Die körperliche und geistige Gesundheit ist in der heutigen Gesellschaft zu einem der wichtigsten Themen geworden. Zumeist geht es dabei vor allem um einen Ausgleich zum stressigen Arbeitsalltag bei dem genügend Bewegung und Entspannung oft auf der Strecke bleiben. Ein Kernaspekt des Ganzen ist die Ernährung, wobei Experten häufig auf darauf hinweisen, dass die Ernährungsweisen vieler Menschen heutzutage ungesund sind.
Ein Gegenentwurf dazu sollen die unzähligen Trends sein, die immer wieder in Illustrierten, sowie im Internet und sozialen Medien kursieren. Entgiftung, basische Ernährung oder Heilfasten sind dabei nur einige Stichworte. Immer populärer auch in der westlichen Gesellschaft wird zudem die ayurvedische Ernährung – ein Begriff, der sich anders als viele andere nicht selbst erklärt. Was also steckt hinter der ayurvedischen Ernährungsform und was bringt sie?
Das Adjektiv ayurvedisch entstammt aus dem weitreichenden Themengebiet Ayurveda (selten auch Ayurweda). Ayurveda ist eine klassische Heilkunst aus Indien, die eine jahrtausendealte Tradition besitzt und auch heute noch zur gängigen Praxis in Indien sowie auch in Nepal und Sri Lanka gehört. In diesen Ländern wird sie sogar als wissenschaftliche Heilmethode gelehrt und entsprechend hoch angesehen, während sie in der westlichen Kultur häufig eher einen Wellness-Charakter besitzt.
Übersetzt bedeutet Ayurveda „Wissen vom Leben“ oder „Lebensweisheit“ (veda – Wissen, ayur – Leben). Insofern handelt es sich dabei um ein ganzheitliches System, dass mehr als nur die Ernährung umfasst. Zur ayurvedischen Praxis gehören beispielsweise auch Massagen, Reinigungsprozesse und Achtsamkeits- sowie Körperübungen wie etwa Yoga. Allerdings stellt die Ernährung das bedeutsamste Element dar und soll dazu dienen, dass der Körper ausgewogen und dadurch grundsätzlich gesund ist.
Du bist, was du isst – dieses geläufige Sprichwort entspricht in gewisser Weise ganz dem ayurvedischen Ernährungskonzept. Laut der deutschen Ärztegesellschaft für Ayurveda-Medizin e.V. hat die Nahrung die Aufgabe, den Körper mit Baustoffen und essentiellen Substanzen wie Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen zu versorgen. [1] Dabei hat die Verdauung, das „Agni“ (Verdauungsfeuer), einen hohen Stellenwert und wird im Ayurveda als ganzkörperlicher Prozess angesehen, der je nach Zeit, Umfeld und körperlicher Verfassung unterschiedlich gut funktioniert.
Betrachtet man weiterhin die zehn Grundprinzipien der ayurvedischen Ernährung, wird deutlich, dass diese in vielen Teilen einer heute als gesund geltenden Ernährung entsprechen:
Es zeigt sich schon anhand der zehn Grundsätze, dass die ayurvedische Ernährung keine Zielsetzung wie etwa Abnehmen hat. Vielmehr geht es um Ausgewogenheit und dem Körper guttuende Nahrung, sodass sich ein gesunder Organismus von selbst ergibt. Insofern gehört Ayurveda generell nicht in die Kategorie von Diäten, Fastenkuren oder ähnlichen.
Da außerdem möglichst viele Warmspeisen empfohlen sind, kommt es entsprechend selten zum Genuss von Rohkost, was bei vielen anderen Ernährungsweisen häufig der Fall ist. Auch bei Getränken wird zumeist eine warme Temperatur empfohlen.
Ein ganz entscheidendes Unterschiedsmerkmal ist schließlich die Ernährung nach sogenannten „Doshas“ – „Vata“, „Pitta“ und „Kapha“. Damit werden gewissermaßen Konstitutionstypen beschrieben, sodass es individuell mehr oder weniger geeignete Nahrungsmittel gibt. Für eine ayurvedische Ernährung sollte also zunächst ermittelt werden, welcher Dosha-Typ vorherrscht. [1]
Ein eindeutig positiver Aspekt der ayurvedischen Ernährungslehre ist, neben der Mäßigkeit, gewiss die Ausrichtung auf eine gute Verdaulichkeit und die Unterstützung des Vertrauungstraktes generell. Menschen mit entsprechenden Beschwerden erfahren somit eine gute Verträglichkeit. Ebenso wird auf Ausgewogenheit großen Wert gelegt, was ganz im Sinne moderner Ernährungsempfehlungen ist.
Überdies kommen bei ayurvedischen Rezepten vielfach Gewürze und dafür kaum Salz oder gar Zucker zum Einsatz. Tatsächlich zählt die ayurvedische Küche sogar zehn Königsgewürze: Nelke, Kurkuma, Ingwer, Kardamom, Koriander, Kreuzkümmel, Muskat, Pfeffer, Safran und Zimt. Das ausgiebige Nutzen der Gewürzpalette kommt dem Körper zugute und hilft gegen Bakterien und Viren. [2]
Nicht zuletzt entspricht die ayurvedische Ernährung sogar einem umweltschonenden und nachhaltigen Gedanken. Denn zum einen wird eine maßvolle und nur den Bedürfnissen entsprechende Ernährung empfohlen und zum andere sollen dabei möglichst regionale und saisonale Zutaten zum Einsatz kommen. Vielmehr noch wird im Ayurveda der Eigenanbau von Obst, Gemüse und Kräutern absolut begrüßt.
Bei tiefergehender Betrachtung der Hintergründe von Ayurveda ist sicherlich festzustellen, dass viele Aspekte dem heutigen wissenschaftlichen Standard nicht wirklich entsprechen und keine Evidenz besteht. So kann eine stets ausgewogene Ernährung allein gewiss nicht dafür sorgen, dass Krankheiten und Beschwerden ausbleiben. Auch die Verdauung funktioniert aus naturwissenschaftlicher Sicht weniger ganzheitlich, als es im Ayurveda dargestellt wird.
Nichtsdestotrotz decken sich, wie gesagt, die Richtlinien und Grundsätze der ayurvedischen Ernährung in fast allen Belangen mit der von Experten und Medizinern angeratenen gesunden Ernährungsweise. Insofern kann festgehalten werden, dass es aus medizinischer Sicht nichts gibt, was gegen eine Ayurveda-Ernährung spricht. Vielmehr noch ergänzt der Aspekt der Achtsamkeit und Nachhaltigkeit jene Empfehlungen von Medizinern, die allein auf den gesunden physiologischen Organismus gerichtet sind.
Sich ayurvedisch zu ernähren hat, wie gezeigt wurde, wenig mit Verzicht zu tun. Die oft bestehende Annahme, es handele sich dabei um eine vegetarische oder vegane Ernährungsform entspricht nicht den Tatsachen. Im Ayurveda ist Fleisch, gleichwohl in geringem Maße, erlaubt. Ayurveda-Ernährung basiert vielmehr prinzipiell auf zwei grundlegenden Faktoren: Die Einteilung der Nahrung und die Einteilung der Menschen, die die Nahrung zu sich nehmen.
Grundsätzlich findet hinsichtlich der Lebensmittel eine Einteilung in drei verschiedene Klassen, sogenannte Gunas, an Erzeugnissen statt: Sattva-Guna, Rajo-Guna und Tamo-Guna.
Trotz dieser Einteilung gibt es dahingehend per se kein Gut oder Schlecht und selbst eine generelle Ablehnung von Alkohol gibt es nicht. Im Ayurveda gilt Wein in geringem Maße sogar als Hilfsmittel gegen Müdigkeit.
Neben der Klassifizierung der Nahrung findet außerdem eine Klassifizierung der Menschen in drei verschiedene Konstitutionstypen, die Dosha, statt. Über die Ernährung soll ein Ausgleich der jeweiligen Charakteristika erfolgen, sodass der Körper im Einklang und somit gesund ist. Zu beachten ist, dass es auch Krankheiten und Beschwerden gibt, die vom natürlichen Dosha einer Person abweichen, wogegen dann eine entsprechende Ernährung individuell helfen soll.
Im Übrigen sei bei Kindern zumeist ein Kapha-Typ vorherrschend, der jedoch mehr im Rahmen gehalten statt gänzlich ausgeglichen werden soll. So soll das Wachstum nicht gehemmt werden. Die Lust auf Süßes sollte ebenfalls nicht unterdrückt aber mit Kohlehydraten gestillt werden.
Um die ayurvedische Küche voll auszukosten, braucht es freilich ein gewisses Geschick sowie Kreativität beim Kochen. Nicht jedem fällt es auf Anhieb leicht, in einem Gericht alle ayurvedischen Geschmacksrichtungen zu vereinen. Auch der Anwendung der gesamten Gewürzpalette stellt für viele gewiss ein Novum dar. Daher lohnt es sich für Anfänger, auf entsprechende Koch- oder Rezeptbücher zu vertrauen. Ayurvedische Kochbücher gibt es in großer Vielfalt.
Wichtig zu erwähnen ist außerdem, dass aufgrund der zunehmenden Popularität von Ayurveda in der westlichen Kultur inzwischen auch verschiedene ayurvedische Medikamente und Nahrungszusätze kursieren. Leider finden sich dazu auch immer wieder Berichte über teilst giftige Bestandteile und eine mangelhafte Qualitätskontrolle.
Wer tatsächlich auf solche Präparate und Produkte zurückgreifen möchte, muss in jedem Fall sicherstellen, dass es sich um eine seriöse Quelle handelt, die die nötigen Sicherheits- und Qualitätsstandards erfüllt. Im besten Falle werden dahingehend entsprechende Prüfungen, Qualitätssiegel oder ähnliches transparent nachgewiesen. Zu einer klassischen ayurvedischen Ernährungs- und Lebensweise gehören solche Hilfsmittel freilich in den seltensten Fällen. [3]
[1] Focus Online (2021) – Ayurvedische Ernährung: Länger leben dank Agni und Doshas. URL: https://www.focus.de/gesundheit/ernaehrung/ayurvedische-ernaehrung-laenger-leben-dank-agni-und-doshas_id_24305700.html
[2] Planet Wissen, Martina Peters (2018) – Ayurveda: Ayurvedische Ernährung. URL: https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/wellness/ayurveda/pwieayurvedischeernaehrung100.html
[3] Focus Online (2018) – Ernährung: So funktioniert Ayurveda als Ernährungskonzept. URL: https://www.focus.de/gesundheit/ernaehrung/geniessen/ernaehrung-so-funktioniert-ayurveda-als-ernaehrungskonzept_id_8709598.html
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