Lange Zeit waren Schimmelpilze vor allem aus Altbauten bekannt, in denen die Fenster nicht ausreichend dämmten oder die Bausubstanz angegriffen wurde. Mittlerweile ist jedoch klar: Gegen Schimmel sind auch neue Häuser nicht gefeit. Der VPB, der Verband Privater Bauherren, schätzt, dass etwa jeder zweite Neubau bereits in der Bauphase von den lästigen Pilzen befallen wird. Das bedeutet, dass viele Käufer eigentlich überhaupt nicht einziehen dürften. Aber warum entsteht Schimmel während eines Hausbaus - und was können Bauherren dagegen unternehmen?
Der häufigste Auslöser für Schimmel im Neubau ist selbstverständlich Feuchtigkeit in der Baustelle. Besonders im Winter werden Baustellen nicht ausreichend abgedeckt: Viele Anbieter, die auf Schnelligkeit setzen statt auf Qualität, kalkulieren kein ausreichendes Zeitpolster für Baupausen im Winter ein. Auch ein Budget für passende Planen gibt es nicht. Das bedeutet, dass die Baustellen oft wochenlang Schnee und Regen ausgesetzt sind. Die Nässe läuft ins unfertige Haus, steht auf dem Boden und zieht sich die Wände herauf. Nasse Steine bieten später den optimalen Nährboden für Schimmelpilze.
Eine weitere Ursache können unbeheizte und ungelüftete Baustellen darstellen. Materialien wie Estrich und der Innenputz enthalten viel Wasser und müssen erst vollständig trocknen, bevor sie wirklich belastbar werden. Eine solche Trockenphase dauert mehrere Wochen - diese Zeit wird dem Haus jedoch oft nicht gegeben. Bauherren sollten Schimmel vermeiden, indem sie die Baustelle sorgfältig lüften und im Winter außerdem heizen. Dabei muss darauf geachtet werden, dass die Luke zum noch nicht gedämmten Dachstuhl geschlossen bleibt. Ansonsten wird die feuchte, warme Luft aus den unteren Etagen in die kälteren Dachräume gesogen, wo sie kondensiert und die Bausubstanz durchnässt. Später bildet sich an diesen Stellen somit Schimmel.
Und zuletzt kann auch eine mangelhafte Dämmung schuld am entstandenen Schimmel sein. So kann zum Beispiel die Dämmschicht bei der Elektroinstallation zerstört werden oder bereits zu Anfang der Bauarbeiten mangelhaft ausgeführt worden sein. Wenn Sie ein Fertighaus bauen, ist es möglich, dass durch eine unpassende Lagerung nasse Bauteile montiert werden. Fehlt dann die nötige Dämmschicht, kann das Haus es mit der feuchten Wohnungsluft nicht mehr aufnehmen und diese durchnässt die Bausubstanz.
Durch folgende Maßnahmen können Bauherren die Bildung von Schimmel in Neubauten vermeiden:
Vor allem in den ersten Monaten sollte das neue Haus mindestens dreimal täglich stoßgelüftet werden. Dabei ist ein vollständig geöffnetes Fenster Pflicht: Durch gekippte Fenster kühlen nur die Laibungen aus. Dort kann sich dann Feuchtigkeit niederschlagen, was wiederum ein idealer Nährboden für Schimmel ist. Im Sommer ist es außerdem wichtig, Kellerfenster nur nachts zu öffnen, denn die Feuchtigkeit, die die warme Luft am Tag hinein transportiert, kondensiert ansonsten an den kalten Kellerwänden.
Je größer der Temperaturunterschied zwischen dem warmen Innenraum und der kalten Außenluft ist, desto schneller zieht Feuchtigkeit aus dem Haus ab. Daher macht es Sinn, Neubauten gezielt aufzuheizen. Wer Energie sparen möchte, sollte das auf spätere Jahre verlegen: Direkt nach dem Bau ist es deutlich wichtiger, gegen die Schimmelbildung anzukämpfen, statt aus Energiespargründen das Heizen zu minimieren. So sparen Sie Geld, was ggf. für eine spätere Schimmelsanierung fällig geworden wäre.
Ist das Haus noch nicht vollkommen durchgetrocknet, sollten die Möbel nicht direkt an den Außenwänden als auch Innenwänden stehen. Ein Sicherheitsabstand von fünf bis zehn
Zentimetern macht Sinn, damit die Luft zwischen Wand und Möbelstück zirkulieren kann. Aus demselben Grund sollten auch Bilder erst später an die Wände gehängt werden.
Ist der Schimmel einmal entdeckt, sollte der Bau auf keinen Fall einfach fortgeführt werden. Stattdessen macht es Sinn, einen unabhängigen Sachverständigen zu Rate zu ziehen. Dieser kann Art, Ursprung und Stärke des Schimmelbefalls feststellen, zum Beispiel durch eine Messung der Raumluft. Diese zeigt, welche und wie viele Schadstoffe der Pilz abgibt.
Anschließend muss der Schimmel beseitigt werden. Bei kleinen Stellen funktioniert das mit Alkohol oder Wasserstoffperoxid, größere Bereiche zählen zur Verantwortung eines professionellen Sanierungsunternehmens. Dieses kann das befallene Material entfernen und entsorgen. Danach muss die Baustelle langfristig gegen Neubefall abgesichert werden, indem die Ursache des Problems behoben wird.
Viele Werk- und Bauverträge geben dem Bauherren die Schuld an etwaiger Schimmelbildung im Neubau. Das passiert gerade bei Unternehmen für schlüsselfertige Bauten häufig, die dem Käufer die Aufgabe übertragen, die Baustelle zu trocknen. Der Vertrag stellt allerdings eine Absprache über ein Werk dar, für dessen Errichtung das Bauunternehmen verantwortlich ist - dabei gibt es durchaus einen Anspruch auf Mängelfreiheit. Dementsprechend sind Klauseln, die dem Bauherren die Verantwortung zuschieben, nicht zulässig und sollten stets abgelehnt werden. Achten Sie bereits bei der Bauabnahme auf etwaige Feuchtigkeit oder gar Schimmelbefall, damit die Schuld der Baufirma zugewiesen werden kann.
Vielen Dank für diesen Beitrag. Der Bau unseres künftigen Zuhauses beginnt bald. Da ist es gut zu wissen, wie man Schimmel vorbeugen kann. Wir achten auf einen engen Kontakt mit dem zuständigen Bauunternehmen.