Fast allen Menschen dürfte der Warnhinweis „kein Trinkwasser“ an Brunnen oder öffentlichen Hähnen schon einmal begegnet sein. Viele fragen sich, ob das Wasser in diesem Fall tatsächlich ungenießbar ist und woher eine solche Kennzeichnung eigentlich herrührt.
Besteht ein solcher Hinweis an Wasserleitungen, dann wird es sich in der Regel um „kaltes und erwärmtes Nichttrinkwasser, das aufgrund von Stagnation und/oder alter bzw. falscher Rohrmaterialien nicht mehr für den Genuss von Menschen geeignet ist“, handeln (1).
Um die Bürger vor den Gefahren zu schützen, ist ein solcher Warnhinweis für Betreiber und Verantwortliche Pflicht, sobald aus diesen oder anderen Gründen die Trinkwasserqualität nicht mehr garantiert werden kann (2).
Stagnationsleitungen sind Rohre, die längere Zeit nicht genutzt werden. Beispiele für Stagnationsleitungen sind Wasserleitungen an Schulen und solche in Privatwohnungen, wenn die Wohnung für einen längeren Zeitraum verwaist ist.
Werden die Leitungen nicht benutzt, dann befindet sich das Leitungswasser in dieser Zeit in einem Ruhestatus, wodurch es anfälliger für Bakterienbildung und Aufnahme der Leitungsmaterialien ist.
Besonders Leitungen aus Blei, Kupfer, verzinkten Stahl- und Bleileitungen und minderwertigem Kunststoff sind in diesem Zusammenhang problematisch (3):
Ein Sonderfall sind Stichleitungen, bei denen es sich um ein veraltetes Leitungssystem in größeren Miethäusern handelt. Hier kann das Leitungswasser auch bei aktiven Beanspruchungen stagnieren (4).
Hinzu kommt, dass ruhendes Wasser wesentlich anfälliger als fließendes Wasser für die Herausbildung eines Biofilms als Brutstätte für Bakterien ist. Experten sprechen bei diesem Phänomen von „Biofoulding“.
Wird stagnierendes Wasser nach einem längeren Zeitraum erstmals wieder benutzt, werden mögliche Bakterien und Legionellen abrupt freigesetzt und es kann zu einer temporären Überschreitung der Grenzwerte für Schadstoffe im Kranwasser kommen.
Experten beziffern den Zeitraum für diesen „Stagnationseffekt“ auf bis zu 12 Stunden, der auch in der deutschen Trinkwasserverordnung angegeben ist (ebd.).
Unser Tipp:
Haben Sie für eine längere Zeit eine Leitung nicht benutzt, dann lassen Sie zunächst das Wasser fließen. Hierbei geht die Gesundheit vor den sparsamen Umgang mit der Ressource.
Der Warnhinweis: „Kein Trinkwasser“ ist also nicht unbedingt wörtlich zu nehmen. Vielmehr kann aufgrund der beschriebenen technischen, physikalischen, biologischen und chemischen Zusammenhängen keine Garantie mehr für die Trinkwasserqualität gegeben werden.
Gesundheitliche Probleme müssen also nicht zwangsläufig auftreten, sind aber ähnlich wie beim Russisch Roulette möglich. Wir empfehlen deshalb, die Warnung entsprechend ernst zu nehmen und sich anderer trinkbarer Quellen zu bedienen.
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