Pures Leitungswasser gilt nach wie vor als das beste Getränk zur Deckung des täglichen Flüssigkeitsbedarfs. Die dafür stets aufgeführten Vorteile gegenüber etwa Mineralwasser aus dem Handel sind vielfältig und schon allein die Klimabilanz ist ein bedeutsamer Aspekt. Vor allem aber wird immer wieder auf die hohe Qualität hingewiesen.
Leitungs- beziehungsweise Trinkwasser gilt in Deutschland als streng kontrolliertes Lebensmittel. Nichtsdestotrotz kommt es vor, dass das Wasser aus dem heimischen Hahn diverse Mangel aufweist – sei es auch nur im Geschmack. Spätestens dann kann ein Wassercheck sinnvoll sein. Tatsächlich haben Verbraucher verschiedene Möglichkeiten ihr Leitungswasser testen zu lassen beziehungsweise Trinkwasser zuhause zu testen.
Wie erwähnt, hat Leitungswasser hierzulande im Allgemeinen ein relativ gutes Image, auf das auch viele Experten immer wieder hinweisen. Ihr Hauptargument in diesem Diskurs ist zumeist die Trinkwasserverordnung. Darin sind in der Tat viele verschiedene Qualitätsstandards für das Trinkwasser festgesetzt, an die sich die regionalen Wasserversorger halten müssen.
Demnach werden in Wasserwerken schon routinemäßig und in regelmäßigen Abständen Wasseranalysen in großem Umfang durchgeführt. Je nach Resultaten reagieren die zuständigen Institutionen dann direkt und leiten auch notwendige Maßnahmen zur Wiederherstellung der geforderten Qualität ein.
In den meisten Fällen merken Verbraucher fast nichts davon, dass ein Wassertest im Werk zu Auffälligkeiten führte. Nur in wenigen Fällen, zum Beispiel bei E. Coli, Legionellen oder ähnlichen Bakterien im Trinkwasser, kommt es mitunter zu Warnungen an die betroffenen Haushalte sowie einem Abkochgebot für Trinkwasser.
Ein bedenkenswerter Aspekt der Qualitätssicherung durch die Wasserwerke ist allerdings der, dass die Trinkwasserverordnung keinesfalls eine Schadstofffreiheit vorschreibt. Vielmehr beinhaltet sie für verschiedene Schadstoffe nur Grenzwerte. Das heißt, in gewissen Konzentrationen werden Schwermetalle, Chlor, Nitrat und weitere Verunreinigungen toleriert. Derweil gibt es für andere bedenkliche Inhalte, etwa Mikroplastik, bisher gar keinen Grenzwert.
Außerdem müssen freilich die vom Versorger festgestellten Messwerte nicht mehr denen entsprechen, die letztlich am heimischen Wasserhahn bestehen. Denn die Zuständigkeit der Wasserwerke endet an der Wasseruhr eines Haushalts. Ab diesem Punkt können die hauseigenen Installationen und Armaturen die Wassergüte noch entscheidend beeinflussen.
Es gibt also einige gute Gründe, aus denen der selbst initiierte Test des eigenen Leitungswasser sinnvoll ist. Zumal bestimmte Situationen diesen sogar mehr oder weniger obligatorisch machen:
Bei all diesen Gegebenheiten kann es entweder sein, dass bestimmte Verunreinigungen ins Leitungswasser gelangen oder aber die gesetzlich zulässigen Grenzwerte nicht den eigenen Anforderungen genügen.
Wichtig zu wissen:
So, wie die Wasserversorger nicht mehr für Veränderungen der Wasserqualität nach der Wasseruhr eines Haushalts zuständig sind, so unterliegt auch die Handhabe mit privaten Brunnenanlagen dem jeweiligen Eigentümer. Speziell dahingehend bietet sich ein Wassercheck an.
Getestet werden kann das eigene Trinkwasser auf alle möglichen Schadstoffe wie beispielsweise Schwermetalle, Mineralien, Bakterien, chemische Industriestoffe, Blei, Nitrat, Phosphat und Uran. Auch die Gesamthärte kann im einzelnen überprüft werden, wobei stets zu wissen ist, dass die Wasserhärte für den gesundheitlichen Aspekt des Wassers wenig bis gar keine Bedeutung hat.
Besonders gefragt sind Wassertests, welche die Tauglichkeit des Trinkwassers für Säuglinge bemessen. Ein solcher Baby Wassertest hat den Hintergrund, dass die von der Trinkwasserverordnung erlassenen Grenzwerte für Säuglinge womöglich zu hoch sind. Entsprechend kann ermittelt werden kann, inwieweit die im Trinkwasser enthaltenen Schadstoffe und Mineralien für Neugeborene unbedenklich sind oder nicht.
Andere spezialisierte Wassertests konzentrieren sich unter anderem auf die Ermittlung des pH-Werts, des Härtegrads, des Chlorgehalts sowie des Rost- und Kalkanteils des Wassers oder auf die Anzahl von Keimen. Solche Analysen dienen praktischerweise auch dazu, den Einfluss von möglicherweise veralteten Wasserleitungen festzustellen.
Mehr oder weniger problematisch für Interessierte ist, dass eine ganzheitliche Überprüfung der Wasserqualität mit einigem Aufwand verbunden ist. Das ergibt sich zunächst einmal daraus, das bestimmte Schadstoffe auch bestimmte Tests erfordern. Wer also alle möglichen Messwerte erfahren möchte, muss gegebenenfalls mehrere Wassertests durchführen. Das ist dann freilich auch eine Frage der Kosten.
Außerdem gibt es bedenkliche Stoffe im Trinkwasser, für die eine zufriedenstellende Messung momentan fast gar nicht möglich ist. Speziell Mikroplastik kann hier genannt werden, weshalb dieses auch bisher nicht in der Trinkwasserverordnung berücksichtigt wurde. Erst die Entwicklung neuer Messmethoden bringt hier zukünftig eventuelle Möglichkeiten. [1]
Nicht zuletzt handelt es sich bei einer Messung der Wasserqualität um einen Prozess, der an vielen Stellen (menschliche) Fehler beinhalten kann. Teils braucht es eine möglichst fachliche Handhabe und Sterilität bei der Probenentnahme, damit die Ergebnisse nicht durch nachträgliche Verunreinigungen verfälscht werden.
Ein Teilaspekt der allgemeinen Wasserqualität ist der sogenannte TDS Wert (Total Dissolved Solids), welcher in PPM (Parts per Million) oder Mikrosiemens angegeben wird. Dieser findet auch in der Trinkwasserverordnung Berücksichtigung. In der Stadt München lag der TDS Wert beispielsweise im Januar 2022 bei 269 PPM. [2] Kurz gesagt gibt dieser Wert an, wie viele gelöste Feststoffe sich im Wasser befinden.
Problematisch und wenig aussagekräftig ist dieser Wert vor allem deshalb, weil er keine Information über die Art der Inhaltsstoffe angibt, was zum Beispiel sowohl Mineralien als auch giftige Schwermetalle sein können. Zudem erkennt ein TDS Messgerät keine nicht elektrisch leitfähigen Stoffe – das sind unter anderem Mikroplastik und Rückstände von Pestiziden oder Medikamenten. Für derlei Informationen bedarf es eine wirkliche Analyse.
Wer sein Leitungswasser zuhause testen möchte, findet dafür praktischerweise in fast jeder Apotheke verschiedene Wassertest-Sets und natürlich Beratung zum Thema. Je nach Angebot und Produkt enthält ein Set bereits alles nötige samt Adressat für die Wasserprobe. Ansonsten kann das Apotheken-Personal einen Dienstleister empfehlen.
Zudem gibt es auch im Internet inzwischen vielfältige Möglichkeiten, die sich in Qualität, Umfang und Preis unterscheiden. Idealerweise können Interessierte online also direkt mehrere Angebote vergleichen und nach eigenen Ansprüchen auswählen. Diverse Anbieter wie AquaNatura, Aqa, das ifp Institut für Produktqualität oder IVARIO bieten unterschiedliche Sets für einzelne Schadstoffgruppen oder Kombi-Tests an.
Neben professionellen Wasseranalysen können auch verschiedene Wasserteststreifen genutzt werden. Allerdings sind diese weit weniger umfangreich und weniger für die Bemessung der gesundheitlichen Qualität des Wassers gedacht. Vielmehr werden solche Teststreifen für das Leitungswasser bei Aquarien, Pools oder Brunnen genutzt.
Für derlei Anwendungsbereiche geben die günstigen Streifen Aufschluss über pH-Wert, Gesamthärte, Alkalinität und Schadstoffe wie Nitrat und Nitrit. Eventuelle Keimzahlen oder die Eignung des Trinkwassers für Säuglingsnahrung werden damit also keinesfalls überprüft. Dafür sind ist ein solch schneller Wassercheck aber auch ab etwa 5 € vielfach im Handel erhältlich.
Für die Analysen der Wasserproben sind jeweils Labore zuständig. Bei qualitativ hochwertigen Angeboten handelt es sich dabei auch um akkreditierte Labore (DIN-EN-ISO 17025). Bei diesen dürfen Verbraucher also von einem wissenschaftlichen und der Trinkwasserverordnung entsprechenden Umgang und somit genauen Messwerten ausgehen.
Im Übrigen kann es sich lohnen, im Voraus beim zuständigen Wasserwerk alle möglichen Informationen zur Wasserqualität einzuholen und diese dann gegebenenfalls mit den Testergebnissen zu vergleichen. Gravierende Unterschiede können dann auf Schadstoffquellen im eigenen Haus hindeuten.
Wichtig zu wissen:
Vor allem bei Wassertests auf Bakterien und ähnliche mikrobiologische Verunreinigungen sollte auf einen hochwertigen Test-Dienstleister und den sorgsamen Umgang mit der Probe wert gelegt werden. Zudem dürfen solcherlei Proben nur unter bestimmten Bedingungen abgegeben werden.
Im Allgemeinen ist die Handhabe der Wassertest-Sets sehr einfach und laiengerecht. Eine Anleitung gibt jeweils Aufschluss über die korrekte Probenentnahme, ohne dass es zu Verunreinigung der Probe kommt. Diese wird schließlich versandt beziehungsweise in der Apotheke abgegeben.
Anschließend dauert die Wasseranalyse, je nach Umfang, einige Tage. Beim Ivario Kombi-Wassertest beträgt die Bearbeitungszeit beispielsweise sieben Werktage, während für die Wasseranalyse Plus auch eine Expressbearbeitung in drei Tagen möglich ist.
Die Ergebnisse werden schließlich per Post zugeschickt und sind zudem meist auch online abrufbar oder per Mail erhältlich. Bei vielen Anbietern erhalten Verbraucher außerdem Erläuterungen zu den Messwerten.
Wie schon angedeutet, ist der Preis für eine Wasseranalyse abhängig von mehreren Faktoren. Vor allem ist der Umfang des Tests preisbestimmend, also auf welche Schadstoffe das Leitungswasser untersucht wird. Ansonsten spielt die Dauer eine Rolle. Wer möglichst zügig Ergebnisse braucht, zahlt für den Wassercheck entsprechend mehr. Eine ungefähre Übersicht ergibt sich mit der Preisliste einer regionalen Apotheke:
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Wie schon einmal aufgezeigt unterliegen Wassertests von Ivario und ähnlichen Anbietern trotz sinnvoller Intention doch gewissen Einschränkungen. Selbst einmalig erhaltene und akzeptable Werte geben nur teilweise Aufschluss über die tatsächlich vorhandene Wassergüte. Denn es bräuchte mehr als nur eine Stichprobe, um die allgemeine Qualität wirklich einschätzen zu können.
Eine Ausnahme besteht freilich, wenn beispielsweise ein Verdacht auf Bleileitungen im Haus oder zu wenig Mineralstoffe im Wasser besteht. Dann können die erhaltenen Analysewerte informativ sein. Generell jedoch lässt sich sagen: Wer ohnehin um die Trinkwasserqualität besorgt ist, kann direkt auf einen Wasserfilter setzen.
Mit Aktivkohle-Blockfiltern beispielsweise werden Schadstoffe wie Schwermetalle, Rückstände von Pestiziden und sogar Mikroplastik aus dem Trinkwasser gefiltert. Dabei bleiben natürliche und geschmacksgebende Mineralstoffe wiederum erhalten. Da gemäß der Trinkwasserverordnung das Leitungswasser im Prinzip immer geringe Schadstoffmengen enthält, lohnt sich ein solcher Filter in jedem Fall auch ohne vorherige Trinkwasseranalyse.
[1] Technologiezentrum Wasser (2022): Mikroplastik: Neue Methode zur Analyse von Wasserproben. URL: https://tzw.de/blog-details/detail/mikroplastik-neue-methode-zur-analyse-von-wasserproben
[2] Stadtwerke München (2022): Münchner Trinkwasser-Analysewerte. Stand: Januar 2022. URL: https://www.swm.de/dam/doc/wasser/trinkwasser-analysewerte.pdf
[3] Struwwelpeter Apotheke Leipzig (2022): Wasseranalysen. URL: https://www.apostruwwelpeter.de/wasseranalysen/
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