Bis 1973 war der Einbau von Bleileitungen zur Trinkwasserversorgung in Deutschland erlaubt. Vor allem in Nord- und Ostdeutschland wurden diese Leitungen verwendet und stellen heute ein Problem dar. Bleirohre können zur Verunreinigung des Trinkwassers führen, was für Sie als Verbraucher gesundheitliche Folgen haben kann.
Besonders für Ungeborene, Kleinkinder und Schwangere ist das Blei schädlich. Der folgende Artikel wird Ihnen die Eigenschaften von Blei, dessen Verbreitung, die Gefahren für Ihre Gesundheit und mögliche Gegenmaßnahmen genauer erläutern.
Was ist Blei und was ist der Verwendungszweck?
Blei ist ein Schwermetall. Schwermetalle sind natürliche Bestandteile der Erdkruste, einige sind sogar lebensnotwendig für uns. Hierzu zählen Zink, Eisen, Mangan und Kupfer. Andere Schwermetalle wie insbesondere Blei und auch Cadmium oder Quecksilber können die menschliche Gesundheit schädigen. Durch Ausspülungen oder industrielle Prozesse gelangen Schwermetalle in die Umwelt und in den Wasserkreislauf. (1)
Das Schwermetall Blei kommt in Erdkruste nur in sehr geringer Konzentration vor, mit einer sehr beschränkten Menge an wirtschaftlich nutzbaren Vorräten. Daher ist die wichtigste Bleiquelle heutzutage das Recycling alter Blei Erzeugnisse. Früher wurde Blei vermehrt in der deutschen Bauindustrie für Wasserleitungen eingesetzt, dies ist jedoch seit 1973 verboten. (2)
Heute ist der größte Abnehmer von Blei die Autoindustrie, gefolgt von der chemischen Industrie. Beispielsweise ist Blei ein wichtiges Material zur Herstellung von Autobatterien. Zudem findet es aufgrund der hohen Dichte Verwendung als Gewicht im Tauchsport und als Schutz vor Röntgenstrahlen in der Medizintechnik.
Transportwege des Bleis in Ihr Wasser
Das natürliche Vorkommen von Blei in deutschen Böden ist sehr gering. Erhöhte Bleibelastungen im Boden haben andere Ursachen. Die durch Abgase bleibelastete Luft sinkt ab und lagert sich auf dem Boden ab. Auch Düngemittel, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden, können mit dem Schwermetall belastet sein. Zudem sind die Böden stillgelegter Industrieanlagen und militärisch genutztes Gelände oft enorm mit Blei belastet. Regen schwemmt dieses Blei im Boden aus und transportiert es in die Gewässer und auch in das Grundwasser in tieferen Erdschichten.
Falls Sie keinen Brunnen haben, der vom Grundwasser gespeist wird, betrifft Sie bleibelastetes Grundwasser allerdings kaum, da es im Wasserwerk gereinigt wird, bevor es in Ihre Hausleitung gelangt. Jedoch können Altbauten mit Bleirohren ein Problem darstellen. Es kann sich Blei im Trinkwasser lösen und so den gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwert überschreiten.
Bleigrenzwert im Trinkwasser und regionale Belastungsunterschiede
Grundsätzlich sorgt die deutsche Trinkwasserverordnung dafür, dass unser Leitungswasser Grenzwerte gewisser Schadstoffe, darunter auch zahlreiche Schwermetalle wie Blei, nicht überschreitet (3). Allerdings ist dies keine Garantie dafür, dass keine Schwermetalle im Trinkwasser enthalten sind.
Der erlaubte Grenzwert von Blei liegt bis Januar 2028 bei 10 µg pro Liter Trinkwasser und wird ab da an durch die auf 5 µg pro Liter gesenkt. Dies hat zur Folge, dass Bleirohre als Trinkwasserleitungen nicht mehr erlaubt sind und ausgetauscht werden müssen. Zunächst muss festgestellt werden, ob der Grund für die Grenzwertüberschreitung die Hausanschlussleitung oder die Hausinstallation ist.
Bei den Leitungen stellen die hauseigenen Rohrleitungen und Armaturen das größte Problem dar. Rohre aus Blei oder Kupfer geben beispielsweise kontinuierlich Schwermetall-Partikel an das Wasser ab.
In einer flächendeckenden Überprüfung von Stiftung Warentest wurde festgestellt, dass vor allem in Nord- und Ostdeutschland, aber auch in Bonn und Frankfurt, das Trinkwasser häufiger den gesetzlich erlaubten Bleigrenzwert überschreitet. (4)
Gesundheitliche Auswirkungen
Schon sehr geringe Bleimengen sind ungesund. Besonders bedenklich kann dabei die weitgehend vom Menschen unbemerkte Belastung des Leitungswassers und die damit verbundene kontinuierliche Aufnahme von Blei sein.
Ein Erwachsener kann das aufgenommene Blei wieder ausscheiden oder lagert es in den Knochen ein. Durch Phasen eines vermehrten Stoffwechsels, wie beispielsweise in einer Schwangerschaft, kann das Blei in den Blutkreislauf geraten. Symptome einer chronischen Bleivergiftung können Müdigkeit, Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit und Verstopfung sein. Zudem kann die Haut des Betroffenen grau-gelblich scheinen.
Sehr gefährdet sind vor allem ungeborene Kinder, Kleinkinder und Schwangere. Das Schwermetall Blei kann die Entwicklung des kindlichen Nervensystems schädigen. Schon eine relativ niedrige Bleikonzentration im Trinkwasser könnte somit die Blutbildung und die Intelligenzentwicklung von Ungeborenen und Säuglingen beeinträchtigen.
Handlungsmöglichkeiten
Durch die Trinkwasserverordnung ist der Transport von Leitungswasser durch Bleirohre verboten, da sonst der Grenzwert von 10 µg/l zwangsweise überschritten werden kann. Für die Einhaltung des Bleigrenzwerts im Trinkwasser ist entweder der Wasserversorger oder der Hausbesitzer verantwortlich. Entscheidend ist, wo die Gesetzesvorgabe überschritten wurde und wer somit für den gesetzlich vorgeschriebenen Rohraustausch sorgen muss.
Für die Hausanschlussleitung übernimmt das Versorgungsunternehmen, für die Hausinstallation der Hausbesitzer die Verantwortung. Falls Sie Mieter oder Hausbesitzer in Nord- oder Ostdeutschland sind, erkundigen Sie sich, wann das Haus gebaut wurde. Nur bei einer Errichtung vor 1973 können sich noch Bleirohre im Gebäude befinden. (5) Zudem können Sie die sichtbaren Leitungen selbst kontrollieren. Bleirohre sind häufig etwas dicker, haben einen bläulichen Schimmer und lassen sich leicht mit einem Messer einritzen. Sind Sie sich unsicher, können Sie auch einen Fachmann aus der Sanitär- und Heizungsbranche hinzuziehen.
Der Test des Wassers durch ein Labor inklusive Probeentnahme ist auch möglich, muss aber selbst finanziell getragen werden.
Kann Blei aus dem Trinkwasser gefiltert werden?
Es besteht die Möglichkeit Blei aus dem Trinkwasser herauszufiltern, dafür können grundsätzlich drei verschiedene Wasserfiltertechnologien genutzt werden, wobei jede Vor- wie auch Nachteile aufweist.
Ionenaustausch
Beim Ionenaustausch werden die Blei-Ionen im Wasser gegen ungefährliche Natriumionen ausgetauscht. Kritisch bei dieser Form der Entnahme ist, dass nur eine begrenzte Austauschkapazität besteht und diese bei vollständiger Sättigung gereinigt und regeneriert werden müssen. Das ist aber nicht das größte Problem, sondern dass die Ionenaustauscher, wenn ihre maximale Kapazität erreicht ist, diese nicht anzeigen. Das birgt immer die Ungewissheit/ Gefahr, dass eine Sättigung unbemerkt bleibt.
Umkehrosmose
Umkehrosmose Filteranlagen nutzen eine sehr feine Membran zur Reinigung des Wassers. Bleiverbindungen wie auch andere Stoffe, schädliche und nützliche wie auch wichtige Mineralstoffe können diese Membran nicht durchdringen und werden somit aus dem Trinkwasser gefiltert. Dieser Prozess erfordert relativ viel Wasser und Energie, zusätzlich ist es erforderlich das Trinkwasser nach der Filterung wieder zu remineralisieren.
Aktivkohlefilter
Aktivkohlefilter machen sich die natürliche Adsorptionsfähigkeit von Aktivkohle zu Nutzen, um gezielt Schadstoffe aus dem Wasser zu filtern. Wie gut dies funktioniert hängt von der Art der Aktivkohle ab. Es ist zu unterscheiden in geschüttete Aktivkohle, wie es bei Tischkannenfiltern verwendet wird und in Aktivkohle-Blockfilter. Die Nutzung von Tischkannenfiltern ist dringend abzuraten aufgrund des recht hohen Verkeimungsrisikos, dieses Problem löst ein Leitungsgebundener Aktivkohle-Bockfilter aus gesinterter Aktivkohle.
Diese Verfügen alleine durch den höheren Aktivkohlegehalt sowie die besondere Fertigungsweise ein vielfach höhere Absorptionsfähigkeit mit gleichzeitig weniger Risiken in der Nutzung. Hier ist lediglich darauf zu achten, die Filterkartuschen regelmäßig zu wechseln, um die volle Filterleistung aufrechtzuerhalten.

Tipp:
Daher empfehlen wir Aktivkohle-Blockfilter zur sicheren Reduktion von Blei und anderen Schwermetallen wie Kupfer und Nickel. Deren zuverlässige Wirkungsweise ist extern geprüft.
FAQs
Wie kommen Schwermetalle wie Blei ins Wasser?
Blei gelangt u.a. aufgrund von Emissionen und Altlasten aus Fabriken, durch Feinstaub sowie über das Regenwasser in das Grundwasser und anschließend so in den Trinkwasserkreislauf. Außerdem geben gewisse Rohrleitungen ihrerseits Schwermetall-Partikel an das Leitungswasser ab.
Wie Leitungen aus Blei erkennen?
Bleileitungen finden Sie nur noch in Altbauten vor 1973. Erste Anlaufstelle ist daher immer der Eigentümer bzw. Hausverwalter. Sie können sich auch eigenständig auf die Suche nach Bleileitungen machen:
- Optisch sofern nicht gestrichen sind Rohre aus Blei silbergrau.
- Sie sind nicht magnetisch.
- Beim Klopfen erklingen diese nicht metallisch sondern eher dumpf.
- Die Oberfläche ist nicht sonderlich hart und kann leicht angeritzt werden. Da Bleirohre so weich sind wurden sie teilweise in geschwungenen Linien verlegt.
- Zusätzlich haben Bleileitungen keine verschraubten Verbindungen sondern auftragende Lötstellen.
Hilft das Abkochen von Trinkwasser gegen zu hohe Blei-Konzentrationen?
Nein, das Abkochen von Trinkwasser hilft nicht gegen eine hohe Konzentration an Blei oder anderen Metallen. Durch das Abkochen können Sie lediglich Bakterien und Keime töten.
Quellen & Weiterführende Informationen
- Institut für seltene Erden und Metalle - Blei - Vorkommen, Gewinnung und Verwendung
- Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit - Schwermetalle
- Deutsche Trinkwasserverordnung - Gesetzliche Fassung von 2023
- Stiftung Warentest (2004) - Neue Umweltkarte: Blei im Trinkwasser
- Umweltbundesamt (2024) - Blei im Trinkwasser