Das Vorhandensein von Bakterien im Trinkwasser ist für viele Menschen ein Grund zur Sorge. Ein spezieller Keim, der besondere Aufmerksamkeit erfordert, ist Pseudomonas aeruginosa. Obwohl er in der Umwelt weit verbreitet ist, kann sein Auftreten im Trinkwasser ernsthafte gesundheitliche Risiken bergen.
Was ist Pseudomonas Aeruginosa?
Pseudomonas aeruginosa ist ein stäbchenförmiges Bakterium, das fast überall in der Umwelt vorkommt: im Boden, in Gewässern und sogar auf Pflanzen. Es ist bekannt für seine hohe Anpassungsfähigkeit und Widerstandsfähigkeit gegenüber Desinfektionsmitteln und Antibiotika. Diese Eigenschaften machen es zu einem gefürchteten "Krankenhauskeim", da es oft für nosokomiale Infektionen (im Krankenhaus erworbene Infektionen) verantwortlich ist.
Der Keim gehört zu den sogenannten Feuchtkeimen, was bedeutet, dass er sich in feuchten Umgebungen besonders gut vermehren kann. Genau das macht Wasserleitungen, Duschköpfe und Wasserhähne zu idealen Brutstätten, wenn die Bedingungen stimmen.
Wie gelangen Pseudomonaden ins Trinkwasser?
Obwohl die öffentlichen Wasserwerke das Wasser streng aufbereiten, kann es auf dem Weg zum Verbraucher zu Verunreinigungen kommen. Pseudomonas aeruginosa kann auf verschiedene Weisen in Ihr Leitungssystem gelangen:
- Biofilm-Bildung: Das Bakterium ist ein Meister im Bilden von Biofilmen. Das sind schleimige Schichten, in denen sich Mikroorganismen ansiedeln. Diese Biofilme können sich an der Oberfläche der Innenwand von Wasserrohren festsetzen und schützen das Bakterium vor Hitze und chemischen Desinfektionsmitteln.
- Stagnationswasser: Wenn Wasser über längere Zeit in den Leitungen steht (z. B. bei längerer Abwesenheit oder in selten genutzten Leitungen), können sich vorhandene Keime stark vermehren.

Pseuomonas aeruginosa kann sich in allen Leitungen und Armaturen des Wassernetzes ansiedeln – unabhängig vom Material. (Bildquelle: AndreyPopov / istockphoto.com)
- Bauteile und Armaturen: Bestimmte Materialien in Dichtungen, Schläuchen oder Wasserhähnen können das Wachstum von Bakterien begünstigen. Auch unsachgemäße Installationen können Eintrittspforten schaffen.
- Rückverkeimung: Verunreinigungen können von kontaminierten Endgeräten wie Duschköpfen oder Strahlreglern zurück in das Leitungssystem gelangen.
Wie gefährlich sind Pseudomonaden?
Für gesunde Menschen mit starker Immunabwehr stellt Pseudomonas aeruginosa im Trinkwasser in der Regel keine große Gefahr dar. Ein Kontakt führt selten zu einer Erkrankung. Das Risiko steigt jedoch erheblich für bestimmte Personengruppen:
- Immungeschwächte Personen: Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, z. B. nach einer Organtransplantation, während einer Chemotherapie oder bei HIV/AIDS.
- Säuglinge und Kleinkinder: Ihr Immunsystem ist noch nicht vollständig ausgereift.
- Ältere Menschen: Das Immunsystem wird im Alter naturgemäß schwächer.
- Patienten mit Vorerkrankungen: Insbesondere Menschen mit zystischer Fibrose (Mukoviszidose), schweren Verbrennungen oder chronischen Wunden sind hochgradig gefährdet.
Bei diesen Risikogruppen kann eine Infektion zu ernsthaften Erkrankungen führen, darunter Lungenentzündungen, Harnwegsinfekte, Wundinfektionen und im schlimmsten Fall eine lebensbedrohliche Blutvergiftung (Sepsis).
Grenzwert & Nachweis: Wie wird ein Befall festgestellt?
Ein Erregerbefall mit Pseudomonas aeruginosa ist mit bloßem Auge nicht erkennbar. Das Wasser sieht klar aus, riecht und schmeckt normal. Sicherheit gibt nur eine professionelle Wasseranalyse durch ein akkreditiertes Labor.
Der Prozess sieht typischerweise so aus:
- Probenahme: Ein geschulter Probenehmer entnimmt an verschiedenen Stellen (z. B. Wasserhahn in der Küche, Dusche) Wasserproben nach einem standardisierten Verfahren.
- Laboranalyse: Im Labor wird das Wasser auf spezielle Nährböden gegeben. Der Erreger Pseudomonas aeruginosa bildet bei Wachstum charakteristische Kolonien, die oft einen süßlich-aromatischen Geruch aufweisen.
- Befund: Das Ergebnis wird in "koloniebildenden Einheiten pro Milliliter" (KBE/ml) angegeben. Laut Trinkwasserverordnung gilt ein Grenzwert von 0 KBE/100 ml. Jeder Nachweis erfordert sofortige Maßnahmen.
Maßnahmen bei Kontamination im Leitungswasser
Werden Pseudomonaden im Trinkwasser nachgewiesen, ist schnelles Handeln gefragt. Die genauen Schritte hängen von der Konzentration des Befalls und den örtlichen Gegebenheiten ab, umfassen aber meistens:
- Ursachenforschung: Ein Fachmann muss die Quelle der Kontamination identifizieren. Liegt es am Biofilm in den Rohren, dem Wasserzähler, an einer bestimmten Armatur oder an Stagnationswasser?
- Desinfektion: Je nach Ursache und Ausmaß können verschiedene Desinfektionsmethoden zum Einsatz kommen. Eine gängige Methode ist die chemische Desinfektion (z. B. mit Chlor), die jedoch von einem Fachbetrieb durchgeführt werden muss. In manchen Fällen ist auch eine thermische Desinfektion (Spülung mit über 70 °C heißem Wasser) möglich.
- Sanierung: Sind bestimmte Bauteile wie Schläuche oder Dichtungen die Ursache, müssen diese ausgetauscht werden. Bei starkem Biofilmbefall kann eine komplette Sanierung der betroffenen Leitungsabschnitte notwendig sein.
- Kontrolluntersuchung: Nach Abschluss der Maßnahmen muss eine erneute Wasseranalyse den Erfolg bestätigen.
Bis zur Entwarnung durch das Gesundheitsamt oder einen Fachbetrieb sollten Sie als Vorsichtsmaßnahme das Wasser vor dem Trinken oder der Verwendung für die Zubereitung von Speisen abkochen.
Prävention: So schützen Sie Ihr Trinkwassersystem vor dem Bakterium
Vorsorge ist der beste Schutz. Mit einfachen Verhaltensregeln können Sie das Risiko eines Befalls mit Pseudomonas aeruginosa deutlich reduzieren:
- Wasser regelmäßig laufen lassen: Vermeiden Sie Stagnation. Lassen Sie an allen Wasserhähnen mindestens einmal alle 72 Stunden für einige Minuten das Wasser laufen. Das gilt besonders für Gäste-WCs oder selten genutzte Duschen.
- Nach dem Urlaub: Lassen Sie nach längerer Abwesenheit das Wasser an allen Entnahmestellen mehrere Minuten lang kräftig fließen, bis es konstant kühl aus der Leitung kommt.
- Temperaturen beachten: Stellen Sie sicher, dass Ihr Kaltwasser unter 25 °C bleibt und Ihr Warmwasser am Austritt aus dem Speicher über 60 °C hat. Ähnlich dem Schutz vor Legionellen.
- Regelmäßige Wartung: Lassen Sie Duschköpfe und Strahlregler (Perlatoren) regelmäßig entkalken und hygienisch reinigen. Tauschen Sie Duschschläuche alle paar Jahre aus.
- Fachgerechte Installation: Achten Sie bei Neuinstallationen oder Umbauten von Rohrleitungen darauf, dass nur zertifizierte Materialien verwendet werden und die Arbeiten von einem Fachbetrieb ausgeführt werden.
Häufige Fragen und Antworten
Für gesunde Menschen ist das Risiko gering. Immungeschwächte Personen sollten jedoch auf das Duschen verzichten, da die Bakterien über Aerosole (feinste Wassertröpfchen) in die Lunge gelangen können. Das Einatmen stellt das größte Risiko dar.
Nicht jeder Filter ist dafür geeignet. Einige Tischkannenfilter können bei unsachgemäßer Anwendung sogar zu einer Keimfalle werden. Nur spezielle Fein- und Sterilfilter, die am Wasserhahn oder Duschkopf montiert werden, können Bakterien wie Pseudomonas aeruginosa zuverlässig zurückhalten. Sie sind oft eine gute Übergangslösung während einer Sanierung.
Ein positiver Befund sollte immer ernst genommen werden, da er auf ein Hygieneproblem in der Wasserinstallation hinweist. Auch wenn für Sie persönlich kein hohes Risiko besteht, könnten Besucher oder Familienmitglieder zu einer Risikogruppe gehören. Die Beseitigung der Ursache ist daher unerlässlich.
Der Vermieter ist grundsätzlich dafür verantwortlich, eine einwandfreie Trinkwasserqualität bis zur Entnahmestelle (Wasserhahn) sicherzustellen. Der Mieter ist jedoch verpflichtet, durch regelmäßige Nutzung des Wassers Stagnation zu vermeiden. Bei Nachweis liegt die Verantwortung für die Sanierung in der Regel beim Vermieter. Bis zum Gebäude selbst ist der Wasserversorger zuständig.
In der deutschen Trinkwasserverordnung TrinkwV ist ein strenger technischer Maßnahmenwert festgelegt: 0 KBE (koloniebildende Einheiten) in 100 ml Wasser. Das bedeutet, das Bakterium darf im Trinkwasser überhaupt nicht nachweisbar sein.
Pseudomonas-Bakterien sind weltweit in Wasser und Boden verbreitet und bevorzugen feuchte Umgebungen. In Pflegeeinrichtungen finden sie ideale Bedingungen in Trinkwasserinstallationen, Spülen, Duschen, Klimaanlagen und auf anderen feuchten Oberflächen. Starke Biofilme sind mitunter sogar resistent gegen Desinfektionsmittel.
- Deutsche Trinkwasserverordnung - Gesetzliche Fassung von 2023
- Umweltbundesamt (2017) - Empfehlungen zu Pseudomonas aeruginosa
- Technologiezentrum Wasser (2014) - Pseudomonas Aeruginosa in Trinkwassersystemen
- DVGW (2014) - Pseudomonas aeruginosa in Trinkwassersystemen
Auch lesenswert: