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Wohngifte sind eine unterschätzte Schadstoffquelle und lauern vor allem in Chemikalien wie Kunstlacke oder Putzmitteln. @H_Barth /istockphoto.com

Wohngifte vermeiden: Wir zeigen, wie das geht

Vitalhelden Redaktion
Aktualisiert: 25. Januar 2022
Lesedauer: 5 Minuten

Die Schadstoffbelastung in Wohnungen ist ungebrochen hoch. Vor allem Giftstoffe belasten auf Dauer das Immunsystem und können Allergien auslösen.

Auch schwerere Störungen wie Veränderungen am Erbgut, Schädigungen bei der Fortpflanzung und Krebs sind durch den dauernden Kontakt mit Giftstoffen in der Wohnung möglich.

Wir stellen die gefährlichsten Wohngifte vor und zeigen, wie man sie vermeiden kann.

Leichtflüchtige organische Substanzen

Wohngifte werden je nach Dampfdruck oder Flüchtigkeit voneinander unterschieden. Die leichtflüchtigen organischen Substanzen (VOC) sind zum Beispiel in Lösemitteln, Isocyanaten und Formaldehyd enthalten. Die Forschung kennt zurzeit etwa 200 der VOC, die allesamt dadurch, dass sie als organische Stoffe Kohlenstoffverbindungen enthalten, relativ schnell wieder verdunsten.

Wird die Quelle nicht beseitigt, treten aber immer wieder neue Ausdünstungen aus. Auch ihr Siedepunkt ist eher gering ausgeprägt und liegt bei 50 bis 250 °C. Diese Eigenschaft lässt sie bereits bei relativ geringer Hitze als Gas entweichen. Je geringer der Siedepunkt ist, desto flüchtiger ist die Substanz.

Schwerflüchtige organische Substanzen

Handelt es sich bei den Wohngiften um schwerflüchtige organische Substanzen (SVOC), dann liegt der Siedepunkt deutlich höher, und zwar bei 250 und 500 °C.

Diese Stoffe entweichen also nicht so schnell aus der Quelle, bleiben dafür aber nach dem Austritt umso hartnäckiger in der Umgebungsluft gefangen und der Wohnung durch Anhaftung und Ansammlung langfristig enthalten.

Typische Schwerflüchter sind Holzschutzmittel, Phthalate (Weichmacher), Dichtungsmittel, Flammschutzmittel, Pestizide, Polychlorierte Biphenyle (PCB) und Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK).

Gefahr Schimmel: wenn der Schimmelpilz streut

Schimmelpilze gehören wie Milben zu den schädlichen Mikroorganismen. Sie verbreiten sich im feuchtwarmen Milieu bei stehender Luft. Schlechte Bausubstanz begünstigt ihr Entstehen. Schimmelsporen können zu Vergiftungserscheinungen führen, die sich in Kopfschmerzen, Müdigkeit, Konzentrationsschwächen und Wahrnehmungsstörungen äußern.

Dem Schimmel wird am besten durch regelmäßige Stoßlüftung begegnet, insbesondere nach Dusche, Bad und Kochen. Die durch Wasserdampf feuchten Oberflächen sollten schnellstmöglich trockengewischt werden.

Formaldehyd und seine Symptome

Immer noch weit verbreitet ist das Wohnungsgift Formaldehyd, das zu den VOC gehört und einen Siedepunkt von -19 °C aufweist. Damit ist der vielseitig verwendbare Baustoff, der auch in Lacken, Kleber und Farben im hohen Umfang vorhanden ist, besonders gefährlich, weil er im Haus zu jeder Zeit im vollem Umfang ausgast.

Chemische Putzmittel sind Wohngifte
In Putzmitteln stecken oft Chemikalien, die gesundheitsschädigend sind. Wir empfehlen deshalb, auf natürliche Haushaltsmittel beim Reinigen zurückzugreifen. @jchizhe /istockphoto.com

Die WHO stuft das Umweltgift als krebserregend ein. In einem Versuch mit Ratten, die wiederholt hohen Mengen von Formaldehyd ausgesetzt waren, entwickelten diese mit der Zeit Tumore in der Nasenhöhle. Vermutet werden außerdem als Symptome Augenreizungen, Allergien und Asthma bronchiale. Unter anderem in folgenden Produkten ist mit dem Aldehyd zu rechnen:

  • verleimte Produkte
  • Dämmstoffe und Ausschäummaterialien
  • Emissionen von Gasherden
  • Tabakrauch
  • Farben
  • Lacke
  • Parkettsiegel
  • Glas- und Steinwolle
  • Fasermaterialien
  • Reinigungsmittel
  • Kosmetika
  • Desinfektionsmittel

Tipp:

Die Pflanzen Efeu, Bogenhanf, Efeutute und Drachenbaum können Formaldehyd aus der Luft filtern. Ihr Einsatz ist besonders in Kombination mit einem AIRY-Blumentopf effektiv, der die Filterleistung von Pflanzen um den Faktor 10 erhöhen kann.

Wohnungsgifte in Holzschutzmitteln

Holzschutzmittel sollen das Holz eigentlich vor Pilzen, Insekten, der Witterung und anderen Ursachen für Verfallserscheinungen schützen. Doch viele Holzschutzmittel bergen selbst in sich ein Problem für die Wohnungsgesundheit, indem sie die Luft verunreinigen. Besonders bedenklich sind Holzschutzmittel wie Lindan, DDT und Pentachlorphenol (PCP), die lange Zeit als Pestizide in der Bausubstanz eingesetzt wurden.

Die drei Holzschutzmittel gelten als giftig sowie krebserregend und sind längst aus dem Verkehr gezogen worden. In älteren Häusern können sie aber nach wie vor vor sich hin dünsten und das sogenannte Holzschutzmittelsyndrom auslösen, das mit Symptomen wie Kopfschmerzen, Schlafstörungen, gereizter Haut und gereizten Schleimhäuten sowie mit Schwindel einhergeht.

Die Holzschutzmittel der neueren Generation sind wesentlich moderater, können aber immer noch das Wohnklima, wenn auch in einem geringeren Maße, beeinträchtigen.

Holzlack
Achten Sie auch bei Holzlack darauf, dass ein Umweltsiegel vorhanden ist, um die Belastung durch Wohngifte zu minimieren. @efetova /istockphoto.com

Ein Beispiel für heutige Holzschutzmittel sind neurotoxisch wirkende synthetische Insektizide, die als Pyrethroide unter Namen wie Permethrin. Cypermethrin, Deltamethrin und Cydulthrin firmieren und Formaldehyd sowie PAKs ausgasen können. Wie stark diese Nervengifte der Pestizide der mittlerweile 4. Generation auch den menschlichen Organismus belasten können, das ist aktuell umstritten.

Radongas
Radongas wird durch Möbel, Anstriche, austretendes Radon oder eine ungenügende Frischluftzufuhr freigesetzt und ist hochgradig gesundheitsschädlich. @Francesco Scatena /istockphoto.com

Gefahr Mineralfasern

Weitere Gefahrenstellen ergeben sich für Haushalte durch Fasern in Altbaubeständen wie sie bis in die 1980er Jahre hinein üblich waren. Gemeint sind damit Mineralfasern und Asbestfasern, die sich vor allem im Dämmmaterial Glaswolle befinden.

Die Fasern können durch Atmung in die Lunge gelangen, zur Vernarbung der Lungenbläschen führen und schwerwiegende Krankheiten auslösen. Dies reicht von verschiedenen Krebsvarianten bis zur anerkannten Berufskrankheit Asbestose. Die spezielle durch Asbest verursache Lungenkrankheit ist nach diesem inzwischen verbotenen Baustoff benannt.

Glykole, die Gefahr, die aus der Kälte kommt

Glykole sind für den Menschen giftige Alkohole. Im Gegensatz zum trinkbaren Alkohol ist der Alkohol von Glykolen nicht einwertig, sondern zweiwertig. Glykole sind zweiwertige Alkohole, die aufgrund ihres niedrigen Schmelzpunktes von -10 bis -15 °C vielfach als Frostschutzmittel für Kühlwasser und Bremsflüssigkeit für Kraftfahrzeuge Verwendung finden.

Die chemischen Verbindungen sind außerdem typische Einsatzmittel für wasserlösliche Farben, Lasuren und Lacke und werden darüber hinaus als Weichmacher von der Bauwirtschaft verwendet.

Ihr Einsatz ist nicht unumstritten, denn Glykole sind toxisch, leicht entzündbar und können die Haut und Schleimhäute reizen. Besonders Fötus und Embryo sollten auf keinen Fall mit Glykolen in Kontakt kommen, weil diese im Mutterleid irreversible Schädigungen verursachen können. Weitere typische Wohngifte:

Gängige Wohngifte im Überblick

Die nachfolgende Tabelle zeigt eine Auswahl gängiger Wohngifte. Trotz gesetzlicher Nachbesserungen gibt es leider immer noch viele Ausnahmen. Regelmäßig kommen weitere neue Produkte auf den Markt die allerdings auch nicht immer zwangsläufig frei von Schadstoffen sind:

WohngiftVorkommenGesundheitliche Auswirkung
Weichmacher (Phthalate)Farben
Lacke
Bauputz
Bodenbeläge
Teppiche
Unfruchtbarkeit
Fortpflanzungstoxizität (Fötus)
Leber- und Nierenschäden

FlammschutzmittelBodenbelag
Dämmstoffe
Lacke
Vorhänge
Elektroleitungen
Krebs
Nervenschäden
Impotenz
FormaldehydDämmstoffen
Kleber von Spanplatten und Holzwerkstoffen
Lacke
Wandfarben
Astma bronchiale
Bindehautentzündung
Ekzeme
Entzündung der Atemwege
Krebs
Nierenschäden
GlykoleKleber
Farben
Atemnot
Hautkrankheiten
Nieren- und Nervenschäden
Biozide
(z. B. Insektenschutz wie Pyrethroide)
Bodenbeläge
Fassadenfarben
Grundierungen
Holzlasuren
Hormonelle Wirkung
Krebs
Resistenz von Bakterien gegen Antibiotika
Holzschutzmittel (wie Propiconazol)Farben (z.B. für Fenster- und Türen)
Lacke
Lasuren
Immunschwäche
Kopfschmerzen
Nervenschäden
Schlaf- und Konzentrationsstörungen
Hautreizungen

Wie können Bewohner sich schützen?

Da viele Wohngifte in Teppichen, Vorhängen, Möbeln und Bodenbelägen schlummern, lohnt es sich, bei Neuanschaffungen gezielt auf Öko-Siegel wie den Blauen Engel zu achten, die anzeigen, dass keine oder kaum gefährliche Zusatzstoffe verwendet werden. Dies gilt auch für den Fall einer Komplettsanierung.

Jeder, der den Verdacht einer gefährlichen Schadstoffquelle im eigenen Haus hat, kann versuchen, selbstständig zum Beispiel mithilfe von Luftmessgeräten der Schadstoffquelle auf die Spur zu kommen.

Wer gar nicht weiter kommt, kann sich zudem Hilfe von spezialisierten Raumschutzinstituten holen. Diese führen eine professionelle Schadstoffanalyse durch, die aber auch ihren Preis hat.

Daneben können Bewohner durch ihr eigenes Verhalten die Schadstoffentwicklung in ihrer Wohnung reduzieren. In Raucherhaushalten ist die Schadstoffbelastung nach Untersuchungen dreimal höher als in Haushalten, in denen nicht geraucht wird.

Auch andere vermeintlich harmlose Quellen wie Kerzen, Räucherstäbchen und Toaster emittieren Schadstoffe, die besonders problematisch sind, wenn die Rußpartikel braungerösteter Toastscheiben emittieren. In diesem Fall kulminieren die Wohngifte auf einen vielfachen Wert.

Beim Kochen sind vor allem das Braten und Frittieren gefährlich, denn auch hier spielen fortgeschrittene Verbrennungsprozesse im Verbund mit diversen Rußpartikeln mit hinein. Gekocht werden sollte ausschließlich mit Dunstabzugshaube.

Besonders geeignet zur Filterung auch von kleinstteiligen Giftpartikeln, Gasen und Aerosolen sind schließlich Luftreiniger auf Basis von HEPA-Filtern. Diese machen die Luft wieder sauber, frisch und rein und sorgen für ein völlig neues Lebensgefühl.

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    One comment on “Wohngifte vermeiden: Wir zeigen, wie das geht”

    1. Müssen chemische Putzmittel nicht immer von einem chemischen Gutachter untersucht werden? Ich kann mir gut vorstellen, dass man die Mittel erst mal eingehend überprüfen muss, bis sie auf den Markt kommen. Das hoffe ich zumindest, denn damit weiß ich dass es ein sicheres Mittel ist.

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