Schlechte Luft belastet unser Wohlbefinden und drückt besonders dann aufs Gemüt, wenn sie sich in unseren eigenen vier Wänden ausbreitet. Denn Zuhause wollen wir es schön haben und uns von den Strapazen des Alltags erholen. Muffige Raumluft schmälert hingegen tagsüber unser Wohlbefinden und kann nachts sogar die Ursache für Schlafstörungen sein.
Auch der Begriff der Lebensqualität bezieht sich vor allem auf unser häusliches Glück. Dies gilt besonders in der heutigen Zeit, wo Menschen sich durchschnittlich zwischen 80 und 90 % in Innenräumen aufhalten. Soziologen sprechen angesichts dieses Trends bereits vom “Zeitalter Biedermeier 2.0”.
Schlechte Raumluft kann mehrere Ursachen haben. Wichtig ist es, die Quellen zu erkennen, um diese zu entfernen bzw. durch geruchsneutrale Substitutionsgüter zu ersetzen.
In diesem Artikel gehen wir die möglichen Ursachen für schlechte Raumluft der Reihe nach durch, um Ihnen die Möglichkeit zu geben, der Geruchsbelästigung in Ihrem Haus auf die Spur zu kommen.
Ein Großteil unserer Bausubstanz rührt noch aus den 1950er, 60er und 70er Jahren her. Die Innenstädte waren im Zweiten Weltkrieg stark zerstört worden, sodass ganze Stadtviertel im Zuge des Wiederaufbaus abgerissen wurden und komplett neu entstanden.
Ursache:
Damals wurden Holzschutzmittel, Flammschutzmittel, Lösemittel, Weichmacher (Phthalate), Teerkleber für das Parkett und viele Stoffe mehr verwendet.
Ihr Einsatz galt damals als fortschrittlich und modern und selbst der mit ihnen verbundene typische chemische Geruch hat die Bewohner zum größten Teil nicht gestört. Vielmehr galt er ihnen als Duft des Fortschritts, der für die technologische Aufbruchsstimmung in einer Zeit stand, in der selbst Plattenbauten als Tor zum Paradies galten, denn sie enthielten Strom, Heizung, fließendes Wasser, Müllschlucker und viele andere Annehmlichkeiten mehr.
Die gesundheitsschädliche Wirkung dieser Hilfsmittel war damals noch unbekannt. Niemand wusste darüber Bescheid, dass diese Stoffe unser Wohlbefinden beeinträchtigen, unsere Leistungsfähigkeit herabsetzen, Krankheiten, Allergien und Krebs erzeugen und sogar in unseren Hormonhaushalt und unsere Fortpflanzung eingreifen können. All dies kam erst beginnend mit den 1980er Jahren allmählich ans Licht.
Beispielhaft für diese im naivsten industriellen Stil gefertigten Fertighäusern sind Holzschutzmittel mit Pentachlorphenol (PCP), ein Relikt aus den 1970er Jahren. Dieser chlorierte und aromatische Kohlenwasserstoff dringt über die Haut, die Atemwege und den Verdauungstrakt in unseren Organismus ein.
Die fortdauernde Aussetzung mit dem Holzschutzmittel kann mit der Zeit zu unspezifischen Symptomen wie Übelkeit, Kopfschmerzen, Konzentrationsschwächen, Müdigkeit, Abgeschlagenheit und einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionen führen.
Aber auch Krebs kann im schlimmsten Fall ausgelöst werden. PCP gast besonders in Verbindung mit Feuchtigkeit aus, wo es sich in Chloranisol verwandelt. Kennzeichnend für Chloranisol ist der muffige Geruch. Teergeruch kann wiederum aus der Bausubstanz heraus einen unangenehmen Duft verbreiten, während der Geruch feuchter PVC-Boden an einen Kuhstall erinnern lässt.
Heute ist der Einsatz von Industriegasen wie Lindan und PCP zwar verboten. Dennoch gibt es auch in Neubauten bedenkliche Entwicklungen. Erstens emittieren auch Farben, Kleber und Lacke unangenehm riechende VOC aus. Diese finden sich vor allem in Parketten und Wandverkleidungen, bei denen mehrere Holzschichten aneinander geleimt sind.
Zweitens hat die Anzahl synthetischer Stoffe sogar noch zugenommen, und drittens findet aufgrund der zunehmenden Fugenverdichtung kaum noch ein natürlicher Luftaustausch statt. Der heutige Trend zur Natürlichkeit für die Wohnungsgestaltung ist ein guter Wegweiser, um Schadstoffe und Gerüche zu vermeiden.
Tipp:
Insbesondere reines Massivholz ohne Lacke und andere Behandlungen ist aus ökologischer Sicht ideal.
Neben chemischen Ursachen sind mikrobiologische Zersetzungsprozesse oft für den unangenehmen muffigen Geruch verantwortlich. Solche Microbially Volatile Organic Compounds (MVOC) können vom Schimmelpilz abgegeben werden, worauf sich der muffige Geruch in der Wohnung verbreitet.
Sie sind neben den allergenen Sporen und den Giften (Mytotoxinen) die dritte Gefahrenquelle des Schimmelpilzes und können Allergien wie Krankheiten verbreiten. Auch Bakterien können für solche MVOC verantwortlich sein. Typische Gefahrenherde für diese Entwicklungen sind nasse Altbaukeller und Wasserschäden.
Kadaver von Kleintieren wie Mäusen und Ratten, die in irgendwelchen Luken verendet sind, können einen fauligen Gestank nach Verwesung nach sich ziehen. Hier hilft es, die toten Tiere aufzuspüren und zu entsorgen.
Eine Vorbeugung gegen die Kleintiere sind Katzen und Mäusefallen. Im Fachhandel gibt es bereits gute Geräte, durch welche die Mäuse nicht zu Tode kommen, sondern nur eingesperrt werden, sodass sie später im Wald ausgesetzt werden können.
Praxis-Tipp:
Wenn alte Bücher zu modern beginnen, dann hilft es, sie in einer Plastiktüte zu verstauen und für einige Tage im Gefrierschrank zu deponieren. Danach sollte der Eigengeruch verschwunden sein.
Weitere Quellen von Geruchsbelästigungen stellen Toiletten, undichte Rohre von Abwasserleitungen und defekte Siphons dar. Auch Essensreste, die sich an den Leitungen festsetzen, beginnen mit der Zeit zu riechen.
Waschmaschinen können aufgrund von Ansammlungen von Kleidungsresten, Haaren und Waschmittel an der Gummidichtung ebenfalls einen unangenehmen Eigengeruch entwickeln wie Spülmaschinen, bei denen Essensreste am Sieb, den Schläuche und den Besteckkorb haften.
Essensreste sind meistens auch die Ursache für stinkende Kühlschränke. Hier hilft nur eine gründliche Reinigung, am besten mit chemisch unbedenklichen Hausmitteln wie Essigwasser, Natron und Zitronensäure.
Praxis-Tipp:
Damit sich beim Kochen keine unangenehmen Gerüche ausbreiten, ist die Nutzung der Dunstabzugshaube eine gute Option.
Textilien wie Kleidungsstücke, Decken und Vorhänge haben die unangenehme Eigenschaften, dass sie schnell die Gerüche von Aerosolen in sich aufnehmen und einen Eigengeruch entwickeln. Hier hilft nur eine regelmäßige gründliche Reinigung. Auch bei Teppichen reicht das Absaugen deshalb nicht aus, auch hier hilft nur die Reinigung weiter.
Wäsche, die nach dem Waschgang zu lange in der Waschmaschine verbleibt, kann sich mit den Bakterien in der Waschmaschine verbinden. Schließlich sollte darauf geachtet werden, beim Waschgang nicht bei der Schleuderleistung zu sparen, denn je nasser die Wäsche ist, desto mehr Luftfeuchtigkeit wird beim Trocknen in die Atmosphäre abgegeben, was die Gefahr von Schimmel erhöht und zu einer Geruchsbelästigung in Kleidung und Wohnung führen kann.
Ein Austausch der Raumluft durch richtiges Lüften ist grundsätzlich hilfreich. Es hilft bei der Regulation der Luftfeuchtigkeit und reduziert neben unangenehmen Geruch auch die Schadstoffkonzentration im Raum. Allerdings wird man den muffigen Geruch nur langfristig los wenn die eigentliche Ursache gefunden und behoben wird.
Schließlich können Reinigungsfilter dem Übel schlechter Gerüche an die Wurzel gehen und sie zuverlässig eliminieren. Wir schlagen als Reiniger einen professionellen HEPA-Luftreiniger vor, der nicht nur einen Reinigungsgrad von bis zu 99,995 % aufweisen kann, sondern der als Allrounder es mit allen möglichen unerwünschten Komponenten in der Raumluft aufnimmt, und zwar mit Feinstaub, Grobstaub, Aerosolen, Gasgemischen und Gerüchen.
Manche HEPA-Filter haben zudem einen Aktivkohlefilter in sich integriert, um ihre Leistung speziell gegen miefige Raumluft noch einmal zu optimieren.
1: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wohnen/haus/komischer-geruch-in-der-wohnung-was-tun-wenn-das-zuhause-stinkt-15199179.html?printPagedArticle=true#pageIndex_4
2: https://www.allum.de/stoffe-und-ausloeser/pentachlorphenol-pcp/gesundheitsrisiken
4: https://schimmelprotektor.de/blog/was-sind-eigentlich-mvoc/