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Kolibakterien im Trinkwasser – wie gefährlich ist E. Coli?

Vitalhelden Redaktion
Aktualisiert: 16. Dezember 2022
Lesedauer: 6 Minuten

EPEC, ETEC, EIEC und nicht zuletzt EHEC – diese Begriffe sind inzwischen vielen Menschen bekannt. Die Presse bezeichnet sie als „Killerbakterien“. Hierbei ist vielen nicht bewusst, dass es sich bei den oben genannten Erregern aber lediglich um vier von vielen E. Coli-Stämmen handelt. Sehr weit gefasst, gehören diese wiederum zur Gruppierung der coliformen Bakterien beziehungsweise coliformen Keime.

Die Entdeckungen von E. Coli-Stämmen sind den meisten Fällen ein noch rechtzeitiges Warnsignal vor einer Verunreinigung mit Fäkalien oder Problemen in der Aufbereitung des Leitungswassers. Zuständige Behörden verhängen im Zuge der Kontamination oft ein Abkochgebot für alle betroffenen Haushalte. Wie gefährlich sind Kolibakterien also, woher kommen sie und welche Maßnahmen sind wichtig?

Was sind Kolibakterien, was ist E. Coli etc.?

Innerhalb der Thematik werden stets mehrere verschiedene Begriffe gebraucht, die für Laien zunächst verwirrend erscheinen können. Zu allererst sei also festgestellt, dass es sich bei E. Coli, Kolibakterien beziehungsweise Colibakterien sowie Escherichia (Coli) um eben ein bestimmtes Bakterium handelt, von dem es verschiedene Stämme gibt. Die Bezeichnung coliforme Keime schließlich umfasst eine Vielzahl weiterer Bakterien-Gattungen und schließt die Colibakterien entsprechend mit ein.

Zum genauen Verständnis: Das Bakterium E. Coli gehört zur Gattung Escherichia, welche zur Familie der Enterobacteriaceae gehört, welche wiederum zur Ordnung der Enterobakterien gehört. Da E. Coli selbst von vielen anderen Enterobakterien schwer zu unterscheiden ist, wurde für diese Gesamtheit der Terminus „coliforme Bakterien / Keime“ gefunden.

Zu wissen ist nun noch, dass es wie eingangs erwähnt mehrere einzelne Bakterienstämme von E. Coli gibt. Davon sind die meisten nicht pathogen, sie lösen selbst also keine Krankheit aus. Einige dagegen sind pathogen und so gilt Escherichia Coli als einer der häufigsten Auslöser für Infektionskrankheiten beim Menschen. [1]

Woher kommt eine Kontamination mit E. Coli?

Für gewöhnlich und ganz natürlich kommen E. Coli-Stämme im menschlichen oder tierischen Darm vor. Insofern findet es sich dann schließlich auch den jeweiligen Fäkalien. Auf unterschiedliche Wege können die Fäkalien in die Trinkwasserversorgung gelangen und so das Leitungswasser mit Kolibakterien kontaminieren:

  • Einspülung durch starke Niederschläge
  • Schwachstellen und Löcher in Abwasserkanälen, verursacht u.a. durch Naturkatastrophen oder Rohrbrüche
  • Überreste toter Tiere, u.a. Ratten
  • Lösung coliformer Keime aus Biofilmen in Rohrleitungen, u.a. durch erhöhte Fließgeschwindigkeiten
  • neue beziehungsweise nach langem Stillstand in Betrieb genommene Leitungen
  • mit Bakterien kontaminiertes Oberflächen-, Grund- und Tiefenwasser bei Brunnenanlagen
alte undichte Trinkwasserrohre als Ursache für muffigen Geschmack
Schäden innerhalb des Wassernetzes können zu einer Kontamination führen, von der ein ganzes Wasserversorgungsgebiet betroffen ist. (Bildquelle: Markus Thoenen / istockphoto.com)

In der Praxis ist der Fund von coliformen Bakterien im Trinkwasser durchaus realitätsnah, während die Quelle der Verkeimung nicht immer sofort auffindbar ist. Dies zeigt beispielsweise schon ein Fall aus 2022 in Oberding (Landkreis Erding, Oberbayern). Dort wurde die Verunreinigung im Wasserwerk, welches Tiefenwasser hochpumpt und aufbereitet, bemerkt. [2]

Die Meldung solcher Fälle beunruhigt Verbraucher freilich und stellt die generelle Qualität des Trinkwassers in Frage. Vor allem aber fragt sich an dieser Stelle: Wie gefährlich sind Colibakterien überhaupt?

Welche Symptome gibt es bei Kolibakterien?

Jene E. Coli-Stämme, welche Infektionen hervorrufen können, sind in der Lage, sogenannte Shigatoxine zu produzieren. Dabei handelt es sich um eine Form von Zellgiften, welche zu einem schnellen Zelltod führen. Des Weiteren verfügen vor allem die stark pathogenen Stämme über einen Apparat, der es ihnen ermöglicht, die Zellgifte gezielt in einzelne Zellen zu injizieren.

Da E. Coli vor allem im Darm auftritt, greifen diese Zellgifte die Darmepithelzellen an, die nun die Funktion der Flüssigkeitsabsorption nicht erfüllen können. Hierdurch entsteht der für E. Coli symptomatische Durchfall. Schwerwiegende Entzündungen können bei Wanderungen der Bakterien in andere Körperregionen, etwa die Lunge, die Folge sein. [3]

Interessant:

E. Coli Bakterien können ebenso über diverse andere Wege anstelle des Trinkwassers in den menschlichen Körper gelangen. Zum Beispiel kann eine Infektion bereits durch den Genuss verunreinigter Nahrungsmittel (etwa Hackfleisch) zustande kommen.

Was also tun bei Kolibakterien im Trinkwasser?

Sollten ein Familien- beziehungsweise Haushaltsmitglied länger unter Durchfallerkrankungen leiden, sollte neben dem Arzt auch der zuständige Wasserversorger kontaktiert werden. Anhand dessen kann eine Prüfung des Leitungswassers eingeleitet werden. Vor allem ist dies ratsam, wenn im Zuge des Durchfalls auch blutiger Stuhl oder Bauchkrämpfe auftreten.

Im Falle einer tatsächlichen Verunreinigung des Leitungswassers mit E. Coli, sind deutsche Wasserversorger gemäß der Trinkwasserverordnung verpflichtet, sämtliche Haushalte im Wasserversorgungsgebiet zu warnen. Der in der Trinkwasserverordnung festgelegte Grenzwert für coliforme Bakterien im Leitungswasser liegt bei Null. Nicht zuletzt geht mit der Warnung der Haushalte auch meist ein allgemeines Abkochgebot für Trinkwasser einher.

Viele Versorger testen sogar häufiger auf eine Verunreinigung mit E. Coli, als es vom Gesetzgeber vorgeschrieben ist. Da die coliformen Keime an ein Leben bei Körpertemperatur angepasst sind, pflanzen sie sich im niedrig temperierten Wasser eher nicht fort und sterben nach etwa zwei Wochen. Da sie sich allerdings, sobald aufgenommen, wieder zu vermehren beginnen, findet die Untersuchung bei annähernd Körpertemperatur statt.

Bilden sich bei einer solchen Untersuchung auf den Nährböden Bakterienkolonien, so wird vor einer Verunreinigung gewarnt. In diesem Fall ist der Versorger zudem verpflichtet, die aufgefundenen E. Coli-Stämme näher zu bestimmen. Da E. Coli auch als Warnsignal (Fäkalindikator) fungieren, werden zudem Tests auf weitere Mikroorganismen eingeleitet.

Abkochgebot wegen belastetem Trinkwasser
Das Abkochen von Leitungswasser ist eine der gängigen Maßnahmen bei potentiellen E. Coli-Befall. Zusätzlichen Schutz können Wasserfilter-Anlagen bieten. (Bildquelle: 215944676 von lightsource / depositphotos.com)

Verunreinigungen mit E. Coli in Deutschland

In Deutschland werden lediglich die Daten derjenigen Wasserwerke, die über 5000 Menschen versorgen, dokumentiert. Von diesen Proben sind zum Beispiel im Jahr 2010/2011 ca. 0,2% positiv auf E. Coli getestet worden. Da jedoch nur wenige E. Coli-Stämme für den Menschen gefährlich sind, beläuft sich die Anzahl der Fälle bedrohlicher Erreger im Trinkwasser auf einen Bruchteil dieser Proben.

Somit zeigt sich, dass hierzulande Verunreinigungen eher kein akutes Risiko darstellen. Nichtsdestotrotz gab es im Zeitraum 2010/2011 eine größere EHEC-Epidemie mit insgesamt 53 Todesfällen in Deutschland. [4] Außerdem muss erwähnt sein, dass generell Säuglinge, Senioren, immungeschwächte und chronisch kranke Menschen (etwa Diabetiker) eine Risikogruppe darstellen. [5]

Übrigens...

Auch wenn das übliche Abkochgebot für Leitungswasser bei Verunreinigungen mit E. Coli auf die Gefahren hindeutet, besteht beim Duschen und Baden generell kaum ein Infektionsrisiko. Eine Ausnahme gilt jedoch bei offenen Wunden, etwa beim diabetischen Fußsysndrom.

Maßnahmen gegen coliforme Keime

Der erwähnte Fall aus Oberding veranschaulicht die gängigen Maßnahmen bei einem Fund von E. Coli. Grundsätzlich gibt es seitens der Wasserversorger monatliche Routinekontrollen. Fällt ein Test positiv aus, wird zunächst das Gesundheitsamt informiert. Ausgehend davon kommt es zu einer allgemeinen Abkochverordnung im betroffenen Versorgungsgebiet.

Die jeweiligen Verbraucher erhalten die Information unter anderem durch Pressemeldungen, Radio- und Fernsehbeiträge. Im besagten Fall fungierten außerdem die Feuerwehren der Gemeinden mittels Lautsprecherwagen als Informanten. Zudem informierten Mitarbeiter des Wasserversorgers direkt auch Institutionen wie Seniorenheime, Ärzte, Apotheken und Kindertagessätten.

Werden E. Coli im Trinkwasser festgestellt, kann bei einer Wassertemperatur unter Körpertemperatur immerhin davon ausgegangen werden, dass die Bakterien frisch in die Leitungen eingetragen wurden. Folglich ist es notwendig, Untersuchungen anzustellen, aus welcher Quelle die Kolibakterien in die Leitungen gelangt sind, um die Ursache direkt zu bekämpfen. Die Verunreinigung kann anschließend durch verschiedene Gegenmaßnahmen bereinigt werden:

  • intensives Ausspülen der Leitungen
  • Desinfektion mit Chlor, UV-Licht oder Ozon
  • Nutzung von Aktivkohlefilter
  • Nutzung einer Osmoseanlage
  • Destillation des Wassers

[3]

Entsprechend dieser Maßnahmen können sich auch Privatleute zusätzlich und gezielt vor Infektionen durch Verunreinigungen schützen. Mehrfach genannt wurde bereits das Abkochen des Trinkwassers vor dem Gebrauch. Dafür ist es ausreichend, das Leitungswasser mindestens drei bis fünf Minute kochen lassen.

Der Gebrauch einer Osmosanlage oder eines Aktivkohle-Wasserfilters stellt eine generell sinnvolle Lösung dar. Durch Aktivkohle-Blockfilter etwa wird Leitungswasser direkt vor der Entnahme von vielen verschiedenen anorganischen und organischen Schadstoffen bereinigt. Natürliche Mineralien bleiben in dem gefilterten Wasser jedoch erhalten. Die Filterung geschieht somit ganz im Sinne einer erhöhten Trinkwasserqualität.

Fazit

Eine Infektion mit den gefährlichen Stämmen von E. Coli sollte vermieden werden. Allerdings sind die meisten Stämme für den Menschen ungefährlich und deuten vielmehr allgemein auf verunreinigtes Trinkwasser hin. Vorsicht vor E. Coli ist geboten, wenn eine Wasserleitung neu oder nach längerer Zeit wieder in Betrieb genommen wird. Zudem sind Rohrbrüche, Naturkatastrophen und einige weitere Gegebenheiten mögliche Ursachen einer Kontamination.

Werden E. Coli im Wasser festgestellt, sind Wasserwerke gesetzlich verpflichtet, betroffene Haushalten zu informieren. Bei Unsicherheiten zur Sauberkeit des Trinkwassers lohnt sich vor Gebrauch das Abkochen, um eventuell enthaltene Erreger abzutöten. Wer tatsächliche Anzeichen beziehungsweise Symptome für eine Infektion bemerkt (Durchfall), meldet dies idealerweise dem regionalen Wasserversorger.

Quellen & Weiterführende Informationen
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