Dieser Artikel erklärt die Risiken, zeigt, wie Sie Bleirohre erkennen und welche Schritte Sie unternehmen können, um Ihre Gesundheit zu schützen.
Strengere Regel und Bleiwerte ab 2026
Die deutsche Trinkwasserverordnung wird kontinuierlich an neue wissenschaftliche Erkenntnisse angepasst. Um die Bevölkerung noch besser vor den Gefahren von Blei zu schützen, treten in den kommenden Jahren entscheidende Änderungen in Kraft.
Die Frist bis 2026: Das Ende für Bleirohre
Mit der Novellierung der deutschen Trinkwasserverordnung (TrinkwV) im Juni 2023 wurde ein klares Zeichen gesetzt: Bis spätestens 12. Januar 2026 müssen alle noch vorhandenen Bleileitungen und sogar bleihaltige Teilstücke in Trinkwasserinstallationen entfernt oder stillgelegt werden. Diese Regelung gilt unabhängig davon, ob der aktuelle Grenzwert eingehalten wird. Die bloße Existenz von Bleirohren stellt zukünftig einen Mangel dar.
Installateure sind zudem verpflichtet, Funde von Bleileitungen dem zuständigen Gesundheitsamt zu melden, sofern sie nicht bereits mit deren Entfernung beauftragt wurden.
Verschärfter Grenzwert ab 2028 für erhöhte Bleiwerte
Derzeit liegt der Grenzwert für Blei im Leitungswasser bei 10 Mikrogramm pro Liter (µg/l) bzw. 0,010 Milligramm pro Liter (mg/l). Dieser Wert wird ab dem 12. Januar 2028 nochmals halbiert. Der neue, verbindliche Grenzwert beträgt dann nur noch 5 µg/l (0,005 mg/l).
Diese Absenkung unterstreicht die wissenschaftliche Einschätzung, dass selbst geringste Mengen Blei gesundheitsschädlich sind. In Häusern mit Bleirohren ist die Einhaltung dieses neuen Grenzwertes praktisch unmöglich, was den dringenden Handlungsbedarf für Eigentümer verstärkt.
Die Gesundheitsrisiken: Warum Blei im Trinkwasser so gefährlich ist
Blei ist ein toxisches Schwermetall, das sich bei regelmäßiger Aufnahme im Körper anreichert und schleichend zu schweren Gesundheitsproblemen führen kann. Anders als bei einer akuten Vergiftung bleiben die Symptome oft lange unbemerkt.
Besonders gefährdete Personengruppen
Die größte Gefahr besteht für die empfindlichsten Mitglieder unserer Gesellschaft:
- Ungeborene, Säuglinge und Kleinkinder: Blei ist nervenschädigend und kann die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigen. Mögliche Folgen sind eine verminderte Intelligenzentwicklung, Lernschwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten. Zudem stört es die Blutbildung.
- Schwangere: Das im Körper der Mutter gespeicherte Blei kann über die Plazenta auf das ungeborene Kind übergehen und dessen Entwicklung gefährden.
Symptome einer Bleivergiftung bei Erwachsenen
Bei Erwachsenen lagert sich Blei vor allem in den Knochen ab und kann über Jahre hinweg im Körper verbleiben. Von dort kann es wieder ins Blut freigesetzt werden. Symptome einer chronischen Belastung können sein:
- Kopfschmerzen und Müdigkeit
- Magen-Darm-Beschwerden
- Schwächegefühl und Reizbarkeit
- Neurologische Probleme wie Taubheitsgefühle
Aufgrund dieser erheblichen Risiken ist es unerlässlich, die Bleibelastung im eigenen Haushalt zu kennen und zu minimieren.
So erkennen Sie Bleileitungen in Ihrem Zuhause
Bleirohre wurden in Deutschland vor allem in Gebäuden verbaut, die vor 1973 errichtet wurden. In Süddeutschland war ihre Verwendung schon früher unüblich, während sie in Nord- und Ostdeutschland länger im Einsatz waren. Wenn Ihr Haus nach 1973 gebaut wurde, ist das Risiko sehr gering. Für ältere Gebäude gibt es mehrere Möglichkeiten, das Material der Wasserleitungen zu überprüfen.
1) Sichtprüfung im Keller: Kontrollieren Sie die Rohrleitungen, die sichtbar sind, oft in der Nähe des Wasserzählers. Bleirohre haben charakteristische Merkmale:
Farbe: Sie sind matt- bis silbergrau. Im Gegensatz dazu sind Kupferrohre rötlich-braun und Stahlrohre meist dunkler oder verzinkt.
Weichheit: Blei ist ein weiches Metall. Sie können es mit einem Messer oder Schlüssel leicht einritzen oder abschaben. Die freigelegte Stelle glänzt silbrig.
Klang: Ein Klopftest mit einem metallischen Gegenstand erzeugt einen dumpfen, satten Ton, während Kupfer- oder Stahlrohre heller klingen.
Verbindungen: Bleileitungen sind oft wulstig verlötet und nicht verschraubt.
2) Fragen Sie den Hauseigentümer oder Verwalter: Wenn Sie zur Miete wohnen, fragen Sie Ihren Vermieter oder die Hausverwaltung nach dem Material der Wasserleitungen. Eigentümer sind verpflichtet, über bekannte Bleileitungen Auskunft zu geben.
3) Wassertest durchführen lassen: Die zuverlässigste Methode ist ein professioneller Wassertest. Dabei wird eine Wasserprobe im Labor analysiert. Um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten, sollte das Wasser vor der Probenahme einige Stunden in der Leitung gestanden haben (Stagnationswasser). Ihr örtliches Gesundheitsamt oder zertifizierte Labore bieten solche Tests an.
Maßnahmen bei Bleibelastung: Was Mieter und Eigentümer tun können
Wenn Sie Bleirohre identifiziert haben oder ein Wassertest eine Grenzwertüberschreitung bestätigt, ist schnelles Handeln gefragt.
Für Eigentümer: Die Pflicht zur Sanierung
Als Eigentümer sind Sie gesetzlich verpflichtet, Bleileitungen in der Hausinstallation bis zur Frist am 12. Januar 2026 zu entfernen. Die sicherste und nachhaltigste Lösung ist der vollständige Austausch der Rohre durch moderne, unbedenkliche Materialien wie Kupfer, Edelstahl oder zertifizierte Kunststoffe. Reparaturen an Bleileitungen sind nicht mehr zulässig. Beauftragen Sie hierfür unbedingt einen qualifizierten SHK-Fachbetrieb (Sanitär, Heizung, Klima).
Für Mieter: Auf Blei testen lassen und Rechte geltend machen
Informieren Sie umgehend Ihren Vermieter schriftlich über den Verdacht oder Nachweis von Bleileitungen und fordern Sie ihn zur Sanierung auf. Bis der Austausch erfolgt ist, können Sie folgende Sofortmaßnahmen ergreifen, um die Belastung zu reduzieren:
- Wasser ablaufen lassen: Lassen Sie das Wasser morgens und nach längerer Abwesenheit so lange laufen, bis es konstant kühl aus dem Hahn kommt. Dieses "Stagnationswasser" enthält die höchste Bleikonzentration. Verwenden Sie es nicht zum Trinken oder Kochen, aber zum Blumengießen oder Putzen.
- Abgepacktes Wasser für Risikogruppen: Schwangere, Säuglinge und Kleinkinder sollten vorsichtshalber nur abgepacktes Wasser trinken, das für die Zubereitung von Säuglingsnahrung geeignet ist.
- Wasserfilter als Übergangslösung: Eine hochwertige Wasserfilteranlage mit Umkehrosmose kann eine wirksame Übergangslösung sein. Solche Systeme filtern Schwermetalle wie Blei zuverlässig aus dem Wasser. Dies ersetzt jedoch nicht die gesetzliche Pflicht des Eigentümers, die Leitungen zu sanieren.
Fazit: Handeln Sie jetzt für sauberes Trinkwasser
Blei im Trinkwasser ist ein ernstes Gesundheitsrisiko, das nicht unterschätzt werden darf. Die neuen gesetzlichen Regelungen schaffen Klarheit: Bleirohre gehören nicht mehr in unsere Häuser. Jeder Einzelne ist gefordert, Verantwortung für die eigene Wasserqualität zu übernehmen.
Überprüfen Sie die Leitungen in Ihrem Zuhause, besonders wenn es vor 1973 gebaut wurde. Führen Sie im Zweifel einen Wassertest durch und ergreifen Sie die notwendigen Schritte zur Sanierung. Ihre Gesundheit und die Ihrer Familie sind das höchste Gut. Warten Sie nicht, bis die Fristen ablaufen – sorgen Sie jetzt für sicheres und sauberes Trinkwasser direkt aus Ihrem Hahn.
Häufige Fragen und Antworten
Lassen Sie das Wasser nach längerer Standzeit ablaufen, verwenden Sie abgepacktes Wasser zur Zubereitung von Säuglingsnahrung, und informieren Sie (bei Mietwohnungen) den Vermieter. Der Austausch der Leitungen ist langfristig Pflicht.
Gesundheitsämter, zertifizierte Labore und spezialisierte SHK-Fachfirmen bieten Wassertests zur Bestimmung von Bleigehalt an. Eine Probe sollte nach mindestens vier Stunden Standzeit genommen werden (Stagnationswasser).
Aktivkohle-Blockfilter oder Systeme mit Umkehrosmose-Technik können Blei zuverlässig entfernen und sind sinnvoll direkt am wichtigsten Entnahmepunkt, z.B. in der Küche. Gesetzlich vorgeschrieben bleibt jedoch die vollständige Entfernung der Bleiinstallationen da jeder Hahn betroffen ist.
Eigentümer sind gesetzlich verpflichtet, für den Austausch der Leitungen aufzukommen. Mieter sollten Ihren Vermieter im Verdachtsfall schnell informieren.
- Deutsche Trinkwasserverordnung - Gesetzliche Fassung von 2023
- Stiftung Warentest (2004) - Neue Umweltkarte: Blei im Trinkwasser
- Umweltbundesamt (2024) - Blei im Trinkwasser
- DVGW - Blei im Trinkwasser
- Umweltbundesamt (2005) - Einträge von
Kupfer, Zink und Blei in
Gewässer und Böden