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Enterokokken im Trinkwasser

Vitalhelden Redaktion
Aktualisiert: 16. Dezember 2022
Lesedauer: 5 Minuten

Ein Blick in viele verschiedene Nachrichtenbeiträge verrät: trotz hoher Anforderungen ist eine Verunreinigung von Trinkwassersystemen in Deutschland durch gesundheitsgefährdende Bakterien nicht ausgeschlossen. Bundesweit tritt etwa eine Belastung des Leitungswassers durch Enterokokken immer wieder auf und die betroffenen Einwohner werden mittels Abkochverordnung vor dem direkten, ungefilterten Wasserverbrauch gewarnt. Doch was sind Enterokokken und wie gefährlich sind sie? Diese und andere wichtige Fragen werden im Folgenden beantwortet und mögliche Gegenmaßnahmen aufgezeigt.

Was sind Enterokokken und wo treten sie auf?

Enterokokken gehören zur Gruppe der Milchsäurebakterien, die als Mikroorganismus im menschlichen Körper auftreten. Die Einzeller sind somit für jeden Menschen, in Tieren und in der Umwelt grundsätzlich ein natürliches Vorkommnis.

Tatsächlich unterstützen Enterokokken vielfach sogar lebensnotwendige Funktionen im menschlichen Körper, indem sie in der Darmflora bei der Verdauung eine wichtige Rolle übernehmen. Auf diese Weise wird das Immunsystem gestützt und die Herstellung essenzieller Vitamine gesteuert. Zudem sorgen sie für eine gereinigte Umgebung, sodass viele Keime beim Wachstum im Darm gehemmt werden.

Insgesamt gibt es momentan 25 bekannte, unterschiedliche Spezies der Bakterien, wovon einige wiederum Krankheiten und Infektionen verursachen können. Bemerkenswert ist, dass Enterokokken auch außerhalb eines menschlichen oder tierischen Organismus außerordentlich überlebensfähig sind und sich vermehren. [1]

Interessant:

Da Enterokokken, wie beispielsweise auch E. Coli Bakterien, vor allem im Darm von Säugetieren und somit auch in deren Kot vorkommen, spricht man im Zusammenhang mit Trinkwassersystemen hier auch von „Fäkalindikatoren“ – also Hinweise auf Verunreinigungen durch Fäkalien.

Grenzwerte für Enterokokken im Trinkwasser

Das Gesetz in Deutschland sieht vor, dass in allgemeinen Trinkwassersystemen bestimmte Bakterienarten im Leitungswasser bei Überprüfungen nicht nachweisbar sein dürfen. Dazu gehören auch Enterokokken. Ihr Grenzwert im Trinkwasser beträgt 0 pro 100 ml Wasser. Die deutsche Trinkwasserverordnung setzt damit einen hohen Standard zum Schutz der Haushalte vor Verunreinigungen des Leitungswassers mit Fäkalien. [2]

Wie gelangen Enterokokken ins Trinkwasser?

Der niedrige Grenzwert ist freilich keine Garantie für eine Schadstofffreiheit hinsichtlich Enterokokken im Wasser. Vielmehr deutet er auf die eventuellen Risiken hin. Ein Vorkommen der Bakterien im Versorgungsnetz kann auf verschiedene Arten zustande kommen:

  • Technische Störungen bei der Abwasserreinigung
  • Havarien und Erneuerungsarbeiten im öffentlichen Leitungsnetz
  • Leitungsneuanschlüsse und Reparaturarbeiten
  • (selten) kontaminiertes Oberflächen- oder Tiefenwasser bei Brunnenanlagen

Weiterhin können sich in Rohren durch eine verlangsamte Fließgeschwindigkeit Biofilme ablagern, welche die Vermehrung dieser Erregerart und anderer Bakterien begünstigen. Eine ungenügende Reinigung des Leitungsnetzes sowie verschmutzte Hochbehälter begünstigen zusätzlich die Bakterienvermehrung. Zudem erhöht eine Stagnation in den Trinkwasser-Installationen, beispielsweise durch nicht ausreichend oft genutzte Leitungen, die Wahrscheinlichkeit einer erhöhten Konzentration von Enterokokken und anderen Keimen.

Wichtig ist, dass diese Erregerart als Hinweis für fäkale Verunreinigungen gilt. Dementsprechend ist auch ihr Eintrag in das Grundwasser durch landwirtschaftlichen Dünger und Kot von Nutztieren möglich. Der im Boden abgelagerte Kot und Dünger werden vom Regen in tiefere Schichten bis ins Grundwasser transportiert. Speziell Brunnenbesitzer, die ihr eigenes Trinkwasser fördern, sind dahingehend gefährdet.

Gülle und damit Darmbakterien wie Enterokokken auf dem Weg ins Grundwasser
Als Fäkalindikator deuten Enterokokken auf eine generelle Verunreinigung von Leitungswasser hin. Das kann auch anorganische Schadstoffe betreffen, welche durch Abkochen nicht beseitigt werden. (Bildquelle: ID 115381830 ginasanders / depositphotos.com)

Wie gefährlich sind Enterokokken im Trinkwasser?

Wie erwähnt, gibt es einige Enterokokken-Bakterien, die für den menschlichen Organismus durchaus gesundheitsschädigend sind.  Die Gefahr, welche eine Verunreinigung darstellt, ähnelt in vielerlei Hinsicht der von E. Coli-Bakterien, die ebenfalls Fäkalindikatoren sind. Bedeutsam ist allerdings die unterschiedliche Überlebensfähigkeit.

So weist das DVGW Technologiezentrum Wasser etwa darauf hin, dass Enterekokken eine längere Überlebensdauer in der Umwelt haben als E. Coli. Darüber hinaus können einige Enterokokken-Arten sogar in pflanzlichen Materialien vorkommen. Das gilt zum Beispiel für Hanffasern, die oft als Dichtmaterial für Rohrverbindungen und andere Bauteile in Trinkwassersystemen genutzt werden. Entsprechend ist das Risiko für Enterekokken im Leitungswasser generell umso höher. [3]

Übrigens...

Bei Erregern wie Enterokokken oder auch E. Coli-Bakterien ist neben der Kontamination von Leitungswasser auch die von tierischen Lebensmitteln wie etwa Hackfleisch denkbar. Wenngleich selten so ist doch auch eine Infektion durch entsprechende Nahrung möglich.

Was verursachen Enterokokken für gesundheitliche Auswirkungen?

Die Auswirkungen der pathogenen Enterokokken-Arten sind je nach Vertreter vielfältig. Dabei hängen die Symptome beziehungsweise Krankheiten speziell davon ab, in welche Bereiche des Körpers sie gelangen. Möglich sind insbesondere:

  • Blutvergiftungen
  • Harnwegsinfektionen
  • Eileiterinfektionen
  • Herzbeutelentzündungen
  • Weitere Entzündungen im Bauchraum
  • allgemeine Wundinfektionen

Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Anzahl der aufgenommenen Erreger. Allerdings können Säuglinge, Senioren, Schwangere sowie immungeschwächte Menschen als besonders risikogefährdet eingeschätzt werden. Insofern ist eine Kontamination des Trinkwassers in Einrichtungen wie Krankenhäusern auch besonders problematisch. Nicht unterschätzt werden darf außerdem eine individuelle und zunehmende Resistenz gegen Antibiotika bei einigen Bakterien-Stämmen. [1]

Beseitigung von Enterokokken aus Trinkwassersystemen

Im Sinne der strengen Vorgabe durch die Trinkwasserverordnung bemühen sich die deutschen Wasserversorger keine Kontamination zuzulassen beziehungsweise den Grenzwert stets einzuhalten. Dafür werden monatlich und routinemäßig Kontrollen und Wasserproben durchgeführt.

Bei positivem Befund wird dieser unmittelbar an das Gesundheitsamt weitergeleitet. In aller Regel erlässt dieses dann eine Abkochverordnung für das Trinkwasser im betroffenen Gebiet. Drei- bis fünfminütiges Abkochen von Leitungswasser führt in der Tat zu einer Abtötung von bakteriellen Erregern. Indes sind arbeiten die Wasserwerke an der Desinfektion und Dekontaminierung des jeweiligen Versorgungsbereichs. Hauptsächlich geschieht dies durch Spülung der Rohrleitungen. [4]

Fallen erneute Wasserproben schließlich negativ aus, erfolgt eine Entwarnung und Absetzung der Abkochverordnung. Im Übrigen gilt das Abkochgebot in erster Linie nur für Leitungswasser, welches in irgendeiner Form zum Konsum bestimmt ist. Duschen, Baden und ähnliches stufen die Versorger gegebenenfalls zumeist als unbedenklich ein.

Enterokokken in der Laboranalyse
Darmbakterien können auf verschiedene Arten in Trinkwassersysteme gelangen. Selten geschieht dies sogar ganz einfach über das Oberflächen- und Grundwasser in der Natur. (Bildquelle: ID 63580643 alexraths / depositphotos.com)

Wasserfilter als effektiver Schutz gegen Enterokokken

Private Haushalte können sich generell zusätzlich gegen verschiedene Verunreinigung des Leitungswassers schützen. Dafür werden vor allem Umkehrosmoseanlagen oder Aktivkohle-Wasserfilter eingesetzt. So gibt es beispielsweise auch Aktivkohle-Blockfilter, welche an Duscharmaturen installiert werden können. Eine solche Maßnahme kann sinnvoll sein, da dort eine Kontamination durch eingeatmeten Wasserdampf sowie offene Wunden durchaus möglich ist.

Generell entfernen solche Wasserfilter mit Aktivkohle eine Vielzahl von organischen und auch anorganischen Schadstoffen aus dem Leitungswasser unmittelbar vor der Entnahme. Darin inbegriffen sind beispielsweise auch Metalle wie Kupfer oder Blei, die sich durch Abkochen nicht beseitigen lassen. Positiverweise bleiben wiederum natürliche Mineralien im Wasser erhalten, sodass die Trinkwasserqualität also in jedem Fall gesteigert wird.

Fazit

Die deutsche Trinkwasserverordnung verbietet quasi eine Verunreinigung der Trinkwassersysteme durch Enterokokken und ähnliche Erreger. Eine Schadstofffreiheit garantiert das leider nicht. Berichte zeigen, dass eine Kontamination überall und jederzeit auf unterschiedliche Wege möglich ist. Diesem Problem und der Gefahr von Infektionen und anderen Krankheiten begegnen die Versorger mit regelmäßigen Kontrollen sowie gegebenenfalls intensiven Gegenmaßnahmen.

In den meisten Fällen soll ein Abkochgebot für Trinkwasser den betroffenen Haushalten die weiterhin mögliche Nutzung des Wassers als Nahrungsmittel vermitteln. Zwar lassen sich die Erreger durch Abkochen auch innerhalb von Minuten abtöten, doch ist dies nicht immer und für alle Nutzungszwecke möglich. Ein an allen gängigen Armaturen effektiver Schutz sind hingegen Wasserfilter.

Mit Aktivkohle können beispielsweise viele Schadstoffe gefiltert werden, während Mineralien erhalten bleiben. Das gefilterte Wasser ist demzufolge sowohl zum Konsum als auch zum Gebrauch beim Duschen oder ähnlichem umso besser nutzbar.

Quellen & Weiterführende Informationen
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