Plastik bzw. Kunststoff ist aus unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Von der Brotdose und Kinderspielzeug, über Werkzeuge und Elektrogeräte bis hin zu Kleidung − überall wird das praktische Material verarbeitet. Hinzu kommen Unmengen an Verpackungsmaterialien und Plastiktüten, die nach einmaligem Gebrauch weggeworfen werden.
Das Problem dabei: Plastik ist nicht biologisch abbaubar und reichert sich in Meeren und anderen Ökosystemen an. Die Folgen sind fatal, nicht nur für Umwelt und Tiere, sondern auch für uns Menschen. Denn in Form von Mikroplastik gelangt es in unser Trinkwasser...
Als Mikroplastik werden all jene Plastikpartikel bezeichnen, die kleiner sind als fünf Millimeter (1.000 µm = 1 mm). Meistens sind sie jedoch noch wesentlich kleiner und können mit dem bloßen Auge gerade noch so erkannt werden. Darüber hinaus gibt es Partikel im Mikro- und Nanometerbereich, die ohne Mikroskop gar nicht mehr sichtbar sind.
Dabei ist Mikroplastik ein Überbegriff für verschiedene Kunststoffpartikel organischer Verbindungen. In der Chemie werden sie Polymere (langkettige Kohlenwasserstoffverbindungen) genannt. Bekannte Beispiele sind Polyethylenterephthalat (PET) und Polyester.
Primäres Mikroplastik wird gezielt hergestellt und findet Anwendung in der Industrie. Beispielsweise zählen dazu die sogenannten Basispellets als Ausgangsmaterial für die Kunststoffproduktion. Aber auch in der Kosmetikindustrie wird Mikroplastik als Füllmaterial oder zur mechanischen Reinigung als Schleifmittel eingesetzt. Typische Beispiele sind Peeling-Produkte oder Zahnpasta. Als Bindemittel wird es teilweise auch in flüssiger Form eingesetzt.
Sekundäres Mikroplastik entsteht durch Zerfall und Abrieb größerer Plastikteile, etwa aus Verpackungen und Tüten. Denn Plastik ist zwar kaum biologisch abbaubar, wird jedoch durch chemische und physikalische Prozesse, wie UV-Strahlung, Strömung oder Reibung, in winzige Fragmente zerlegt.
Plastik und insbesondere Mikroplastik ist zu einem globalen Umweltproblem geworden. Durch achtlosen Wegwerfen von Müll durch die Gesellschaft und unzureichende Entsorgungs- und Recyclingsysteme wird Plastik in Umwelt und Weltmeere angereichert.
Darüber hinaus spielt der Eintrag über das Abwassersystem insbesondere bei Mikroplastik aus Kosmetikprodukten und synthetischen Textilien eine große Rolle. Die Kläranlagen können die winzigen Partikel nicht vollständig zurückhalten und so gelangen sie unter anderem über Klärschlämme auf Ackerflächen und in Flüsse − und auch auf diesem Wege letztendlich ins Meer.
Dort werden Sie von Meeresbewohnern wie Fischen, Muscheln und sogar Plankton aufgenommen. Auf diese Weise gelangen die künstlichen Partikel in die Nahrungskette - denn von Fisch ernähren sich nicht nur Vögel und Meeressäuger, sondern auch wir Menschen.
Problem:
Mikroplastikpartikel sind schlicht zu klein um von den Wasserwerken gefiltert zu werden!
Doch Mikroplastik befindet sich nicht nur auf unserem Teller. Auch im Trinkwasser kann es vorkommen. Zwar gilt dieses in Deutschland als das am stärksten kontrollierte Lebensmittel, doch die Kläranlagen sind nicht für das aktuelle Ausmaß an Schadstoff-Eintrag ausgestattet.
Die Qualität des Trinkwassers beruht auf Grenzwerte für Schadstoff-Konzentrationen, die in der Trinkwasserverordnung festgelegt wurden. Doch das heißt nicht, dass keine Schadstoffe enthalten sind und viele der neuen Umweltgifte sind zudem noch nicht ausreichend in diese Verordnung integriert.
Der Journalistenverbund "Orb Media" greift das Thema "Mikroplastik im Trinkwasser" in einer globalen Untersuchung auf. Danach konnte auf allen Kontinenten der Welt Mikroplastik im Trinkwasser identifiziert werden. Zwar gilt diese Studie zu Recht als stark umstritten, nichtsdestotrotz wäre es naiv zu glauben, dass Mikroplastik grundsätzlich vor unserem Trinkwasser halt macht.
Zumal die Umweltbelastung bisher leider nicht geringer, sondern immer stärker wird. Fehlende bzw. unzureichende Studien, sollte man in diesem Fall daher nicht als Entwarnung sehen, sondern lediglich als Anlass genauer nachzuforschen.
Die Partikelgröße von Mikroplastik ist an dieser Stelle entscheidend, diese eindeutig zu definieren ist allerdings schwierig und die Literatur nicht eindeutig. Allerdings lässt sich aufgrund der Herkunft durch Zersetzung und Abrieb (sekundäres Mikroplastik) abschätzen das die Kunststoffpartikel im Bereich von 2 - 10 µm liegen. Viel kleiner werden sie eher nicht, da rein physikalisch die entsprechende Partikelmasse für weiteren gegenseitigen Abrieb fehlt.
Somit können alle Filter die eine kleinere Porengröße besitzen, derartige Kunststoffrückstände entnehmen.
Unser Tipp:
Alle unsere Aktivkohlefilter besitzen eine Porenfeinheit von 0,15 – 0,45 µm. Daher ist die Wahrscheinlichkeit einer Rückhaltung sehr hoch.
An Grenzen stoßen die meisten Wasserfilter in Bezug auf die industriell hergestellten Plastikpartikel im Nanobereich (z.B. für Shampoos, Zahnpasta oder Sonnencremes). Diese Nanopartikel sind oftmals so klein (< 0,15 µm), dass sie unterhalb der Partikelrückhaltegrenze liegen und somit nicht gefiltert werden können.
Aktivkohle kann zwar aufgrund seiner adsorptiven Fähigkeiten Kohlenwasserstoffverbindungen (C-H) und somit selbst Pestizide und Arzneimittelrückstände an der Oberfläche festhalten, doch Nanopartikel sind hierfür vereinfacht dargestellt wiederum zu groß. Für eine wirksame Adsorption müssten diese molekular vorliegen.
Derartige Kleinstpartikel kann nur noch die Umkehrosmose entnehmen. Allerdings geht diese künstliche Filterform unserer Meinung mit zu vielen Nachteilen einher. Die potentielle Gefahr durch Nanoplastik in unserem Leitungswasser ist überschaubar. Wir nehmen wesentlich mehr Nanoplastik über belastete Atemluft und vor allem durch die Anwendung der genannten Kosmetikprodukte zu uns. Meistens sogar direkt über die Haut.
Nicht nur die Angst vor Mikroplastik, sondern auch vor anderen Schadstoffen wie Arzneimittelrückstände und Krankheitserreger, lässt viele Menschen zu abgefülltem Mineralwasser greifen. Doch ist das überhaupt sinnvoll?
Unsere Meinung lautet nein. Denn auch hier kann es zu Kontaminationen kommen. Das Problem liegt vor allem an der Plastikflasche selbst, die unter bestimmten Gegenbenheiten Mikroplastikpartikel an den Inhalt abgeben kann − zu diesem Ergebnis kam eine Studie des CVUA-MEL in Münster (Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Münsterland-Emscher-Lippe).
Im Rahmen dieser Studie wurden 38 Mineralwässer, darunter 22 aus verschiedenen PET-Mehrwegflaschen und Einwegflaschen, auf Mikroplastik verschiedener Größen untersucht. Da Ergebnis: Insbesondere die PET-Mehrwegflaschen wiesen signifikante Mengen an kleinem (50-500 µm) und sehr kleinem (1-50 µm) Mikroplastik auf. Dabei handelte es sich überwiegend um das Flaschenmaterial Polyethylenterephthalat (PET) und Polypropylen (PP), woraus die Deckel hergestellt werden.
Ergebnisse deuten stark darauf hin, dass die Flasche selbst Plastik ins Wasser abgibt. Indem wir trinken, nehmen wir dieses in unsere Körper auf. Lesen Sie auch: Leitungs- versus Mineralwasser.
Abgesehen davon, dass Flaschenwasser uns nicht vor Mikroplastik schützt, trägt der Genuss des verpackten Supermarkt-Produkts natürlich zum Plastik-Problem bei. Darüber hinaus handelt es sich bei vielen Wasser-Marken nicht einmal um Mineralwasser aus einer Quelle, sondern lediglich um sogenanntes Tafelwasser. Das ist nichts anderes als abgefülltes Leitungswasser, was einfach nur teuer vermarktet wird.
Dass wir Mikroplastik zwangsläufig durch unsere Ernährung aufnehmen, lässt sich nicht mehr leugnen. Doch was hat das für Konsequenzen für unsere Gesundheit?
Für die Tierwelt hat der Plastik-Eintrag in die Umwelt bereits verheerende Folgen: größere Plastikteile verstopfen die Verdauungsapparate von Meeressäugern, Seevögeln und Fischen. Die Meerestiere verhungern oder verenden an inneren Verletzungen.
Darüber hinaus wurde in vielen Meerestieren Mikroplastik bereits nachgewiesen, da die Tiere die Teilchen mit Futter verwechseln. Mit dem Plastik gelangen auch andere Schadstoffe in die Organismen, welche Schädigungen in Erbgut und Hormonhaushalt hervorrufen können.
Das hat folgende Gründe:
In welchem Ausmaß Mikroplastik die Gesundheit von uns Menschen gefährdet, ist noch unklar. Laut Trinkwasser-Expertin Ingrid Chorus vom Umweltbundesamt, komme es dabei insbesondere auch auf die Partikelkonzentration an, die wir zu uns nehmen. Die Langzeitfolgen werden sich jedoch wohl erst in Zukunft zeigen.
Förderlich für die Gesundheit ist Mikroplastik jedoch mit Sicherheit nicht. Schließlich handelt es sich dabei um Fremdkörper, die darüber hinaus hervorragend Schadstoffe transportierten und Giftstoffe abgeben. Darüber hinaus sind wir Menschen von den Meeren als intakte Ökosysteme und der Umwelt im Allgemeinen abhängig.
Der ubiquitäre Einsatz von Kunststoff hat dazu geführt, dass selbst unser Trinkwasser nicht mehr 100 % frei von Mikroplastik ist. Zwar warnen Experten vor Panikmache und Hysterie: was die Partikel in unserem Körper anrichten, sei noch zu wenig erforscht und letztendlich immer noch eine Frage der Konzentration.
Dennoch: der Schaden, den diese Verschmutzung unserer Umwelt zufügt, ist unumstritten. Und wir sollten dabei nicht vergessen, dass wir ein Teil des Systems sind. Was der Umwelt schadet, schadet früher oder später immer uns selbst. Außerdem zeigt die Vergangenheit, dass es im Hinblick auf potenzielle Schadstoffe nicht unbedingt ratsam ist, erst auf eindeutige Warnungen zu warten.
Immerhin galt beispielsweise auch Tabakrauch früher aufgrund mangelnder Beweise als unschädlich und wurde lange Zeit verharmlost Heutzutage weiß jedes Kind, dass Rauchen ungesund ist und Krebs auslösen kann.