Nachhaltige Produkte fanden Kunden jahrzehntelang vor allem in lokalen Biomärkten und Reformhäusern, die sich besonders verdient darum machten, ökologisch produzierte Waren anzubieten. Doch natürlich unterliegt auch diese Form des Einzelhandels immer stärker dem Druck durch Online-Märkte und den Trend zum Lieferdienst. Dabei spielt auch Preiskampf eine gewisse Rolle.
Nachhaltige Lebensmittel und andere Produkte müssen eine Reihe von Kriterien erfüllen, um diese Bezeichnung zu tragen. Dabei gibt es abseits von Bio- und Fair-Siegeln keine gesetzlichen Rahmenbedingungen, nur Selbstkontrolle und die Prüfung durch Interessenverbände. Diese legen unterschiedlichen Wert auf bestimmte Eigenschaften der Ware und beurteilen nach selbstgewählten Kriterien. An dieser Stelle sei nur darauf hingewiesen, dass sich die dabei angelegten Maßstäbe und Definitionen teils erheblich unterscheiden. Während zum Beispiel Demeter eine anthroposophische Ideologie der Betriebe einfordert, konzentrieren sich andere Siegel auf wissenschaftlich belegbare Nachhaltigkeit, z. B. den Verzicht auf Pestizide, das Einrichten von Ausgleichsflächen, extensive Nutzung und moderne Kompostwirtschaft.
Dabei gelten moderne Qualitätsansprüche auch für so grundlegende Nahrungsmittel wie das Wasser, ohne dass hier extra Zertifikate nötig sind. Doch während Lebensmittelsicherheit staatlich kontrolliert wird, ist Nachhaltigkeit immer noch nicht gesetzlich verankert.
Mitte des 19. Jahrhunderts stellten Menschen der wachsenden Industrialisierung und Verstädterung der Lebensweise eine naturnahe Idee entgegen. Darin fanden sich nicht nur Ideen wie Vegetarismus, Reformkleidung und ökologische Landwirtschaft, sondern auch romantische Ideale wie Naturheilkunde ohne wissenschaftliche Belege, Freikörperkultur und andere eher ideologische Strömungen. Das erste Geschäft mit der Bezeichnung “Reformhaus” wurde 1900 in Wuppertal-Barmen gegründet. Mittlerweile ist die Reformhaus-Genossenschaft ein Unternehmen, das jede Filiale als eigenständig wirtschaftendes Unternehmen sieht, für den Namen “Reformhaus” aber eine Mitgliedschaft im Verbund zwingend vorsieht.
Seit den späten 1990er Jahren ist ein stetiger Zuwachs des Biosektors in Deutschland und auch anderen europäischen Staaten zu beobachten. Im Lebensmittelhandel machte dies 2020 15 Milliarden Euro Umsatz aus, 22 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Dennoch machen diese Produkte immer noch nur einen geringen Anteil des Gesamtumsatzes aus – etwa 6,5 Prozent. Beim Fleisch sieht es noch schlechter aus: Nur etwa 3 Prozent bei Geflügel, 4 Prozent bei Rotfleisch (Rind, Schwein, Lamm und Kalb). Doch die Taktik der Discounter, mehr Bioprodukte zu vertreiben, lässt auch diese Zahlen weiterhin steigen – ein Trend, der übrigens an den Reformhäusern vorbeigeht. Deren Gesamtzahl hat sich von 1999 bis 2019 von 2800 auf 1200 reduziert.
Ein weiterer Aspekt, der den Reformhäusern zu schaffen macht, sind Online-Versandhäuser mit Bio-Angeboten, die z. T. Regionalpakete, Gemüsekisten, nachhaltigen Tee, gerettetes Obst und Bioprodukte auch aus überregionaler Produktion vertreiben und bequem nach Hause liefern. Inwiefern diese Veränderung nachhaltig ist, wird unterschiedlich bewertet, auch Lieferinfrastruktur verursacht z. B. CO2-Ausstoß. Dennoch ist es für Biovermarkter immer wichtiger, auch online präsent zu sein und hochwertige Ware sogar europaweit vertreiben zu können. In anderen Ländern sind die Marktanteile deutlich größer – z. B. 18 % in Luxemburg oder 13 % in Frankreich, während Dänen das meiste Geld für Bioprodukte ausgaben (344 €/Jahr).
Damit wird auch die Verfügbarkeit moderner Angebote in unterschiedlichen Sprachen immer wichtiger. Wer überregional erfolgreich sein möchte, muss seine Websites auch für Kunden im Ausland leicht verfügbar und verständlich machen. Möchte man seine Waren auch in Italien verkaufen sind Onlinehändler darauf angewiesen, eine zertifizierte Deutsch Italienisch Übersetzung ihrer Seiten anzufertigen und diese auf die Bedürfnisse ausländischer Kunden angepasst zu präsentieren.
Der Strukturwandel im Biohandel ist unübersehbar. Während die klassischen Reformhäuser den digitalen Aufbruch offenbar verschlafen haben, sind junge moderne Unternehmen am Zug. Hier bietet sich die Chance, Liefermentalität mit dem Wunsch nach nachhaltigen Produkten zu verbinden und neue Lösungen anzubieten.
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