Nicht nur draußen, sondern vor allem im Haus gibt es zahlreiche Schadstoffe, die vor sich hin dünsten oder durch unser Verhalten freigesetzt werden. Diese möchten wir in diesem Artikel unter dem Schwerpunkt der Symptome behandeln, die durch den Kontakt mit ihnen möglich sind.
Der Kontakt mit den Schadstoffen wird überwiegend über die Haut, Nahrung und Atemwege hergestellt. Besonders gefährdet sind Menschen mit einer erhöhten Sensibilität für bestimmte Partikel, Aerosole und Gase, die in der Luft diffus verteilt sind. Darunter zählen Kinder; ältere Menschen sowie Personen mit Allergien, Asthma und einer chronischen Bronchitis.
Jahr für Jahr sterben rund 3,3 Millionen Menschen an den Folgen von Luftverschmutzung.
Bis 2050 könnte sich dieser Wert nach einer Studie des Max-Planck-Instituts verdoppelt haben, wenn die aufstrebenden bisherigen Schwellenländer Asiens wie China und Indien ihr Industrialisierungsniveau intensivieren, in deren Megacities Smog zum Alltag gehört.
Diese Länder leisten durchaus Investitionen in fortschrittliche umweltfreundliche Technologien. Dies kann die Schadstoffentwicklung zwar abfedern, aber bislang nur in einem unzureichenden Maße.
Wie gefährlich die Schadstoffe in ihren vielfältigen Erscheinungsformen sind, zeigt sich auch dadurch, dass sich im englischen Sprachraum bereits ein Begriff entwickelt hat, der sich speziell auf Erkrankungen bezieht, die durch den Kontakt mit Schadstoffen im Haus entstanden sind.
Die gesundheitlichen Folgen dieser Luftbelastung werden unter dem Terminus „sick building syndrom“ zusammengefasst. Die Untersuchungen zu diesen Phänomenen laufen auf Hochtouren.
Es gibt auch einiges nachzuholen, nachdem der Diskurs zur Luftverschmutzung für lange Zeit einseitig auf die Belastung in den Innenstädten konzentriert gewesen war. Dabei halten wir uns aktuellen Studien zu Folge bis zu 90% der Zeit in Innenräumen auf, wo die Luft bis zu fünf mal verschmutzter als im Außenraum sein kann.
Schädliche Stoffe lassen sich wie folgt aufgliedern:
Lösemittel enthalten flüchtige organische Verbindungen (VOC), die leicht verdampfen und in Wohnungen vor sich hin dünsten. Lösemittel finden sich besonders in Textilien, Klebstoffen (Toluole und Xylole), Fußbodenbelägen, Farbanstrichen, Duftölen und im Tabakrauch (7). Besonders bei Wohnungsrenovierungen werden große Mengen an VOC freigesetzt.
Hier ist eine intensive Durchlüftung besonders wichtig. Typische Symptome der VOC sind Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, Übelkeit, Konzentrationseinbußen, Reizungen von Augen, Nase, Atemwege und Schleimhäute.
Neben den sogenannten Leichtflüchtern sind auch Schwerflüchter ein Problem. Worauf der Name bereits hinweist, sind sie nur schwer wieder aus der Wohnung zu bekommen und verbreiten dort teilweise jahrelang ihre toxischen Inhalte.
Die SVOC sind meistens lipophil und machen sich nach Aufnahme in den Körper bevorzugt im Fettgewebe breit. Im schlimmsten Fall gelangen sie in unser Gehirn und richten irreparable Schäden an. Außerdem sind sie kanzerogen, erbgutverändernd, greifen unser Hormonsystem an und schwächen unsere Abwehrkräfte.
Typische SVOC sind Holzschutzmittel wie PCP, Lindan und DDT; Phthalate (Weichmacher) wie Furane, Dioxine, PCB und DEHP; Flammschutzmittel in Elektrogeräten, Kleidung und Schäumen sowie Biozide in Gardinen, Teppichen und Baumwollmittel. Tendenziell sind Produkte älteren Datums die gefährlicheren.
So können zum Beispiel bei den Holzschutzmitteln Baubiologen ziemlich exakt anhand des Herstellungsjahres der Baumaterialien die Schadstoffbilanz identifizieren. Vor allem in den 70er und 80er Jahren galt ihr Gebrauch als modern und war teilweise sogar für den Bau vorgeschrieben. Die negativen Folgen waren noch nicht bekannt.
Hervorheben möchten wir von den Schadstoffen im Holz und Leim polychlorierte Biphenyle (PCB), deren Schadwirkung so massiv ist, dass ihre Nutzung bereits 1976 untersagt wurde. PCB finden sich besonders in Dichtungsmassen (Thiokol); Teppichböden; Parkettfugen und Flammschutzanstrichen.
Werden PCB in der Wohnung erkannt, dann herrscht sofortiger Handlungsbedarf, denn dieses Umweltgift höhlt allmählich unseren Organismus aus und kann Erbschäden verursachen.
Eines der bekanntesten Umweltgifte ist zudem Formaldehyd, das als allergen, toxisch und krebsauslösend (kanzerogen) gilt. Zudem kann es die Körperorgane schädigen und zu vielfältigen Beeinträchtigungen führen.
Formaldehyd findet sich vor allem im Kleber von Span- und Presskorkplatten; Versiegelungen, Mineralfaserdämmstoffen; Lacken, Naphtalin, PAK, Benzopyren, Teer-Estrichen und im Parkett- sowie Fußbodenkleber. Auch ihr Einsatz als Konservierungsstoff und Desinfektionsmittel in Kosmetika ist möglich.
Schimmelsporen gelangen schließlich über feuchte Oberflächen in unser Haus. Der Befall droht vor allem in Küche und Badezimmer, weil hier gewaltige Mengen an Wasserdampf ausgestoßen werden. Schimmelpilze bevorzugen feuchtwarme Umgebungen mit hoher Luftfeuchtigkeit sowie stehender Luft.
Gegen Pilzbefall hilft vor allem eine regelmäßige Stoßlüftung nach dem Kochen, der Dusche und dem warmen Bad sowie das sofortige Trockenwischen der Oberflächen, weil diese durch den Wasserdampf befeuchtet werden und ideale Einfallstore für Schimmel darstellen.
Weitere Schadstoffe im Haus sind unter anderem:
Schadstoffe gelangen durch ihre geringe Größe oder durch ihre Gasbestandteile leicht in den Organismus. Dort können sie mit der Zeit unseren Körper vergiften, denn steter Tropfen höhlt den Stein.
Die Schadstoffe, die durch die Luft in unsere Atemwege sowie unsere Blutbahn gelangen in unser Herzkreislaufsystem und bringen unsere innere Balance durcheinander.
Die Problematik kann also nicht schwerwiegend genug eingeschätzt werden, wenn die fundamentale Bedeutung von Atmung und Herzkreislaufsystem für unseren Organismus rekapituliert wird. Typische Symptome durch die ständige Konfrontation mit Schadstoffen sind unter anderem:
Der Experte Dr. Mario Bauer vom Leipziger Helmholtz-Institut für Umweltforschung (UFZ) bringt die Gesamtproblematik auf den Punkt:
„Die Symptome aufgrund von Belastungen in Innenräumen sind ausgesprochen vielseitig. Sie können sich sowohl auf der Haut mit Juckreiz und Ekzem, Schleimhautreizungen der Augen, der Nase und des Rachens oder auf den Atemwegen mit Husten, verstopfter Nase, Niesreiz, Schnupfen bis hin zur akuten Atemnot manifestieren. Bei Kindern treten noch häufiger Mittelohrentzündungen oder Bronchitis bis hin zu Asthma durch das Rauchen der Eltern in den Wohnungen auf“
Allergien sind die Folge einer Fehlfunktion unseres Immunsystems. Wenn dieses nämlich in Kontakt mit Schadstoffen eine akute Bedrohung wahrnimmt und seine Abwehrkräfte mobilisiert, dann zeigt sich dies in typischen allergischen Reaktionen wie Husten, Schnupfen, gerötete Augen, Hautausschläge, Kopfschmerzen, Mattheit und Atmungsschwierigkeiten.
Schadstoffe sind zwar eine Bedrohung, die Reaktion unseres Immunsystems ist dennoch unangemessen und richtet in unserem Körper mehr Schaden an als dass diese uns zur Abwehr nützt.
Zu beachten ist außerdem, dass ein ständiger Kontakt mit Allergenen auch bei Menschen mit der Zeit eine Allergie auslösen kann. Das ist der Hintergrund für die ständig steigende Anzahl von Allergien in modernen Industriegesellschaften.
In diesem Artikel geht es nicht um vergleichsweise harmlose Allergene wie Lactose, Histamin, Gluten, Katzenhaare, Bienengift, Vogelfedern und sogar Äpfel. Wir konzentrieren uns auf handfeste Schadstoffe, von denen unter anderem die folgenden auch als allergen gelten:
Die Schadstoffe der Klasse "CMR" sind die gefährlichsten Schadstoffe in der Wohnung, denn sie können Krebs auslösen, das Erbgut verändern und die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Darauf deutet die Abkürzung hin, die ein Akronym ist und für „cancerogen mutagen reprotoxic“ steht. Beispielsweise gehört das radioaktive Edelgas Radon zu der CMR-Schadstoffgruppe.
Etwa 5 % aller Todesfälle durch Lungenkrebs haben ihre Ursache nach einer Studie des Bundesministeriums für Strahlenschutz (BfS) in Radon.
Ein anderes in Wohnungen verbreitetes CMR-Umweltgift ist Nikotin, das als Gefahr für Lungenkrebs unangefochten auf Rang eins rangiert. Hierbei gehen 90 % aller Fälle von Lungenkrebs auf das Rauchen zurück.
All diese Stoffe werden international in die Gruppen 1A und 1B aufgeteilt. Bei der Klassifikation 1B wird die krebserzeugende, erbgutverändernde oder fortpflanzungstoxische Wirkung vermutet, bei 1A ist diese bereits nachgewiesen.
Bei den CMR-Stoffen, welche die Fruchtbarkeit beeinträchtigen, wird zudem in Stoffen unterschieden, welche die Fortpflanzung direkt behindern und welche nach der Geburt Entwicklungsschäden herbeiführen können.
Das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) hat eine lange Liste mit allen CMR-Substanzen zur Orientierung für Arbeitnehmer und Arbeitgeber herausgegeben. Der Übersichtlichkeit halber möchten wir uns in unserer Liste auf die CMR-Stoffe beschränken, deren Wirkung besonders schwerwiegend sind und in signifikanter Anzahl in privaten Wohnungen vorzufinden sind.
Eine Übersicht über im Haus zu findende Schadstoffe finden Sie in dieser Quelle. Bei den meisten dieser Umweltgifte steht die Krebsproblematik im Vordergrund.
Der fortschreitende Wissensschatz durch Forschung bringt es mit sich, dass die gesundheitsschädigende Wirkung von Schadstoffen immer mehr bekannt ist, sodass ihr Einsatz von der Politik unterbunden werden und der Verbraucher diese Schadstoffe gezielt vermeiden kann.
In diesem Zusammenhang sind beispielsweise Holz- und Parkettverkleidungen aus den 1970er und 1980er Jahren ein ernstes Warnsignal. Verbraucher können diese Materialien von Experten prüfen lassen und einen Austausch von Möbeln sowie ökologische Sanierungsmaßnahmen ins Auge fassen.
Außerdem haben sich mit der Zeit verschiedene Umweltsiegel beim Kauf von Produkten etabliert, bei denen die Schadstoffbelastung immer wieder ein Problem gewesen war. Dies betrifft zum Beispiel Produkte rund um Kleber, Farben, Lacke, Holz, Kosmetika, Reinigungsmittel, Hygieneartikel und vieles mehr.
Ein Umweltsiegel gibt zwar noch keine Garantie für eine wirkliche Schadstofffreiheit, ist aber ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Als am zuverlässigsten gilt dabei das Zertifikat des blauen Engels.
Mit richtigem Lüften und regelmäßiger Wohnungsreinigung lassen sich ebenso viele Partikel ausbremsen. Eine große Hilfe stellen in diesem Zusammenhang Luftreiniger wie die HEPA-Filter von Ideal dar, denn diese filtern auch Aerosole, Gase und Kleinstpartikel aus der Luft, die vor allem für ihr allergenes Potenzial berüchtigt sind.
Immer wieder berichten Kunden von einer gelungenen Investition, die mit einem Schlag ihr Haus in einen Kurort verwandelt und ihnen ein völlig neues Lebensgefühl beschert hat.
1: https://www.mpg.de/9404032/sterberate-luftverschmutzung-todesfaelle
2: https://www.ruv.de/ratgeber/bauen-wohnen/schadstoffe-in-der-wohnung
3: https://www.bfs.de/DE/themen/ion/umwelt/radon/wirkungen/wirkungen.html
4: https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/bewusst-leben/rauchen-und-krebs.html
5: https://publikationen.dguv.de/widgets/pdf/download/article/3517
6: https://www.wohnnet.at/bauen/bauvorbereitung/schadstoffe-haus-18724
7: https://www.netdoktor.at/laborwerte/luftschadstoffe-wohnung-6886991
8: https://www.institut-beb.de/baubiologie-gesund-bauen-wohnen-leben/schadstoffmessung-in-innenraeumen/krankheitssymptome-bei-schadstoffen/
9: https://www.we-love-nature.de/lebensraeume/auf-diese-schadstoffe-und-symptome-muessen-sie-achten/
10: https://www.bauen.de/a/schimmel-asbest-und-co-diese-schadstoffe-lauern-in-den-eigenen-vier-waenden.html