Wasservergiftung – kann man zu viel Wasser trinken?
Wasservergiftung – kann man zu viel Wasser trinken?

Wasservergiftung – kann man zu viel Wasser trinken?

Genug Trinken ist wichtig. So lautet meist der Rat der Ärzte und Wissenschaftler. Aber gibt es die Möglichkeit ZU VIEL zu trinken? Kann Wasser ab einer bestimmten Menge schädlich für den Körper sein? Und wenn ja, was sind die Folgen?
Was kostet unser Trinkwasser? Sie lesen Wasservergiftung – kann man zu viel Wasser trinken? 7 Minuten Weiter Heilen mit Wasser - geht das wirklich?

Es klingt ein wenig paradox, aber auch zu viel Wasser ist für den Körper alles andere als gesund. Während es bei einem Flüssigkeitsmangel zu einer Dehydrierung kommen kann, sorgt auch eine vermehrte bzw. übermäßige Aufnahme von Flüssigkeit zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen. In diesem Fall wird sogar von einer Wasservergiftung gesprochen.

Was ist eine Wasservergiftung und wie reagiert der Körper?

Eine Wasservergiftung, oder auch Hyperhydratation genannt, ist ein Volumenüberschuss von Flüssigkeit, wodurch der Volumenhaushalt gestört wird [4]. Eine Form der Hyperhydratation ist die Hyponatriämie. Von ihr ist die Rede, wenn durch zu viel Flüssigkeitszufuhr der Natriumspiegel im Körper stark sinkt [2].

Wenn der Körper zu viel Wasser aufnimmt, lässt das überschüssige Wasser die Salzkonzentration der Körperflüssigkeit kippen, denn die Niere kann so viel Wasser nicht verarbeiten. Dadurch entsteht ein Natriummangel, welcher zu Muskelkrämpfen oder sogar zur Bewusstlosigkeit führen kann.

Das überschüssige Wasser strömt in die Körperzellen, die dadurch stark anschwellen. Dies ist vor allem im Gehirn ein Problem, denn dieses hat durch den knöchernen Schädel keinen Platz zum Entfalten. Es entsteht ein Druck, der Krampfanfälle, Koma oder Lungenversagen zur Folge haben kann. Im allerschlimmsten Fall kann ein Wasserüberschuss sogar tödlich sein [3].

2007 starb beispielsweise eine junge Amerikanerin nach einem Wassertrinkwettbewerb durch ein zu stark angeschwollenes Gehirn. 2014 starben zwei 17-jährige Football Spieler, nachdem sie im Training viel zu viel Flüssigkeit zu sich genommen hatten. Einer hat während des Trainings 15 Liter Wasser getrunken [2].

Hyperhydratation
(Bildquelle: ID 266832856 AndrewLozovyi / depositphotos.com)

Hyperhydration = zu viel Wasser im Körper

In der Regel wird Erwachsenen empfohlen, zwei bis drei Liter am Tag zu trinken. Unter Berücksichtigung von körperlicher Belastung und hohen Temperaturen sollte die Menge der aufzunehmenden Flüssigkeit bei Bedarf auch nach oben korrigiert werden. Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass die Flüssigkeits-Depots des Körpers stetig aufgefüllt werden und eine mögliche Unterversorgung der Organe verhindert wird.

Aber auch zu viel Wasser im Körper ist alles andere als förderlich. Die Mediziner sprechen in diesem Fall von einer Hyperhydration oder auch einer Wasservergiftung. In den meisten Fällen wird eine Wasservergiftung durch eine Erkrankung hervorgerufen. Infolgedessen kann der Organismus das überschüssige Wasser nicht mehr richtig ausscheiden. Aber auch eine übermäßige Aufnahme an Flüssigkeit kann, unter bestimmten Voraussetzungen, eine Hyperhydration begünstigen.

Sofern mehr Wasser getrunken wird, als vom Körper eigentlich benötigt, ist der Wasseranteil im Organismus größer, während es zugleich an Natrium mangelt. Ein geringer Natriumwert im Blut wiederum birgt gesundheitliche Gefahren. Denn neben einer ausreichenden Menge an Wasser benötigt der menschliche Körper auch Salze (Natrium). Durch das Trinken von zu viel Wasser, werden aber genau diese Salze immer wieder ausgeschieden, sodass sich im Laufe der Zeit ein Mangel einstellen kann.

Zu viel Wasser trinken: Symptome

Menschen, die dem Körper mehr Wasser zuführen, als eigentlich benötigt wird, riskieren einen körpereigenen Salzverlust. Um diesem entgegenzuwirken, fährt der Körper alle nicht lebensnotwendigen Funktionen herunter. Aber auch wichtige Organe wie Herz, Nieren und Lunge werden in der Funktionsweise eingeschränkt. Wie auch auf eine verminderte Flüssigkeitszufuhr reagieren aber vor allem die Gehirnzellen besonders sensibel darauf, sofern zu viel Flüssigkeit aufgenommen wird.

Je nachdem, wie schnell die Wasservergiftung eintritt, können sich zu Beginn auch nur leichte Symptome zeigen. So kann es unter anderem zu Vergesslichkeit, Konzentrationsproblemen und einer schleichenden Müdigkeit kommen. Bei einer schwerwiegenden Wasservergiftung bzw. wenn diese sehr schnell einsetzt, können gravierende Symptome beobachtet werden.

Dazu gehören beispielsweise:

  • Kopfschmerzen
  • Schwindel und Kreislaufbeschwerden
  • Probleme mit dem Gleichgewicht
  • Verwirrtheit
  • Krampfanfälle
  • Erbrechen und Übelkeit

Im schlimmsten Fall können Betroffene einer Wasservergiftung auch ins Koma fallen.

Krankenwagen schnell unterwegs
(Bildquelle: ID 54498565 VBaleha / depositphotos.com)

Personengruppen, die besonders gefährdet sind

Grundsätzlich müsste eine enorme Menge an Wasser getrunken werden, um die Entstehung einer Wasservergiftung zu begünstigen. Dennoch lassen sich einige Personengruppen finden, die besonders gefährdet sind. Dazu gehören aber nicht nur Patienten mit geschwächten Nieren, einem schwachen Herzen oder einer eingeschränkten Leberfunktion, sondern auch Personen, die Diät halten sowie Menschen mit einer bestimmten Psychose, die sich Polydipsie nennt. In diesem Fall leiden die Betroffenen unter einem übermäßigen Durstgefühl und konsumieren mehr Flüssigkeit als vom Körper benötigt wird.

Aber auch Ausdauersportler sind gelegentlich gefährdet, mehr Wasser zu trinken, als es für den Körper gut wäre. Dies betrifft vor allem Anfänger. Denn diese haben oftmals Angst, während oder nach der sportlichen Aktivität auszutrocknen oder wollen keine Dehydrierung riskieren. Dementsprechend werden große Mengen an Flüssigkeit getrunken.

Gut zu wissen:

Wie viel jeder Mensch tatsächlich täglich trinken sollte, lässt sich anhand des Körpergewichtes ermitteln. Als Faustformel gilt: 30 ml × Körpergewicht (Kilogramm) = Flüssigkeitsbedarf.

So lässt sich eine Wasservergiftung vermeiden

Damit überhaupt erst gar kein Risiko eingegangen wird, sollte vor allem darauf geachtet werden, regelmäßig zu trinken. Statt auf einmal große Mengen an Wasser zu sich zu nehmen, sollte lieber alle 15 bis 20 Minuten zum Wasserglas gegriffen werden. Bei einem erhöhten Flüssigkeitsbedarf, aufgrund von Wetter oder körperlicher Aktivität, sollte zusätzlich darauf geachtet werden, dass dem Körper Salz zugeführt wird.

Neben dem Trinken von Mineralwasser kann dem stillen Wasser oder Leitungswasser auch eine Prise Salz zugefügt werden. Sportler wiederum können auch auf isotonische Getränke zurückgreifen. Auf diese Weise kann sichergestellt werden, dass dem Körper, neben der verlorenen Flüssigkeit, auch das benötigte Natrium und andere Mineralstoffe zur Verfügung gestellt werden.

Auch gefährlich das Gegenteil: Zu wenig Wasser

Es ist jedoch ebenso gefährlich, wenn zu wenig Flüssigkeit zu sich genommen wird. Dies gilt insbesondere dann, wenn der Körper sich nicht mehr einwandfrei regulieren kann, wie zum Beispiel bei älteren Menschen. Es kommt immer wieder vor, dass diese lebensbedrohlich austrocknen [1].

Idealer Wasserkonsum

Experten sind sich nach wie vor uneinig, was den idealen Wasserkonsum für einen Erwachsenen angeht. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sind 1,5 Liter täglich ein empfohlener Richtwert. Doch nicht jeder Mensch ist gleich.

Glückliche Frau trinkt Wasser
(Bildquelle: ID 312329938 HayDmitriy / depositphotos.com)
  • Männer brauchen mehr Flüssigkeit als Frauen, da sie stärker schwitzen.
  • Wer viel Stress hat, ist durstiger als ein entspannter Mensch.
  • Vegetarier, die viel Obst und Gemüse essen, müssen weniger Wasser trinken [1].

Streitpunkt:

Neben ausreichendem Wasserkonsum sollte Trinkwasser idealerweise auch schadstofffrei sein. Schon mal ihrem Leitungswasser beschäftigt?

Fazit

Viel trinken ist gesund. Aber eben in Maßen. Sie sollten Ihrem Körper auf keinen Fall durch zu viel Flüssigkeitszufuhr einem Natriummangel aussetzen. Des Weiteren ist es sehr wichtig, was genau Sie trinken. Viele Getränke enthalten zu viele Kalorien und sind ungesund. Empfehlenswert sind vor allem Trinkwasser und Tee [1].

Quellen & Weiterführende Informationen

  1. Bodderas, Elke (2007): “Bei zu viel Wasser säuft der Körper ab”. URL: https://www.welt.de/wissenschaft/article896133/Bei-zuviel-Wasser-saeuft-der-Koerper-ab.html
  2. Focus (2016): „Achtung: Wer zu viel trinkt, kann daran sterben“. URL: https://www.focus.de/gesundheit/videos/das-geheime-gift-achtung-wer-zu-viel-wasser-trinkt-kann-daran-sterben_id_4754364.html
  3. Schmich, Elisa (2015): „Kann zu viel Wasser trinken tödlich sein?“. URL: https://www.galileo.tv/life/kann-zu-%20viel-wasser-%20trinken-toedlich-%20sein/
  4. Wikipedia (2016): “Hyperhydratation”. URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Hyperhydratation

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