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Ist Leitungswasser gesund?

Vitalhelden Redaktion
Aktualisiert: 2. März 2023
Lesedauer: 9 Minuten

Täglich viel Wasser trinken ist gesund, das ist allgemeiner Konsens. Etwa zwei bis drei Liter sollten es sein. Doch welches Wasser ist das richtige, gibt es schlechtes Wasser? Ist Leitungswasser ungesund? Solche Fragen beschäftigen die Verbraucher und passionierten Wassertrinker im speziellen. Immerhin ist das Trinkwasser aus der Leitung der günstigste Durstlöscher.

Aus Ungewissheit oder Skepsis setzen viele lieber auf Mineralwasser aus dem Supermarkt. Die Meinung ist, dass solche Mineral- und Tafelwässer nicht ungesund sein können, während das beim Leitungswasser eher der Fall sein müsste. Viele denken dabei an Bleirohre in den Wänden, Verkalkungen in den Armaturen und Verschmutzungen im riesigen Wassernetz. Doch was ist wahr und was nicht, wie gesund ist Leitungswasser?

Was macht ein gesundes Wasser aus?

Hinsichtlich der Frage, was gesundes Trinkwasser ausmacht, muss differenziert werden. Gewissermaßen aus gesetzlicher Sicht gilt, dass Trinkwasser gesund ist, solange es keine nachweisbar, schädlichen Nebenwirkungen auf den Menschen hat. Das bedeutet, dass als Trinkwasser nicht völlig steril sein muss. Nur die Konzentration gewisser Substanzen im Wasser darf nicht zu hoch sein.

Ein weiterer Faktor sind generell positive Inhaltsstoffe – die Mineralien. Zu nennen sind hier Kalzium und Magnesium sowie Natrium. Tatsächlich sind diese ein zentraler Bestandteil des menschlichen Organismus und somit essentiell. Ironischerweise sorgen ausgerechnet die genannten Mineralstoffe für den Härtegrad des Leitungswassers und sind deswegen von manchen unerwünscht. Ungesund sind sie aber keinesfalls.

Im Übrigen werden in manchen Fällen neben der chemischen Zusammensetzung von Wasser auch die physikalischen Eigenschaften betrachtet. Demzufolge wird Wasser, welches eine natürliche Struktur aufweist, als gesünder bzw. als lebendiges Wasser bezeichnet. Vertreter dieser Meinung gehen davon aus, dass durch industrielle Prozesse die Struktur des Wassers gestört wird.

Übrigens:

Gemeinhin gilt, dass gesundes Wasser geruchs- und geschmacksneutral sein muss. Allerdings wird vor allem bei frischem Quellwasser in der Natur oft ein voller und individueller Geschmack festgestellt. Dieser entsteht hauptsächlich durch die Mineralien Kalzium, Magnesium und Natrium.

Qualität des Leitungswassers aus Sicht des Umweltamtes

Eine quasi offizielle Einschätzung über die Trinkwasserqualität in Deutschland liefert das Umweltbundesamt. Das Umweltamt hebt dabei die Bedeutung der Trinkwasserverordnung hervor und bescheinigt eine hohe Güte. Immer wieder wird in diesem Sinne davon gesprochen, dass Leitungswasser hierzulande das am stärksten kontrollierte Lebensmittel sei. „Unbedenklich“ ist das oft genutzte Prädikat für Leitungswasser. [1]

Wohlgemerkt werden die Begriffe „gesund“ und „ungesund“ kaum bis gar nicht von offizieller Seite verwendet, auch da sie eben schlecht zu definieren sind.

Zu erwähnen ist aber noch, dass das Umweltbundesamt selbst auf einige bestimmte Verunreinigungen und ungesunde Substanzen im Wasser hinweist. Ein bedeutsames Beispiel sind etwa Medikamentenrückstände aus Human- und Tiermedizin. Beides belastet die Umwelt generell auf erhebliche Weise und somit auch das Grundwasser, sodass jene Schadstoffe eben auch im Trinkwasser vorkommen. [2]

Woher kommt das Leitungswasser überhaupt?

Ganz allgemein sind jegliche Umweltbelastungen auch immer mit der Belastung des Leitungswassers in Verbindung zu setzen. Denn in Deutschland wird das zur Verfügung gestellte Leitungswasser zu etwa 70 Prozent aus Grund- und Quellwasser sowie zu 30 Prozent aus Flüssen, Talsperren und künstlichen Wasserquellen bezogen. Je nach Region bestehen noch mal geringe Unterschiede in Bezug auf das Verhältnis, entsprechend der geografischen Gegebenheiten.

Zudem befindet sich das Nutzwasser in einem allgemeinen Kreislauf. Abwasser gelangt in Klärwerke, wird dort gereinigt und aufbereitet und in Flüsse, Seen oder das Meer geleitet. Dieses, der Natur wieder zugeführte Wasser, wird dann entsprechend auch wieder genutzt und kommt erneut bei den Verbrauchern an.

Nitrat verhindert Nutzung von Grundwasser

Nicht nur aber vor allem in Bezug auf das Grundwasser sind in der Landwirtschaft genutzte Pestizide und Düngemittel ein wichtiger Aspekt. Vor allem geht es dabei um die Belastung mit Nitrat. Zu hohe Nitratwerte in den Böden haben bereits dazu geführt, dass ein Viertel der deutschen Grundwasserkörper übermäßig belastet sind und von der Nutzung für das Trinkwasser ausgeschlossen wurden. [3]

Nitrat kann im menschlichen Körper zu Nitrit umgewandelt werden, welches die Sauerstoffsättigung negativ beeinflusst. Außerdem können sich Nitrosamine entwickeln, welche als krebserregend gelten. Da nun seitens der Wasserversorger belastete Quellen ausgeschlossen werden, besteht zumindest keine akute Gefahr. Frei von Nitrat ist Leitungswasser deshalb aber nicht und das Risiko relativ hoher Konzentrationen besteht vor allem in landwirtschaftlich geprägten Regionen.

Wichtig zu differenzieren: Nitrat nehmen wir viel mehr über die Nahrung zu uns als durch den Konsum von Leitungswasser. Da es eine Vielzahl unterschiedlicher Pflanzenschutz- und Düngemittel wird Nitrat in der Wasseranalytik vereinfacht als Indikator verwendet. Die eigentlichen Verunreinigungen sind daher Pestizide, Herbide und Fungizide.

Garantiert die Trinkwasserverordnung gesundes Leitungswasser?

Wie schon erwähnt, legt die Trinkwasserverordnung eine Vielzahl von Grenzwerten für allerlei mögliche schadhafte Substanzen im Trinkwasser fest. Mittlerweile werden dabei etwa 50 verschiedene Stoffe beachtet. Die Zahl mag hoch erscheinen, dürfte jedoch bei weitem nicht dem entsprechen, was in der Praxis tatsächlich im Trinkwasser landen kann.

Zudem muss stets bedacht sein, dass es sich eben um Grenzwerte handelt. In geringem Maße werden fast alle Schadstoffe also toleriert. Auf einen Liter Trinkwasser sind das zum Beispiel:

Während die Wasserversorger nun die Einhaltung der Grenzen sicherstellen, gilt diese Fürsorge allerdings nur bis zu jedem Hausanschluss. Ab der Wasseruhr nämlich kann theoretisch jeder Grenzwert überschritten und das Leitungswasser ungesund werden.

Die Verantwortung dafür trägt dann allerdings der Haus- beziehungsweise Wohnungseigentümer. Vor allem Schwermetall-Belastungen durch alte Rohre oder mikrobiologische Verunreinigungen durch Biofilme in Rohren und Armaturen sind dahingehend keine Seltenheit.

Hormone und Rückstände von Arzneimitteln sind ein Problem

Abgesehen von diesen und weiteren organischen und anorganischen Schadstoffen werden diverse andere hingegen gar nicht beachtet. Allein schon die unzähligen möglichen Medikamentenrückstände werden nur zu einem Bruchteil berücksichtigt. So gibt es beispielsweise für Hormone im Trinkwasser bisher keinen Grenzwert. Ein Grund dafür ist, dass es sich bei jenen Substanzen meist kleinste Anteile handelt. Diese sind einerseits nur schwerlich zu beseitigen aber andererseits eben dennoch im menschlichen Körper wirksam. [4]

Während also die Wasserwerke mit der Beseitigung pharmazeutischer Erzeugnisse aus dem Leitungswasser teils überfordert sind, entwickelt die Pharmazie auch immer neue Stoffe. Davon landen viele im Abwasser und folglich abermals im Trinkwassersystem. Aus gutem Grund also hat das Umweltbundesamt dieses Problem bereits im Blick – eine ganzheitliche Lösung jedoch nicht.

In Deutschland gibt es nach wie vor keinen Grenzwert für Arzneimittelrückstände
Die Arzneimittelrückstände, darunter Hormone, Antibiotika und Chemikalien, im Trinkwasser werden in Deutschland nicht überprüft und einfach mit dem Leitungswasser mitgetrunken. @wildpixel / istockphoto.com

Bleileitungen, Wasserasseln, Legionellen…

Bei all den bisher genannten Faktoren für potentiell ungesundes Leitungswasser gibt es wiederum einige, die zwar oft genannt werden aber eher weniger von Bedeutung sind. Zum Beispiel wird noch immer oft auf die Möglichkeit von Blei im Leitungswasser hingewiesen. Tatsächlich kann dies durch genutzte Bleileitungen der Fall sein, welcher aber seit Jahrzehnten schon nicht mehr verbaut werden.

Weiters ist oft davon die Rede, dass sich kleinste Lebewesen im Leitungswasser aufhalten, im speziellen sogenannte Wasserasseln. Diese Wasserasseln würden außerdem ihren Kot in das Trinkwasser befördern. Dazu sagt etwa Dr. Günter Gunkel von der TU Berlin, dass Wasserasseln tatsächlich in Sandfiltern zur Wasseraufbereitung vorkommen. Schon allein durch den Hausfilter hinter der Wasseruhr können diese es jedoch nicht in die häuslichen Installationen schaffen, so Gunkel. [3]

Eine realistischere Gefahr hingegen sind Legionellen. Immer wieder wird angemerkt, dass diese Erreger in den Wasserleitungen teils perfekte Bedingungen zur Vermehrung vorfinden. Während die Wasserversorger dies noch verhindern, können Biofilme in häuslichen Leitungen tatsächlich dazu führen. Allerdings werden Legionellen schob ab Temperaturen von 60 Grad abgetötet, was beim Warmwasser eines Haushalts gängigerweise der Fall ist. [5] Ein Duschfilter kann hier auch Sicherheit bringen.

Übrigens:

Wer in einem Altbau wohnt und sich über die genutzten Wasserleitungen unklar ist, kann beim Vermieter bzw. beim zuständigen Wasserwerk die entsprechenden Informationen einholen. Außerdem kann eine Wasseranalyse Aufschluss über Schwermetalle im Trinkwasser geben.

Leitungswasser hat ein Verfallsdatum

Von Wasserasseln und Legionellen abgesehen sind viele andere biologische beziehungsweise mikrobiologische Verunreinigungen durchaus denkbar. Während die Wasserwerke hierbei noch eine große Sorgfalt walten lassen, können die Leitungen im Haushalt umso negativere Auswirkungen haben. Denn nur die wenigsten Haus- und Wohnungseigentümer inspizieren Rohre und Armaturen regelmäßig.

Dabei bieten besonders Kunststoff- und Kupferrohre sowie Gummidichtungen die richtigen Vorraussetzungen zur Bildung von Biofilmen. Diese sind dann wahre Keim- und Bakterienherde, die das Trinkwasser beständig entsprechend anreichern. Die jeweilige Ansammlung bleibt dann meist unbemerkt, bis sich vielleicht irgendwann doch ein fauliger Geruch bemerkbar macht.

Ein beschleunigender Faktor dabei ist Stagnationswasser, also stehendes Wasser in den Leitungen. Je länger Wasser irgendwo steht, desto mehr Bakterien können sich darin entwickeln und vermehren. Daher gilt ganz generell: stehendes Leitungswasser ist ungesund.

alte Wasserleitungen
Schadhafte Leitungen und stagnierendes Wasser fördern die Bildung von Biofilmen, durch die eine Vielzahl von Bakterien beständig ins Trinkwasser gelangen kann. (Bildquelle: Bluberries / istockphoto.com)

Exkurs: Ist Mineralwasser besser?

Eine oft getroffene Behauptung ist, dass gekauftes Wasser aus dem Handel sauberer und gesünder sei. Dies hat mehrere Gründe. Zum einen bevorzugen viele Verbraucher Sprudelwasser. Zum anderen ist die Qualität des Leitungswassers für die meisten eine Sache der Ungewissheit. Letzteres, wie hier aufgezeigt, aus gutem Grund. Vielleicht spielt zudem der Geschmack noch eine wichtige Rolle.

Ökonomisch gesehen hat Leitungswasser allerdings klare Kostenvorteile. Selbst Mineralwasser aus dem Discounter kann im Preis nicht mit dem vom Trinkwasser aus der Leitung mithalten. Gleiches gilt für den ökologischen Vergleich. Die Klimabilanz von Leitungswasser ist nicht nur deutlich besser, für Leitungswasser müssen zudem keine fossilen Rohstoffe verwendet werden (keine Verpackung, kein Transport).

Beim Geschmack wiederum ist es natürlich eine subjektive Angelegenheit. Immerhin kann kaum behauptet werden, dass Leitungswasser schlecht schmecken würde. Denn unter normalen Umständen ist Leitungswasser eher geschmacks- und geruchsneutral. Wie aber ist es mit der Reinheit?

Leitungswasser vs. Mineralwasser - Reinheit

Mineralwasser wird aus größeren Tiefen unterirdischer Wasservorkommen gefördert und ist damit grundsätzlich besser vor Verunreinigungen geschützt. Gefördertes Mineralwasser unterliegt der Mineral- und Tafelwasserverordnung und muss amtlich anerkannt sein. So betrachtet, darf also von sehr sauberem Wasser ausgegangen werden. Jedoch sind eben auch diese Wasservorkommen nicht vor generellen Umweltbelastungen und Verunreinigungen geschützt (Stichwort Grundwasser).

Regelmäßig werden auch Mineralwasser-Sorten aus den Supermärkten Tests unterzogen. Dabei wird dann auffällig, das Mineralwässer nicht per se absolut rein und frei von ungesunden Substanzen sind. Stattdessen stellte Ökotest zum Beispiel bei einigen Sorten einige wenige bedenkliche Inhaltsstoffe fest. [6]
Dann ist da schließlich noch der Aspekt des Mineraliengehalts. Es wurde bereits erwähnt, dass auch Leitungswasser ganz natürlicherweise bereits Mineralstoffe wie Magnesium, Kalzium und Natrium enthält. Wenngleich dies vielfach (und eigentlich ungerechtfertigt) schlicht als Kalk bezeichnet wird, so sind es doch jene Zutaten, die einem Mineralwasser mitunter seinen Namen geben. Dies ist also nichts weiter als eine Sache des Images.

Ist gefiltertes Leitungswasser gesund?

Um dennoch ruhigen Gewissens aus der heimischen Leitung trinken zu können, setzen immer mehr Verbraucher auf einen Wasserfilter. Dafür gibt es inzwischen mehrere verschiedene Varianten. Die einfachste und auch günstigste sind sogenannte Kannen- oder Tischfilter. Tests zeigen jedoch, dass diese in Sachen Kapazität und Filterleistung oft mangelhaft sind.

Dagegen stellen Aktivkohle-Blockfilter zur Auftisch- oder Untertisch-Installation eine sinnvollere Lösung dar. Dank eines gesinterten Aktivkohleblocks geschieht in der Tat eine gleichermaßen effiziente wie auch effektive Filterung. Entfernt wird dabei der größte Teil der in der Praxis üblichen Schadstoffe – inklusive Mikroplastik, Arzneimittelrückständen und Bakterien. Erhalten bleiben dagegen natürlich Mineralien, die dem Wasser seinen Geschmack geben.

Fazit - offiziell trinkbar aber nicht unbedingt gesund

Abschließend kann die titelgebende Frage mehr oder weniger eindeutig beantwortet werden: Leitungswasser ist in Deutschland nicht generell ungesund – aber auch gewiss nicht gesund. Zumindest sorgen Wasserwerke und die übergeordnete Gesetzgebung dafür, dass es in hinreichend guter Qualität geliefert wird. Jedoch gibt es mehr als nur ein Aber:

Zum einen kümmern sich die Versorger nur um die Einhaltung festgelegter Grenzwerte, während bei weitem nicht alle möglichen Schadstoffe überhaupt berücksichtigt werden. Zum anderen endet die Verantwortung der Wasserwerke am heimischen Wasserzähler. Ab da können die häuslichen Installationen für verschiedenste schädliche Substanzen im Trinkwasser sorgen. (Bleileitungen, Stagnationswasser, Biofilme etc.)

Nichtsdestotrotz bleibt Leitungswasser der klimafreundlichste und günstigste Durstlöscher. Um möglichst gesundes Leitungswasser genießen zu können, lohnt sich daher die Anschaffung eines Wasserfilters. Dabei sind billige Tischfilter oder Kannenfilter weniger geeignet. Effizient und zuverlässig funktionieren hingegen Aktivkohle-Blockfilter.

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