer auf [1] wird das Wasser gedrückt. Übrig bleibt Osmosewasser - ein „hochreines” Wasser, welches unter anderem für Laboratorien und Raumfahrt genutzt wird.

Ursprünglich für den Einsatz in Laboratorien, Krankenhäusern und die Raumfahrt konzipiert, beginnen zunehmend auch Privatpersonen, das Osmosewasser zu schätzen, das sie sich durch spezialisierte Wasserfilter selbst zubereiten können. In Aquarien wird Osmosewasser bereits seit vielen Jahren verwendet, weil es sich für die Fische als gesund erwiesen hat und durch die Zurückhaltung von Kalk die Reinigung des Wasserbeckens weniger oft erforderlich macht.

Entmineralisierung des Wassers – Fluch oder Segen?

Ein typischer Einwand gegen Osmosewasser ist die mit der vollständigen Schadstoffbefreiung einhergehende Entmineralisierung des Wassers. Der größte Kritikpunkt an Umkehrosmose-Filtern ist nämlich, dass durch die Technologie neben Schadstoffen auch wertvolle Mineralien aus dem Wasser gefiltert werden.

Zu diesen zählen zum Beispiel lebenswichtigen Spurenelementen wie Magnesium oder Zink, die in natürlichem Trinkwasser enthalten wären. Die Verbraucherzentrale Hamburg rät klar vom dauerhaften Verzehr von Osmosewasser ab, da eine mögliche Unterversorgung bestimmter Nährstoffe die Folge sein könnte.

Befürworter von Osmosefiltern weisen darauf hin, dass durch den Vorgang nicht alle Mineralstoffe verloren gingen. Zudem sei der Anteil der Mineralien im Trinkwasser vernachlässigenswert, denn bereits 1980 kam eine Studie des National Research Council Safe Drinking Water Comittee in den USA zu dem Schluss, dass für die Deckung des Tagesbedarfs von Magnesium und Eisen täglich 50 Liter Mineralwasser getrunken werden müssten [2]. Unabhängig davon bieten manche Osmosefilter die Funktion einer Remineralisierung an.

Andere Experten gehen noch einen Schritt weiter und argumentieren, dass Osmosewasser trotz der geringeren Anzahl an Mineralien besser als anderes Trinkwasser dazu geeignet sei, den Bedarf an Mineralstoffen zu decken.

Erst durch die durch die Osmose-Filterung hergestellte feinstoffliche Ebene des nunmehr völlig weichen Wassers würden die Mineralstoffe sinnvoll in den Organismus eingebaut werden können, seien also erst dann wirklich bioverfügbar.

Ist weiches Trinkwasser gesünder als hartes?

Anhänger von Osmosewasser verweisen auf Gesundheitsstudien, in denen festgestellt wurde, dass die Anfälligkeit für Krankheiten und Infektionen in Regionen, in denen die Bewohner Zugriff auf weiches Trinkwasser haben, geringer sei als in Regionen, in denen das Trinkwasser härter ist.

In Frankreich hatte zum Beispiel der Hydrologe Prof. Louis Claude Vincent diese Befunde festgestellt . Als Grund gab er an, dass weiches Trinkwasser besser als hartes dazu geeignet sei, Gifte und Schlacken aus dem Körper zu transportieren [3].

Der Physiker, Wasserforscher und Blogger Michael Scholze ist derselben Meinung. In einem Video beschreibt er plastisch die entschlackende und entgiftende Wirkung von Osmosewasser. Er erläutert, dass weiches Wasser leerer sei und damit eine höhere Trag- und Transportfähigkeit aufweise.

Dem gegenüber würden die Mineralien aus hartem Wasser durch ihre nicht bioverfügbare Form dem Menschen eher schaden, weil diese ohne die für den Einbau notwendige Verdünnung des Wassers als Schlacken im Körper eingelagert würden. Die Evolution zeige zudem, dass der Mensch, der sein Wasser ursprünglich aus Gewässern, Schmelzwasser und Regenwasser gewann, auf weiches, mineralarmes Wasser eingestellt sei [4].

Das ist allerdings nur eine Meinung. Was dabei nämlich nicht erwähnt wird, ist dass Osmosewasser durch seine erhöhte Bindungsfähigkeit im Körper nicht nur Bindungen mit Schadstoffen eingeht und den Körper dadurch entschlackt, indem er diese ausspült, sondern dass sich dieses in seiner Struktur veränderte Wasser auch an Mineralien und Nährstoffe bindet und diese mit ausspült, was auf Dauer durchaus schädlich für die Gesundheit sein und zu Mangelerscheinungen führen kann.

Generell gibt es keine fundierten wissenschaftlichen Belege dafür, dass Wasser mit geringerem Härtegrad positive Auswirkungen auf unseren Körper hat. Kalk sich in keiner Weise auf die Gesundheit auswirkt.

Der Geschmack als Gesundheitsindikator

Das mittels Umkehrosmose erzeugte Wasser hat einen pH-Wert zwischen 4,5 und 5,5 und liegt somit im sauren Bereich. Neutrales alkalisches Wasser besitzt hingegen einen pH-Wert von 7,0 unser Blut sogar 7,4. Über die gesundheitlichen Konsequenzen von derartigem saurem Wasser wird daher viel diskutiert. Auch auf den Geschmack hat diese Veränderung der Struktur einen Einfluss.

Verbraucher berichten von einer geschmackliche Verschlechterungen durch Osmosewasser, das in ihren Augen als schlaff und wenig anregend empfunden wird.

Allerdings würde dies von jedem anders wahrgenommen. Die geschmackliche Veränderung liege zum einen daran, dass Osmosewasser geschmacklich grundsätzlich neutral sei und zum anderen, dass sich mit Osmosewasser “jeder selbst schmecke”.

Einige meinen, dass die eigenen Wahrnehmungen sogar als eine Art Gesundheitstest dienen könne, weil die empfundenen geschmacklichen Komponenten auf gesundheitliche Probleme hindeuten können:

  • süß/neutral: alles im grünen Bereich
  • sauer: der Körper ist übersäuert
  • bitter: Probleme mit Magen, Darm, Leber oder Galle
  • metallisch: Belastung mit Schwermetallen

In der Regel normalisiere sich diese Wahrnehmung bereits nach einigen Wochen oder Monaten, weil dann durch den ständigen Genuss von Osmosewasser der Körper weitgehend entschlackt sei. Der Grundlage für die geschmackliche Verirrung sei nun der Nährboden entzogen worden.

Vor- und Nachteile von Osmosewasser

Osmose-Filter bieten eine fast vollständige Reinigung von Schadstoffen bzw. allen Inhaltsstoffen. Sie filtern auch Stoffe, an denen andere Filterverfahren scheitern. Aber neben dem veränderten pH-Wert, den fehlenden Mineralien und dem faden Geschmack, weist Osmosewasser noch andere Nachteile auf:

Umkehrosmose-Anlagen verschwenden Wasser, da besonders hohe Abwassermengen zum Betrieb benötigt werden. Pro hergestellten Liter Osmosewasser werden 3-10 Liter (!) Leitungswasser benötigt. Die wirkliche Menge an Abwasser hängt von Wasserdruck, Temperatur und Modell der Filteranlage ab.

Der sehr komplexe und rein synthetische Herstellungsprozess zerstört zusätzlich die natürliche Sauerstoff-Molekularstruktur des Wassers.

Daher spricht man aus biophysikalischer Sicht auch von “totem Wasser”. Lebendiges Wasser besitzt eine harmonische und geordnete Struktur der Wassermoleküle und soll in der Lage sein, die lebensspendenden Funktionen im menschlichen Organismus zu erfüllen.

Weiterhin sind Osmoseanlagen aufgrund ihrer technischen Komplexität besonders pflege- und wartungsintensiv. Es bedarf eines regelmäßigen Austauschs (2-6 Monate) mehrerer Vor- und Nachfilter, sowie der künstliche Filtermembran selbst (alle 2-4 Jahre). Die Installation und der Austausch der Membran sind nur schwer umzusetzen, daher bedarf es Hilfe eines Fachmanns.

Längere Stillstandszeiten oder zu geringer Wasserdruck (gleichbedeutend mit einer ungenügenden Spülung der Membran) können diese beschädigen und zu Bakterienwachstum sogar durch die Membran hindurch führen.

Wird gerne verschwiegen:

Des Weiteren stellt die retrograde Verkeimung ein gängiges Problem dar, sodass entweder regelmäßige Desinfektion-Intervalle durch Wasserstoffperoxid oder Chlor angeraten werden.

Manche Anlagen verfügen sogar zur Entkeimung über nachgelagerte UV-Bestrahlung, diese erhitzt das Wasser und verbraucht zusätzlich Strom. Theoretisch ist sogar eine Umwandlung der nicht gefilterten Nitratreste zu Nitrit möglich. Dieses gilt als krebserregend.

Fazit: Osmosewasser bleibt ein Experiment

Das Osmosewasser ist zwar generell trinkbar aber nicht geschmackvoll, da die Mineralien fehlen und der saure pH-Wert macht es zusätzlich aggressiv, daher werden von vielen Herstellern im Nachgang Mineralien hinzugefügt.

Osmosewasser bleibt trotz beeindruckend anmutender Darstellungen von Seiten der Befürworter umstritten. Konsumenten sind deshalb dazu angehalten, sich selbstständig mit diesem Thema zu befassen, um eine eigenverantwortliche Entscheidung für oder gegen Osmosewasser zu fällen. Speziell die Entmineralisierung von Osmosewasser hat einen Meinungsstreit entzündet, bei dem das letzte Wort noch nicht gefallen ist. Die geschmackliche Eigenheit von Osmosewasser ist zumindest gewöhnungsbedürftig.

Letztendlich stellt die Investition in einen Osmosefilter und die radikale Umstellung der eigenen Wassergewohnheiten immer noch ein Experiment dar, bei dem abgewartet werden muss, wie der eigene Körper auf das neuartige Wasser reagiert.

Quellen & Weiterführende Informationen
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